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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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keinerlei Garantie, dass dieser Trupp perverser kleiner Mistkerle sie nicht dennoch umbringt, einfach nur der ›Kunst‹ halber, einfach um zu sehen, wie es sich anfühlt.«
     
    John Shepherd fragte Kelly, wo die besten Fotos der Art-Gang-Mitglieder zu finden seien. Er saß wieder in der Bibliothek und wusste nicht, was er tun sollte. Kelly suchte die ›Daily Mail‹ vom Vortag heraus, aber dann fiel ihr ein, dass die Polizei gestern Abend noch neue und, wie sie es nannten, »verbesserte« Bilder herausgegeben hatte. Sie klickte von der Alice-Banned-Website, die sie für Shepherd fast minütlich neu aufrufen musste, zur Nachrichtenseite der BBC. Shepherd sah sich das letzte Bild von »Brady« ganz genau an.
    »Das ist alles völlig durchgeknallt, Kelly«, sagte er, »aber als ich vorhin mit dem Polizisten geredet habe, sah ich vor meinem geistigen Auge plötzlich diesen Wichser vor mir, der mir bei den Brits so auf den Senkel gegangen ist. Du erinnerst dich doch, letztes Jahr?«
    Die Brits im letzten Jahr, die British Music Awards, da war es noch ziemlich frisch gewesen, dass sie angefangen hatte, sich mit Shepherd zu »treffen«. Da war er eben erst zurück nach England gezogen und automatisch zur jährlichen Party der britischen Musikindustrie eingeladen worden. Ziemlich untypisch für ihn, hatte er die Einladung angenommen. Ein paar neue, aufsteigende Bands waren vorgestellt worden, und Kelly erinnerte sich vage daran, dass er so etwas gesagt hatte wie, er wolle die Konkurrenz auschecken, mit der January es hier zu tun habe.
    »Moment, meinst du den Trottel mit der Frau ganz in schwarzem Leder, die er an einer Hundeleine dabeihatte?«
    Trotz der verzweifelten Situation, in der January sich befand, musste Kelly unwillkürlich lächeln.
    »Genau den«, sagte Shepherd. »Er behauptete, ein alter Kumpel von Nick Bishop zu sein, aus der Schule oder so. Wie sich herausstellte, hatte er sich reingeblufft, mit einer gefälschten Einladung, falschem Namen und so. Er hatte eine absolut bescheuerte Idee für einen Film und kam uns mitten beim Nachtisch damit.«
    »›Die Geschichte der O‹, John, dieser alte französische Porno. Jetzt erinnere ich mich. Er wollte ihn als urbanes Musical drehen, stimmt’s? In London und New York. Irgendwie so was, völlig bescheuert. Du hast ihn ganz schön abblitzen lassen.«
    Kelly studierte das Bild auf dem Laptop. Abblitzen lassen war vorsichtig ausgedrückt. Shepherd hatte schwer einen in der Krone gehabt und den Typen lautstark aufgefordert, er solle sich verpissen, und als der nicht gleich spurte, hatte er ihm eine Schüssel Himbeerkompott übers Hemd gekippt, und schon waren die Sicherheitsleute aufgekreuzt: Ohne sich darum zu scheren, wer da nun recht hatte und wer nicht, hatten sie alles, was nicht berühmt war, am Kragen gepackt und vor die Tür gesetzt.
    »Aber jetzt, wenn ich mir den Kerl so ansehe, Kel . . . Ich glaube, er ist es nicht. Ich meine, die Haare und die Nase, die waren anders, und keiner veranstaltet doch so einen Zauber, bloß weil irgendein versoffener Rocker mal wieder grob aus der Rolle gefallen ist, oder was meinst du?«
    »Zumindest kein normaler, gesetzestreuer Mensch, John. Ich erkenne ihn auch nicht. Aber du solltest auf deine Intuition hören, halt den Kopf offen für das, was dein Herz dir sagt.«
    »Das klingt mir alles übel nach Santa Monica Canyon. Aber ich sollte Nick kurz anrufen, oder? Ihn fragen, ob er den Kerl wirklich gekannt hat, und dann vielleicht dem Bullen Bescheid geben.«
    Kelly gab ihm sein privates Geschäftshandy.
    »Tu es, John. Wir müssen alles versuchen.«
     

38
    Jacobson versammelte sein Team um sich, nachdem Greg Salter den Einsatzraum verlassen hatte. Nicht in jedem Haus im Acht-Kilometer-Umkreis um Boden Hall war gestern Abend jemand angetroffen worden: Entweder waren die Bewohner nicht zu Hause gewesen oder hatten so spät niemandem mehr die Tür öffnen wollen, nicht mal Leuten, die behaupteten, von der Polizei zu sein. Jacobson wollte eine Liste. Sobald sie fertig war, wollte er ein paar CID-Leute und uniformierte Kollegen losschicken, um noch einmal an jedem dieser Häuser zu klingeln.
    »Und was machen wir?«, fragte Kerr und sprach damit für alle anderen.
    »Wir fahren mit dem Abgleichen fort und hoffen, dabei auf einen Hinweis zu stoßen. Es tut mir wirklich leid, aber das ist nun mal der Stand der Dinge. Es hat keinen Sinn, wie ein Haufen kopfloser Hühner herumzulaufen, nur um Aktivität zu zeigen. Wir bleiben

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