Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
den, den er ihr angeboten hatte. Ohne dazu aufgefordert zu werden, schaltete Casper den Kessel wieder ein und nahm eine weitere Tasse vom Abtropfgestell.
    »Die Bullen haben mich gleich angerufen«, verkündete er. »Sie wollen, dass ich ins Präsidium komme und sehe, ob ich einen von den Mistkerlen identifizieren kann. Dabei meinten sie, sie hätten dich auch gefragt und so weiter. Da dachte ich, es wär das Einfachste, wenn wir zusammen hinfahren. Meine Alte hat mir das Geld fürs Taxi spendiert.«
    Tracey sah Casper an, ihre Mutter und dann wieder Casper.
    »Na klar, selber hast du natürlich keinen Penny in der Tasche, obwohl du doch Freitagnachmittag angeblich gearbeitet und nicht dumm rumgevögelt hast.«
    Casper sah auf den kochenden Kessel. Er wusste, dass sein Gesicht tiefrot anlief und er die beiden jetzt nicht angucken konnte. Sein bisschen Geld war vollständig für den Samstagssuff draufgegangen.
    »Alles wird ab sofort anders«, sagte er leise. »Ich schwör’s, dass es das wird.«
    Das Taxi kam zu spät. Der Fahrer hupte dreimal kurz und ließ den Motor laufen, während er mit geschlossener Zentralverriegelung darauf wartete, dass sie aus dem Haus auftauchten. Etliche Taxifirmen fuhren nicht mehr nach Woodlands hinein, nicht mal bei Tag, und so konnten die anderen sich einiges erlauben und dazu noch stark überhöhte Preise verlangen. Der Fahrer setzte sie beim NCP-Parkplatz ab, näher kam man mit dem Wagen nicht an den Haupteingang des Präsidiums heran. Casper, nüchtern, wie er war, gab kein Trinkgeld und war darauf vorbereitet, dem Wichser einiges an den Kopf zu werfen, wenn der sich deswegen beschweren würde. Aber wie schon während der gesamten Fahrt verlor der Fahrer kein Wort, gab nur das Wechselgeld heraus und machte sich davon. Casper hatte ein komisches Gefühl im Bauch, als sie die Treppe zu der großen Drehtür hinaufgingen. Es war nicht sein erster Besuch bei den Bullen, das ganz sicher nicht. Aber es war das erste Mal, dass er aus freien Stücken da rein marschierte und ohne ein Paar extraenge Handschellen, die ihm in die verdammten Handgelenke schnitten.
    Eine alte Schachtel namens Carole Briggs ernannte sich zu ihrem Aufpasser, oder wenigstens zu dem von Tracey, während sie warten mussten. Sie hatte ein eigenes, kuscheliges Büro ganz für sich, mit Blumenplakaten an den Wänden, Flugblättern mit Beratungshinweisen und Tipps und weiß der Himmel was noch für Gutmenschenscheiß überall. Endlich tauchte der Großkotz von gestern auf, Detective Sergeant Kerr oder so, und brachte sie in ein anderes beschissenes Büro, das zwar kleiner war, dafür aber einen Computer mit einem großen Flachbildschirm hatte. Casper musste sich allerdings erst draußen auf einen Stuhl setzen. Weil sie irgendwie wollten, dass sie sich die Leute einzeln ansahen, und damit Tracey nicht auf was ansprang, das der Großkotz einen »Hinweis« von Casper nannte, oder umgekehrt. Casper fragte ihn, ob er eine rauchen dürfe, aber der Typ sagte Nein, nicht in diesem Teil des Gebäudes, nicht draußen auf dem Flur. Dabei hatte die Briggs-Schnepfe es ihnen in ihrem Büro erlaubt und die Ziggies sogar selbst verteilt. Casper zappelte also rum, ihm war jetzt echt irre heiß, und es juckte ihn überall. Er fühlte sich schlechter als tot, verdammt.
    Aber er musste nicht lange warten und brauchte dann selbst auch nicht lange. Da war noch ein anderer Zivilbulle mit im Raum, der an den Knöpfen drehte. Ein großer, kräftiger Kollege war das. Was sie ihnen auf dem Schirm zeigten, waren Aufnahmen von den Sicherheitskameras im »Club Zoo«. Besonders von der, die alle beim Reinkommen filmte. Zehn Minuten, länger dauerte es nicht, und schon hatte er sie: Das waren sie eindeutig. Die zwei Tussen, die beide echt nicht schlecht aussahen, das musste er zugeben, und vorneweg marschierte der Maklertrottel. Der große Bulle zoomte ihre Fressen ran, und Casper sah sie sich genau an, eine nach der anderen, und dann noch mal, weil er ganz sichergehen wollte, wie er Kerr erzählte. Was doch auch absolut stimmt, verdammt, dachte er. Er wollte sicher sein, dass er die drei wiedererkennen würde. Todsicher. Wann immer. Wo immer.
     
    Adrian hatte sich fürs Erste nur seinen Bademantel angezogen. Seine Sachen vom Abend zuvor steckten längst in der schwarzen Mülltüte in der Ecke des Zimmers und warteten darauf, entsorgt zu werden. Was er heute anziehen wollte, darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Dazu war er noch zu müde. Brady

Weitere Kostenlose Bücher