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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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frostig an, aber im Vergleich zum Vortag war das ebenso eindeutig ein Fortschritt. Da hatte er es dreimal versucht und jedes Mal von ihr zu hören bekommen, er solle sich verpissen und nicht wieder sehen lassen: Diese ganze verflixte Geschichte sei allein sein Fehler.
    »Setz das Wasser auf«, sagte sie, machte die Tür hinter ihm zu und setzte sich an den Küchentisch.
    Das war eine klare Ansage, die fraglos rüde klingen sollte. Casper sagte kein Wort, sondern tat, was ihm gesagt worden war: Er füllte den Kessel mit Wasser, stöpselte ihn ein und drückte den roten Knopf. Er fand ein paar große, saubere Tassen auf dem Abtropfgitter neben der Spüle und holte zwei Teebeutel aus der PG-Tips-Dose, die an ihrem gewohnten Platz auf dem Bord über dem Kühlschrank stand. Seine Hände zitterten leicht, als er das heiße Wasser darüberschüttete, Milch dazugab und den Zucker hineinrührte. Seit er gestern Morgen von der Sache gehört hatte, hatte er keine Benzos mehr eingeworfen. Er gab es nicht gerne zu, aber in einem Punkt hatte der Drecksbulle recht gehabt: Wenn er, Casper, nicht so von der Rolle gewesen wäre, hätte er Tracey vielleicht nicht so genervt, und selbst wenn, hätte er ein besseres Auge auf sie haben können.
    Er stellte eine Tasse vor Denise hin, so hieß Traceys Mum. Casper nannte sie immer nur Mrs Heald, wenn er auch nicht recht zu sagen wusste, warum. Klar, sie war alt, ging vielleicht sogar an die fünfunddreißig, war aber doch nicht ganz schrottreif. Kurz, er hätte nichts dagegen, ihr einen reinzuschieben. Ehrlich gesagt war Dirty Laura auch nicht viel jünger, und Denise sah echt ’ne Nummer (haha!!) sexier aus als sie (und war vor allem nicht so fett). Wenn sie sich etwas Mühe gab, sogar um einiges sexier. Aber sagen wir besser, er hätte nichts dagegen gehabt : Das hatte sich erledigt, so scharf er auch auf sie gewesen sein mochte. Bis vor ein paar Tagen. Er setzte sich ihr mit seiner Tasse gegenüber und fühlte, wie sein ganzer Kopf schwitzte und juckte, juckte und schwitzte, aber er wollte sich den Schweiß nicht abwischen oder sich kratzen und ihr einen Grund dafür geben, wütend zu werden.
    »Ist Tracey da?«, fragte er und achtete darauf, seine Stimme leise zu halten und nicht so zu brüllen wie gewöhnlich.
    Oben im Haus konnte er Wasser laufen hören und nahm an, dass Tracey noch duschte oder sich die Haare wusch. Denise nahm ihn gleich wieder unter Beschuss und schüttelte dabei den Kopf, um ihren Vorwürfen zusätzlich Nachdruck zu verleihen.
    »Als wenn dich das verdammt noch mal kratzen würde. Ich könnte dir so eine reinhauen, das könnte ich wirklich. Da so rausgeschmissen zu werden und sie dann an einem Samstagabend völlig allein in der Stadt zurückzulassen.«
    Casper versuchte erst gar nicht, sich zu verteidigen, obwohl es aus seiner Sicht fair gewesen wäre, mal daran zu denken, wer denn nun wem sein Glas über den Kopf geschüttet hatte. Lass sie reden, dachte er, lass sie einfach reden und steck’s weg.
    Denise hatte fürs Erste gesagt, was sie sagen wollte, nahm einen großen Schluck Tee und knallte die Tasse anschließend auf den Tisch. Schweigend saßen sie sich eine Weile gegenüber. Denise rauchte eine Superking. Sie bot Casper keine an, und Casper bat sie auch nicht um eine. Er trank seinen Tee mit beiden Händen, so war es leichter, die Tasse ruhig zu halten. Endlich hörten sie Schritte die Treppe herunterkommen und sahen beide nervös zur völlig verkratzten Flurtür hinüber. Denise hatte einen Freund, der hin und wieder im Haus war, aber der stampfte herum wie ein verfluchter Elefant, und es war klar, dass er das da draußen jetzt nicht war.
    Tracey kam herein und sah so hübsch aus wie eh und je. Sie trug ihre besten CK-Jeans und ein ordentliches weißes Top. Ihr Haar sah gepflegt aus und glänzte ganz wunderbar. Sie hatte eine tapfere Miene aufgesetzt.
    »Du«, sagte sie und wiederholte es noch einmal lauter. »Du! Bist du endlich wieder nüchtern? Ist Oma Laura es satt, sich von dir um Pillengeld anschnorren zu lassen, und hat dich in die Wüste geschickt?«
    Casper stand auf und bot ihr seinen Stuhl an, obwohl noch zwei andere am Tisch standen.
    »Ich bin mit der alten Schnepfe durch«, sagte er, »und ich meine es ernst. Ich hab sie gestern angerufen und es ihr gesagt. Grade heraus.«
    Denise fragte sie, ob Tracey wolle, dass sie, Denise, ihn vor die Tür setze. Tracey zuckte nur mit den Schultern und setzte sich auf einen anderen Stuhl, nicht auf

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