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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Frank. Fantasien, Halluzinationen? Dinge, die nie wirklich so vorgefallen sind, wie sie uns später dargestellt werden?
    »Ich halte das für keine sehr gute Idee, Greg «, fing Jacobson an, als Clean Harry fertig war. »Diese Entführung hätte ebenso gut zu einer Morduntersuchung führen können. Wenn die . . .«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. DS Kerr kam herein und missachtete damit Salters Weisung, dass niemand seine Montagssitzungen zu unterbrechen habe, es sei denn . . .
    »Tut mir leid, Sir«, sagte Kerr brüsk, »aber ich denke, das wollen Sie sofort hören.«
     

12
    Casper brauchte unbedingt was zu trinken, als sie aus der Bullenstation kamen. Nur ein Glas, erklärte er Tracey, nur eins, um den Kopf wieder auf die Reihe zu bringen. Alles zusammen hatte länger gedauert, als die Bullen, verlogen wie gewohnt, gesagt hatten. Nach den Videobildern hatten sie noch bei der Anfertigung der Phantombilder helfen müssen. Das Ergebnis hatte Casper nicht allzu sehr beeindruckt. Seiner Meinung nach wirkten die Dinger nie wirklich echt. Er entschied sich für den »Brewer’s Rest« in der Silver Street. Der Laden galt als Bullen-Pub, aber das Trinken konnten sie einem auch da nicht verbieten. Sein Geld war schließlich nicht schlechter als Bullengeld. Im Übrigen war es noch nicht Mittag, und die Bude würde nicht mal halb voll sein. Zudem lag der Pub gleich um die Ecke, und da würden sie ganz sicher nicht zufällig wem begegnen, den sie kannten. Tracey konnte darauf im Moment eher verzichten. Casper ging gleich zur Theke und bestellte einen Wodka-Limone, obwohl sie gesagt hatte, sie wolle nichts, und ein Stella Artois für sich. Genau wie er gedacht hatte, war nur etwa eine Handvoll Trinker im Pub. Pensionierte alte Idioten, wie es aussah, die den Tag versoffen und sich vor ihren Särgen drückten. Wie ein Bulle sah keiner von denen aus. Trotzdem trug Casper ihre Gläser an einen Tisch ganz in der Ecke, um ungestört zu bleiben. Tracey folgte ihm.
    Er redete sich ein, dass es ihm nach dem ersten Schluck schon besser ging, und zog seine Zigaretten hervor. Aber es war nur noch eine in der Schachtel, und er wusste, dass Tracey auch keine mehr hatte und er sich nicht einfach eine anstecken konnte, ohne ihr eine anzubieten. Nicht so, wie die Dinge im Moment standen. Er sah in sein Portemonnaie und zählte das Geld, das ihm von der Morgengabe seiner Mutter geblieben war. Wenn sie mit dem Bus zurück nach Woodlands fuhren statt mit dem Taxi, konnte er sich leicht eine Schachtel leisten. Er fragte Tracey, die ihm nicht widersprach, sondern gar nichts sagte, was Casper als Zustimmung wertete. Also ging er hinüber zum Automaten und zog eine Schachtel Marlboro, eine Automatenschachtel mit nur achtzehn Stück. Offenbar wollten sie in den Pubs bald schon das Rauchen ganz verbieten, sagte er zu ihr, holte zwei Zigaretten hervor und versuchte ein normales Gespräch anzufangen. Casper sagte, er glaube nicht, dass das funktioniere. Mann, im Pub entspannte man sich und lachte. Das war doch keine verdammte Gesundheitsfarm. Tracey machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Sie kippte ihren Wodka in einem Zug herunter, hatte offenbar ihre Meinung geändert und ging sich gleich noch einen zweiten holen. Casper begriff, dass sie auch selbst Geld hatte, sicher von Denise. Seit dem Anschiss heute Morgen in der Küche hatte sie kaum zwei Worte mit ihm gewechselt. Andererseits hatte sie aber auch nicht versucht, ihn loszuwerden, war mit ihm zusammen in die Stadt gefahren und hatte geduldig draußen auf dem Flur gewartet, während er mit der Identifikation an der Reihe war.
    Er sah, wie sie mit ihrem Glas zurückkam. Sie sah aus wie Tracey und bewegte sich wie Tracey, aber er fing langsam an, zu glauben, dass sie nicht mehr die Tracey war, die er bis Samstag gekannt hatte. Nicht ergründen konnte er allerdings, ob sie jetzt weniger war oder mehr.
    »Ich weiß immer noch nicht genau, was wirklich passiert ist«, sagte er irgendwann zwischen der ersten und der zweiten Zigarette. »Ich meine, haben sie . . .«
    Tracey schüttelte den Kopf nur ganz leicht: Nein.
    »Ich will mit dir nicht darüber reden, Casper. Ich will’s ihnen nur heimzahlen.«
    »Dabei brauchst du Hilfe, Tracey«, sagte Casper ernst und bedächtig, ohne irgendwas Blödsinniges zu tun, wie seinen Stuhl näher zu ihr hinzurücken oder seine Hand auf ihre zu legen. Das hätte sie nur wieder gegen ihn aufgebracht.
    Sie schüttete den Rest ihres zweiten Wodkas

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