Gleich bist du tot
begraben worden, allerdings in einem Sarg. Der zugehörige Film schloss eine Szene ein, die auf die eine oder andere Weise im Sarg aufgenommen worden war und das Opfer zeigte, wie es um Luft kämpfte und am Deckel kratzte. Vorher hatte die Bande sie aus der Stadt hinaus in ein Wäldchen bei einem Dorf namens Codsall gefahren. Offenbar waren die vier so vorgegangen, dass sie ihr Opfer mit Hilfe der Kamera überwacht und den Sarg erst wieder aus der Erde gezerrt hatten, als die junge Frau das Bewusstsein verlor. Dann hatten sie den Deckel geöffnet und das Weite gesucht.
»Der Sarg sollte mittlerweile beim FSS sein«, sagte DI Monroe, lächelte nicht unbedingt, war aber vielleicht doch etwas besänftigt. »Zwei Männer meines Teams versuchen zudem, den Hersteller ausfindig zu machen. Diese Do-ityourself-Kisten sind hier unten offenbar im Moment der große Renner. Typisch für die Engländer, dass sie auch noch an der Beerdigung sparen wollen. Nützlich an der Sache ist allerdings, dass es nur eine begrenzte Anzahl Produzenten für die Dinger gibt. So könnten wir näheren Aufschluss darüber bekommen, woher die Bande ursprünglich stammt.«
Sexistische Betrachtungen beiseitegelassen, stieg DI Monroe auf einen Schlag um zweihundert Prozent in Jacobsons Wertschätzung. Die ersten hundert bekam sie für ihren Sinn für Humor, die zweiten dafür, dass sie wahrscheinlich recht hatte. Die »Art-Gang«, wie sie von den Kollegen mittlerweile genannt wurde (dank einer Schlagzeile des ›Daily Telegraph‹), stammte nicht aus der Gegend hier, da war er sicher. Deshalb hatte sich trotz der guten Aufnahmen der Überwachungskameras und der Phantombilder auch noch niemand gemeldet und einen der vier Verdächtigen identifiziert. Allerdings sahen sie auch nie genau gleich aus, sondern schienen sich fast schon professionell zu schminken und zu verkleiden. Dennoch, wenn jemand sie wirklich kannte, würde er das doch durchschauen können, oder etwa nicht? Das Problem bestand darin, dass die Medien zwar landesweit über die Fälle berichteten, dass verlässlich aber nur die lokalen Sender und Blätter sämtliche Einzelheiten und Bilder weitergaben, die sie von der Polizei bekamen.
»Das klingt ganz nach dem Stichwort für Sie, Emma«, verkündete Jacobson.
DC Smith und DC Williams hatten sich genauestens mit den gefälschten Führerscheinen und den gestohlenen Kreditkartendaten der Bande beschäftigt, und auch hier war es Jacobsons Hoffnung gewesen, dass sich so etwas wie ein geografisches oder finanzielles Muster herausbildete. Bisher jedoch hatten sie noch kein Glück gehabt. Die entdeckten Kreditkarten waren wenig und nur in Crowby und Birmingham benutzt worden. Emma steckte ihren USB-Stick in den Computer, schaltete den Beamer ein und stellte den Anwesenden vor, was sie bereits wussten oder vermuteten.
»Laut Stand von vor einer Stunde kennen wir drei Kreditkarten, die von den Gesuchten benutzt werden. Aber das heißt nicht, dass sie nicht noch mehr haben, vielleicht Dutzende. Wie Sie sehen, geht es um zwei Visa-Karten und eine MasterCard. Zwei sind auf Männer ausgestellt, eine auf eine Frau. Die Leute gibt es wirklich, sie sind allesamt unschuldig geschädigt, knapp über zwanzig und wohnhaft in Nordlondon.«
»Aber keine der Karten ist auf die tatsächliche Adresse der Leute ausgestellt?«, fragte DI Coleman aus Birmingham.
»Nein, das nicht«, erklärte Emma. »Zum Teil scheint der Trick auf einer ausgeklügelten Abfolge von Postnachsendungen und -umleitungen zu basieren. Sobald sie genug von den Leuten wissen, um sich erfolgreich als sie auszugeben, haben sie bei der Post Nachsendeanträge gestellt.«
Sie betätigte ein paar Tasten, und auf der Leinwand erschien das Bild einer jungen, modisch gekleideten Frau, von der Seite und in Graustufen aufgenommen: Sie wartete an einer glasgeschützten Theke, und ein guter Teil ihres Gesichts wurde von einer großen Sonnenbrille bedeckt.
»Wenn man den Fäden nachgeht, landet man unweigerlich bei einem Postfach in einer Postverteilstelle in Watford, woher auch dieses Bild stammt. Das Fach wurde vor einem Monat eingerichtet und zweimal geleert. Wir glauben, beide Male von dieser Frau.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte DCI Nelson.
»Danke. Die nationale Ermittlungskommission für Identitätsdiebstahl hat uns sehr geholfen. Zum Beispiel haben sie uns vorgeschlagen, die Adressen der Geschädigten mit den Daten der Royal Mail abzugleichen. Auf diese Weise sind wir auf das Postfach
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