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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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ihn nicht anfangen konnte. Er war der Ranghöchste und galt als erfahren und erfolgreich. Im Übrigen war er den anderen insofern ein Stück voraus, als sich der erste bekannte Vorfall in Crowby zugetragen hatte. Emma schüttete ihm einen Kaffee ein, und es war sogar noch genug in der Kanne, um auch selbst in den Genuss einer halben Tasse zu kommen.
    Jacobson setzte sich auf den unübersehbar frei gehaltenen Stuhl am Kopf des Tischs. Außer DC Smith und ihm selbst waren noch vier weitere Beamte im Raum, drei Männer und eine Frau. Vom Namen her kannte Jacobson sie alle, persönlich getroffen hatte er bisher nur zwei: DCI Nelson aus Coventry und DS Barber vom CID Birmingham. Nelson hatte vor einem Jahr zusammen mit Jacobson an einer denkwürdigen Fortbildungsveranstaltung in London teilgenommen. Denkwürdig nicht wegen des Themas (irgendein verquerer Unsinn zur Profilerstellung), sondern wegen einiger netter Trinkabende und des Gefühls männlicher Zusammengehörigkeit. DS Barber war bis zum letzten Jahr noch DC Barber gewesen und hatte zusammen mit Mick Hume an etlichen Mordermittlungen in Crowby teilgenommen, bis er befördert und versetzt wurde. Jacobson schloss aus der Art, wie die beiden miteinander umgingen, dass der Bursche neben ihm DI Coleman, sein Chef, sein musste. Jacobson hatte Emma Smith aus einem triftigen Grund mitgebracht, aber sein erster Gedanke war, dass Coleman genau der Typ war, der einen Wasserträger neben sich wollte, vielleicht um seine großstädtische Wichtigkeit zu unterstreichen. Nelson war allein gekommen, genau wie die Frau aus Wolverhampton, eine gewisse DI Monroe. Offenbar ohne verwandtschaftliche Beziehung zu Marilyn, nach ihrem wenig attraktiven Äußeren zu urteilen. Wer im Glashaus sitzt, dachte Jacobson und trank seinen Kaffee mit großen, langen Zügen aus, um ihn aus dem Weg zu haben.
    Neben Kaffee und zwei Fensterfronten hatte das County-Headquarter auch noch eine Sekretärin mit Laptop zu bieten, die zeitgleich ein Protokoll anfertigen und es direkt anschließend elektronisch an Jacobson, Nelson, Coleman und Monroe schicken würde. Zum Einstieg fasste Jacobson den letzten Stand der Dinge in Crowby zusammen: Seit Samstag hatte es keine weiteren Vorfälle gegeben, und bei den Ermittlungen stand der große Durchbruch noch aus. Die harte, mühsame Polizeiarbeit hatte sich noch nicht ausgezahlt. Dann lehnte er sich zurück und lauschte den Berichten der anderen. Das Opfer in Birmingham war eine zwanzigjährige Kunststudentin gewesen, die seit Montag in der psychiatrischen Abteilung des Queen-Elizabeth-Krankenhauses behandelt wurde, nachdem sie ihrer Einweisung dorthin zugestimmt hatte. Laut Coleman, der sie am Nachmittag noch einmal besucht hatte, sei es mit der Freiwilligkeit aber womöglich bald schon vorbei. Zweimal habe sie bereits versucht, sich etwas anzutun, und sei nun so stark sediert, dass ihre Angaben zum Vorfall und zu ihren Entführern vom polizeilichen Standpunkt aus so gut wie nutzlos seien. Jacobson war nicht überrascht. Er hatte beide Videos der sich selbst als »Kunstterroristen« bezeichnenden Entführer gesehen. Tracey Heald hatte schon äußerst verängstigt gewirkt, aber das war nichts im Vergleich zu der jungen Frau in Birmingham gewesen. Es hatte eine sich hinziehende Szene gegeben, in der ihr eine unsichtbare Hand mit einem scharf aussehenden Küchenmesser Zentimeter um Zentimeter über Brüste und Kehle gefahren war. Ein bisschen mehr Druck, und sie hätten sie aufgeschlitzt. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht hatte wie ein Telegramm direkt aus der Hölle gewirkt. Praktisch bedeutete ihr schlechter mentaler Zustand aber kein unmittelbares Problem für die Ermittlungen. Es gab gute Überwachungsbilder aus dem Pub, wo sie drei ihrer Entführer getroffen hatte. Die beiden Freunde, mit denen sie da gewesen war, um einen schönen, netten Sonntagabend zu verbringen, erinnerten sich an das Trio, und gleich eine ganze Reihe Gäste und Angestellte konnten die Bilder bestätigen. Darüber hinaus hatte es eine solide Information vom Opfer selbst gegeben: das Kennzeichen des BMWs, das sie wie besessen wieder und wieder aufgeschrieben hatte, als wären ihr die Buchstaben und Zahlen auf ewig ins Gedächtnis eintätowiert worden. Das Kennzeichen hatte Colemans Leute direkt zur Ausleihfirma des jetzt schon zweiten gemieteten BMWs geführt, zu Kreditkarteninformationen, Aussagen über die Umstände der Anmietung und den Anmieter. Ärgerlicherweise hatten die

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