Gleich bist du tot
gestoßen, und so gut wie alle Verteilstellen haben Kameras installiert und registrieren Datum und Uhrzeit jeder Postfachöffnung.«
»Was darauf hindeuten dürfte, dass die Bande ihr Hauptquartier in London hat«, meinte Coleman.
Smith sah ihn zweifelnd an, sagte aber nichts dazu, vielleicht weil sie einen so hochfliegenden Mann wie den DI Birminghams nicht korrigieren wollte.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht, alter Junge«, kam Jacobson ihr zu Hilfe. »Zum einen sind die Adressen in Nordlondon breit gestreut, ohne erkennbares Muster. Es könnte einfach sein, dass der Trick, mit dem sie die Informationen über ihre Leute sammeln, am besten im Trüben funktioniert. Vergessen wir nicht, dass da acht Millionen Idioten in einem großen Drecksloch leben, was bedeutet, dass in dieser Stadt jede Art von Betrug und Täuschung besser funktioniert als irgendwo sonst im Land.«
Diesmal lächelte DI Nicht-Marilyn-Monroe.
»Jepp, das ist einleuchtend. Das ist so, als wollte man Fische in einem Fass harpunieren. Je größer das Fass, desto mehr gutgläubige Fische passen rein.«
DCI Nelson sah von seinem Notizbuch auf.
»Tut mir leid, wenn ich etwas schwer von Begriff bin, Leute, aber liege ich richtig, wenn ich sage, die Bande besorgt sich genug Informationen über eine Person, um in deren Namen eine Kreditkarte beantragen zu können, und wenn das Plastikteil ausgestellt wird, lassen sie es sich an eine andere Adresse schicken?«
»Genau so funktioniert es«, antwortete Emma Smith, »oder ein Teil der Post wird von vornherein umgeleitet, und die Bande erfährt auf diese Weise genug über die Leute, um in ihrem Namen einen überzeugenden Kreditkartenantrag stellen zu können. Und so ähnlich kommen sie wohl auch an die Führerscheinnummern. Wie genau das funktioniert, müssen wir erst noch herausfinden, unbedingt. Wir könnten es mit einer computergestützten Hightech-Geschichte zu tun haben. Oder irgendwer wühlt sich durch Mülleimer und Abfallberge.«
Jacobson nickte wieder. Während der letzten drei Tage hatten ihn Smith, Williams und Steve Horton mit immer neuen, fortgeschritteneren Tutorials in Sachen Identitätsdiebstahl bedacht. Und selbst nach all den Jahren bei der Polizei empfand er es nicht als unter seiner Würde, sein neu erworbenes Wissen voller Stolz zu zeigen.
»Das Schöne daran ist, alter Junge, dass der Betrüger eine echte eigene Karte mit offizieller PIN-Nummer erhält und für gewöhnlich mindestens einen Monat hat, bevor der Mensch, dessen Daten er benutzt, etwas davon mitbekommt. Ein weiteres Beispiel dafür, wie sogenannte strengere Sicherheitsmaßnahmen letztlich den Kriminellen das Leben erleichtern.«
Emma Smith projizierte einen neuen Datensatz auf die Leinwand: eine chronologische Liste der illegalen Transaktionen, die mit den Karten durchgeführt worden waren. Soweit bekannt, hatte die Bande bisher zwei Autos gemietet und Miete und Kaution für die Luxuswohnung in der Hutfabrik per Karte bezahlt. Sie waren überzeugt, dass es ein und dasselbe männliche Bandenmitglied war, das den ersten BMW und die Wohnung angemietet hatte. Den zweiten BMW hatte eine Frau gemietet, wahrscheinlich die, die auch das Postfach in Watford geleert hatte. Ganz sicher konnten sie allerdings nicht sein, weil es aus dem Büro des Autovermieters keine Bilder gab. Beide Male war eine weitere Karte als Sicherheit benutzt worden. Interessant sei, betonte Williams, dass die Bande im Übrigen, soweit es eben gehe, mit Bargeld zu arbeiten versuche. Alle drei Karten seien vor jedem anderen Gebrauch mit großen Barentnahmen belastet worden.
»Das Ziel dabei ist offenbar, die elektronische Spur auf ein Minimum zu begrenzen«, schloss sie.
»Die Quintessenz ist also, dass wir es mit einer Gruppe hochorganisierter, wahrscheinlich bestens ausgebildeter Leute zu tun haben«, sagte DI Coleman und stellte damit das Augenfällige fest, was Jacobsons Verdacht nährte, dass der Kollege aus Birmingham mehr Fassade als Substanz bot.
»Wenigstens sehen sie sich selbst so«, sagte Barber und signalisierte damit womöglich eine gewisse Distanz zu seinem neuen Chef. »Dieser ganze Kunstterrorismus-Unsinn verbrämt doch nur die Tatsache, dass wir es mit ein paar Perversen zu tun haben, denen es einen besonderen Kick gibt, Frauen zu quälen.«
DI Monroe schüttelte den Kopf.
»Dabei sind zwei von ihnen selbst Mädels. Das Ganze ist eine äußerst merkwürdige Konstellation.«
»Das ist die zweite große Frage, gleich nach der,
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