Gleichklang der Herzen
möchte es wissen.“
Gewaltsam löste sie ihren Blick von ihm und sah zum Fenster hinüber.
„Ich habe nachgedacht“, begann sie sehr leise. „Sie sind jetzt frei von Lord Kirkhampton … und es kann mich nichts mehr daran hindern, nach Hause zurückzukehren, wie ich … gewollt habe.“
„Ist das wirklich Ihr Wunsch?“, fragte der Marquis.
Romana wusste, dass es das Letzte war, was sie wünschte, wenn sie die Wahrheit sagen würde. Sie wollte bei ihm bleiben. Ihn verlassen, wäre eine Qual, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte.
„Ich werde … ich werde es schon schaffen“, sagte sie mehr zu sich selbst.
„Das beantwortet meine Frage nicht.“
Einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann sagte er: „Beantworten Sie meine Frage, Romana. Möchten Sie mich verlassen?“
„Ich möchte, dass Sie glücklich werden.“
„Und Sie glauben, dass Sie mich glücklich machen, wenn Sie fortgehen?“
„Sie haben es nicht gewünscht … verheiratet zu sein. Ich wollte Sie verlassen, doch Mister Barnham hat gesagt, dass es Ihnen Schwierigkeiten bereiten würde, weil Lord Kirkhampton daraus einen Skandal machen könnte. Doch nun ist er tot.“
„Er ist tot“, stimmte ihr der Marquis zu. „Weil Sie ihn getötet haben, um mich zu retten.“
„Deshalb sind Sie jetzt frei … wie Nicole.“
„Wie Nicole“, wiederholte der Marquis. „Sollen wir zuerst über Nicole reden?“
Er wartete Romanas Antwort nicht ab, sondern begann zu sprechen: „Ich fand Nicole in ihrem Haus, wie ich erwartet hatte. Sie ruhte sich vor der Abendvorstellung aus. Als ich ihr berichtete, dass Lord Kirkhampton tot ist, begann sie zu weinen. Doch es waren Tränen der Erleichterung.“
Romana holte tief Atem, aber sie sagte nichts. Und so fuhr der Marquis fort: „Ich habe mich bei ihr bedankt, dass sie Sie geschickt hat, um mein Leben zu retten. Nicole hat mir erzählt, wie Kirkhampton sie getäuscht und sie immer in dem Glauben gelassen hat, dass sie verheiratet seien. Nicole schämt sich wegen ihres Lebens, das sie mit ihm führen musste.“
„Nicole ist immer gut gewesen“, beteuerte Romana.
„Ich weiß das jetzt“, antwortete der Marquis. „Und ich bewundere sie dafür, dass sie gearbeitet hat, um ihren Vater und ihre Mutter zu unterstützen.“
Romana glaubte, seinem Tonfall zu entnehmen, dass Nicole künftig nicht mehr würde arbeiten müssen. Sie hob den Kopf und sah ihn an, und er las diese Frage in ihren Augen.
„Nicole hat mir erzählt, welche Stellung ihr Vater vor der Revolution in Frankreich gehabt hat. Doch weder ihre Eltern noch sie scheinen zu wissen, dass Bonaparte alle Anhänger des alten Regimes aufgefordert hat, nach Frankreich zurückzukehren. In vielen Fällen hat er ihnen ihre Besitztümer zurückgegeben oder zumindest einen Teil dessen, was während der Revolution konfisziert worden ist.“
„Meinen Sie …“ begann Romana. Aber der Marquis unterbrach sie: „Ich bin deshalb so lange fort gewesen, weil ich Nicole mit zu einem Freund von mir genommen habe. Dem Herzog von Graumont. Der Herzog verlässt England in den nächsten Tagen und kehrt nach Paris zurück. Er erinnerte sich an den Grafen de Prêt, und er will alle Anstrengungen unternehmen, um dem Grafen wieder zu seinem Recht zu verhelfen.“
„Wie schön wäre es, wenn er wieder auf seine Besitzungen zurückkehren könnte!“
„Mein Freund, der Herzog, war sicher, dass man den Grafen mit einer größeren Summe Geldes entschädigen wird, wenn nicht alle seine Besitztümer an ihn zurückgegeben werden können.“
Romana klatschte begeistert in die Hände.
„Oh, ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen! Der Graf und die Gräfin sind immer so freundlich zu mir gewesen, und es würde ihnen jetzt, wo sie sehr krank sind, viel bedeuten.“
„Das sagte auch Nicole“, meinte der Marquis. „Und als ich mich von ihr verabschiedete, war sie überglücklich. Sie hat sich mit dem Herzog heute zum Abendessen verabredet, damit sie noch weiter über diese Angelegenheit sprechen können.“
Romana spürte, wie ihr Herz einen Sprung tat.
Der Marquis konnte heute also nicht mit Nicole zusammen speisen, da sie mit dem Herzog zusammen sein würde.
„Und noch etwas“, fuhr der Marquis fort. „Ich glaube, der Herzog will Nicole noch einigen Mitgliedern der französischen Kolonie in London vorstellen, ehe er nach Frankreich aufbricht. Als Tochter des Grafen de Prêt findet sie dort einen ihrer Herkunft gemäßen Kreis, in dem man sie gern
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