Gleichklang der Herzen
sich inzwischen so viele Dinge ereignet. Erlauben Sie mir, dass ich zuerst meine Reitkleidung ablege und mich umkleide, ehe ich Ihnen erzähle, was Sie sicherlich sehr interessiert?“
„Ja … natürlich.“
Es fiel Romana schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie fühlte nur den Druck seiner Hände und seinen Blick, der den ihren festhielt.
„Es dauert nicht lange“, meinte er mit einem Lächeln.
Er ging durch den Raum und verließ ihn nicht durch die Tür, die er vorhin benutzt hatte, sondern durch eine Verbindungstür zu seinem Schlafgemach.
Romana sah, wie er die Tür hinter sich schloss. Dann grübelte sie verzweifelt darüber nach, Was er ihr wohl sagen würde.
Er war so lange bei Nicole gewesen. Sie mussten sehr viel miteinander gesprochen haben.
Würde er ihr alles berichten, was zwischen ihnen gesagt worden war? Doch er war zurückgekehrt, und das allein war eine unsagbare Freude.
Noch immer blickte Romana auf die Tür zum Nebenzimmer und wünschte sich sehnsüchtig, den Marquis wieder zu sehen. Sie hatte tatsächlich geglaubt, dass er sie Nicoles wegen vergessen hatte. Doch jetzt war er zurückgekommen.
Nun fiel kein Sonnenschein mehr in ihr Zimmer, und der Raum schien dämmerig und still.
Der Marquis kehrte zurück.
Er kam auf ihr Bett zu, und Romana bemerkte, dass er nicht seine gewohnte Kleidung trug, sondern einen langen Mantel aus schwerer Seide. Er wirkte darin noch größer als sonst.
Doch Romana sah nur sein Gesicht und suchte seine Augen. Was würde er ihr nun erzählen?
Er hatte ihr Bett erreicht und blickte auf sie nieder. Ihr Haar fiel offen über ihre Schultern und lag golden auf den Kissen und auf ihrem zarten Spitzennachthemd, das die zarten Rundungen ihrer Brüste kaum verhüllte.
Er schien einen Moment zu zögern. Dann sagte er: „Ich bin sehr müde, Romana. Und möchte gern ausruhen. Glauben Sie, dass ich das bei Ihnen tun kann?“
Romana war verwirrt. Dann sagte sie hastig: „Ja, natürlich …“
Sie rückte zur Mitte des breiten Bettes und glaubte, dass sich der Marquis auf die seidene, mit Spitzen verzierte Bettdecke legen würde. Doch zu ihrer Verwunderung zog er seinen Mantel aus, hob die Decke und legte sich neben sie.
Romana stockte der Atem. Dann begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen, und sie zitterte.
„So ist es viel bequemer“, meinte der Marquis, als er sich in die Kissen zurücklehnte. „Und ich kann Ihnen alles erzählen, was Sie sicherlich gern hören möchten.“
Seine Stimme klang beinahe unpersönlich. Und Romana versuchte ebenfalls, kühl und distanziert zu wirken. Trotzdem zitterte ihre Stimme leicht, als sie sagte: „Natürlich möchte ich gern hören, ob Nicole über die Nachricht froh war.“
Doch gleich, nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, wusste sie, dass Nicole gar nicht anders als froh sein konnte. Sie war von Lord Kirkhampton befreit, und nun konnte sie dem Marquis angehören.
„Ich denke, dass das Wort ,froh’ zu schwach ist, um ausreichend zu beschreiben, was Nicole empfindet“, erwiderte der Marquis.
„War sie … überrascht, Sie zu sehen?“
Romana musste diese Frage stellen.
Sie wollte gern wissen, ob Nicole sich ebenso gefreut hatte, den Marquis wiederzusehen, wie er.
„Ich denke, dass sie darauf gewartet und darum gebetet hat, dass ich meinen Rivalen Kirkhampton besiegen würde.“
„Sie haben ihr erzählt, dass sie nun frei ist?“
„Ich glaube, dass sie gehofft hat, dies würde eintreten. Es wird ihr erster Gedanke gewesen sein, nachdem sie von dem geplanten Überfall erfahren hatte. Es war sehr tapfer von ihr, hierherzukommen und Sie zu warnen.“
Romanas Hände verkrampften sich.
Der Marquis hielt Nicole für tapfer, und sicherlich hatte er sie geküsst, als er ihr das sagte.
Es herrschte Schweigen zwischen ihnen, und der Marquis wandte sich Romana zu.
„Was beunruhigt Sie?“, fragte er.
„Wie … weshalb glauben Sie, dass mich etwas … beunruhigt?“
„Vielleicht bin ich sensibel“, meinte er. „Es ist da etwas. Und ich möchte wissen, was es ist.“
„Es ist … nichts“, begann Romana.
Dann begegnete ihr Blick dem seinen, und sie wusste, dass sie nicht lügen konnte.
Der Marquis hatte sich noch mehr zur Seite gedreht, sodass sein Gesicht dem ihren jetzt sehr nahe war.
„Es ist irgendetwas nicht in Ordnung“, sagte er. „Als ich Sie verließ, waren Sie glücklich, Romana. Ich konnte es spüren. Aber jetzt spüre ich etwas ganz anderes. Sagen Sie mir, was es ist, Romana. Ich
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