Gleichklang der Herzen
reden hörte.“
„Für mich ist es eine Offenbarung“, sagte Romana leise.
Ihr Herz schlug schneller vor Glück, weil der Marquis sie nun zu verstehen schien. Und sie fühlte sich nicht länger allein, was sie seit dem Tod ihres Vaters gewesen war …
Nun lag sie in ihrem Bett und dachte über all das nach, was zwischen ihnen gesprochen worden war. Auch sah sie wieder den rätselhaften Ausdruck seiner Augen vor sich, den er gehabt hatte, als sie Sarne House erreichten und er darauf drängte, dass sie schlafen gehen sollte.
Eine seltsame Erregung und ein tiefes Glücksgefühl erfassten sie.
Als sie die erste Nacht in diesem Bett, in dem sie jetzt lag, geschlafen hatte, hätte sie es nie für möglich gehalten, dass sie jemals so glücklich werden könnte.
Doch dann kam ihr plötzlich ein Gedanke, der sie beunruhigte und quälte: Warum hatte der Marquis es so eilig gehabt, zu Nicole zu fahren?
Sie hatte zwischendurch ganz vergessen, aus welchem Grund der Marquis in jener Nacht in Nicoles Haus gekommen war und dass er sich von Nicole sehr angezogen gefühlt hatte.
Er hatte sie damals zum Abendessen ausführen wollen. Doch Nicole hatte, auf Lord Kirkhamptons Drängen hin, vorgeschlagen, dass sie gemeinsam bei ihr zu Hause dinierten.
Nur weil der Marquis so unfreundlich über Nicole gesprochen hatte, als er erkennen musste, dass er in eine Falle geraten war, hatte Romana vergessen, was die beiden ursprünglich zusammengeführt hatte. Der Marquis hatte ja Nicole als Tänzerin im Covent Garden so hinreißend gefunden, dass er ihr den Hof machte.
Jetzt sagte sich Romana, dass der Marquis seine Bekanntschaft mit Nicole vielleicht erneuern wollte. War das der Grund, weshalb er so schnell vorgeschlagen hatte, ihr die Nachricht von Lord Kirkhamptons Tod persönlich zu überbringen?
Romana schloss gequält die Augen und presste das Gesicht in die Kissen.
Das Glücksgefühl, das der Marquis in ihr erweckt hatte, wurde plötzlich überschattet von dem Gedanken, wieder allein zu sein und, was das Schlimmste war, den Marquis zu verlieren.
Sie hatte schon immer gewusst, dass Nicole viel hübscher war als sie. Nicole konnte besser tanzen und war auch viel unterhaltsamer als sie selbst. Und sicherlich war sie auch klug genug, um zu wissen, wie man einen anspruchsvollen Mann wie den Marquis fesselte.
Er wird sich in Nicole verlieben, dachte Romana plötzlich verzweifelt. Und er wird nicht länger den Wunsch haben, sich mit mir zu unterhalten oder mit mir auszureiten.
Sie schluchzte leise auf. In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie den Marquis liebte.
Sie schalt sich töricht, dass sie es nicht schon früher erkannt hatte. Warum hätte sie sonst auch solche Angst gehabt, dass Lord Kirkhampton ihn töten könnte? Sie hatte ihn retten wollen, weil er ihr so viel bedeutete.
Wieder sah sie die Szene im Wald vor sich, als sie ihn vor Lord Kirkhampton schützte. Auch musste sie an die Gefühle denken, die sie bewegt hatten, als er sie vor sich im Sattel hielt. Nun fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Es war Liebe! Sie liebte den Mann, der sie gehasst und für den sie am Anfang auch nur Hass empfunden hatte. Nun war er davon befreit, an ihrer Seite bleiben zu müssen. Das war nur notwendig gewesen, solange Lord Kirkhampton lebte.
„Nicole ist frei! Und der Marquis ist auch frei“, sagte Romana leise vor sich hin. „Und ich bin die Gefangene meines eigenen Herzens.“
Sie erkannte ganz klar, dass dies die Wahrheit war, auch wenn sie es für unmöglich hielt.
Aber wie konnte sie sich so sehr verändern? Wie konnte eine Frau, die den Mann gehasst hatte, mit dem man sie unfreiwillig verheiratet hatte, sich in ein Wesen verwandeln, das diesen Mann nun mit jeder Faser ihres Körpers liebte, mit jedem Atemzug, den es tat?
Liebe!
Dieses neue Gefühl überwältigte Romana so sehr, dass ihr alles andere daneben unwichtig erschien. Sie hätte am liebsten laut aufgeschrien vor Qual.
Warum habe ich es nicht früher erkannt? Warum habe ich all die Anzeichen nicht verstanden?, fragte sie sich.
Romana dachte an all die Stunden, die sie mit dem Marquis auf Schloss Sarne allein verbracht hatte, und sie konnte sich nicht verzeihen, dass ihr diese Stunden nicht kostbarer erschienen waren.
Sie war mit ihm nach London zurückgefahren und hatte das Glück, in seiner Nähe zu sein, wie strahlendes Sonnenlicht genossen. Doch hatte sie nicht begriffen, dass es Liebe war, die sie fühlen ließ, dass sie sich sehr nahe waren.
Nun
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