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Gleis 4: Roman (German Edition)

Gleis 4: Roman (German Edition)

Titel: Gleis 4: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Hohler
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belästigen – sie ist nicht allein! Ist das klar?«
    Mit gerötetem Gesicht kam sie zurück zum Tisch. »Das war wieder der anonyme Macker, der irgendwas von dir will, aber dem hab ich’s gegeben.«
    Véronique nickte erstaunt und anerkennend und fragte dann, worum es gegangen sei. Sarah fragte ihre Mutter, ob denn Véronique das Handy ihres Mannes noch nicht zurückbekommen habe, worauf Isabelle sagte, sie habe es ihr heute Abend geben wollen.
    »Okay, so this is yours«, sagte Sarah und schob es Véronique über den Tisch, »it belonged to your husband.«
    Nein, sagte Véronique, Martins Handy habe sie schon, es sei im Hotel gewesen.
    Nun erzählte ihr Isabelle, wie sie zu diesem Handy gekommen war, und wie da plötzlich einer dran gewesen sei, der offenbar diese Nummer kannte und Martin daran hindern wollte, zur Beerdigung von Mathilde Meier zu kommen, also die Beerdigung, deretwegen Martin in die Schweiz gereist war. Im Übrigen habe er sie nach Marcel gefragt, nicht nach Martin.
    »Und hast du ihm gesagt, er sei tot?«
    »Ich kam nicht dazu, nein, auch auf dem Friedhof nicht.«
    »Wieso auf dem Friedhof? Was hast du auf dem Friedhof gemacht?« Sarah war richtig aufgebracht, und Isabelle wurde klar, dass sie diese Episode, die sie sowohl ihrer Tochter als auch Véronique verschwiegen hatte, nun erzählen musste. Dass sie sich als Marcels Freundin ausgegeben hatte, ließ sie allerdings aus.
    »Also ist es ein Sohn von Mathilde Meier, der Martin sucht«, sagte Sarah, nachdem sie die Geschichte gehört hatte.
    »Das hat er nicht zugegeben«, sagte Isabelle, »und er sucht Marcel, den Martin von früher.«
    Sarah wurde heftig: »Du musst ihm unbedingt sagen, dass er tot ist, und dass du damit nichts zu tun hast!«
    »Das werde ich«, sagte Isabelle, »das werde ich, sobald er wieder anruft.«
    »Ich hab ihm grad gesagt, er soll nicht wieder anrufen.«
    Isabelle seufzte. »Das hab ich gehört.«
    Véronique fragte nun, ob sie richtig gehört habe, dass Martin in seiner Schweizer Zeit Marcel geheißen habe.
    Ob sie das nicht gewusst habe, fragte Isabelle.
    Véronique schüttelte ratlos den Kopf.
    Als Sarah sie nun nach dem fragte, was sie von Martins früherem Leben wusste, erhielt sie dieselbe Antwort wie Isabelle. Nichts habe er ihr erzählt, gar nichts, er habe sie auch gebeten, nicht danach zu fragen, habe ihr aber versichert, er habe nichts Schlechtes getan.
    Sarah blickte auf ihren Teller mit dem halb gegessenen Stücklein Lachs und nahm Messer und Gabel wieder in die Hand. Dann legte sie das Besteck gleich wieder hin, stand auf, hastete zur Wohnung hinaus, ohne die Tür zu schließen, und rannte das Treppenhaus hinunter.
    »Sarah!«, rief Isabelle und ging zur Wohnungstür, »was ist los?«
    Als Sarah nach ein paar Minuten zum Lift heraus trat, sagte sie ihrer Mutter, also, sie gebe ihr jetzt ein Signalement des Anrufers durch, ca. 175 cm groß, leicht vorgebeugt, ein eher plattes Gesicht, stechender Blick, wahrscheinlich über 70jährig, dunkelbraune Jacke, dunkelbrauner Filzhut.
    Isabelle lächelte, verständnislos.
    »Sicher könnte er das sein, oder auch nicht. Auf dem Friedhof war er schwarz gekleidet. Wie kommst du denn darauf?«
    So einer habe unten bei den Briefkästen gestanden, als sie gekommen sei, sagte Sarah, leider sei er jetzt weg.
    Der könne doch gar nicht wissen, wo sie wohne, sagte Isabelle.
    »Warum nicht?«
    »Er hat nur diese Handynummer, und er weiß nicht, wie ich heiße.«
    Sarah fragte nach den andern Angehörigen, die bei der Beerdigung waren, und Isabelle versuchte die Gruppe in Gedanken wieder zusammenzusetzen.
    »Aha«, sagte Sarah, als sie vom Halbwüchsigen erzählte, »den könnte er dir doch nachgeschickt haben.«
    Isabelle schwankte zwischen Verärgerung und Verzweiflung.
    »Ach was, ich hab die Leute ja gar nicht mehr gesehen!«
    »Aber sie dich, vielleicht.«
    »Und was heißt das?«
    »Was weiß ich? Aber glaub mir, der spioniert dir nach. Mir macht das Angst.«
    Sie rückte ihren Teller etwas von sich weg.
    Véronique sagte, dass Isabelle auf den Friedhof gegangen sei, rühre sie sehr, und es tue ihr leid, dass sie nun ihretwegen »into trouble« gerate. Was sie ganz und gar nicht verstehe, sei dieser zweite Apparat und dass da jemand von der andern Familie die Nummer kenne. Aber das müsse mit seiner Jugend zusammenhängen, und sie ahne jetzt, warum er ihr nie etwas erzählt habe.
    »Warum?« fragte Sarah.
    »Da gibt es offensichtlich eine Geschichte, und die Meiers

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