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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Mann stolz und verstaute die Pilotenbrille in einer seiner Westentaschen, »liegen im amerikanischen Flugzeugbau. Die Tragflächen fehlen, aber ansonsten ist der Wohnwagen …«
    Eine landende Cityhopper-Maschine überdröhnte seine Worte. Geduldig warteten sie auf das Abklingen des Lärms.
    »Wo war ich stehengeblieben?« Der Mann zupfte an seinen weißen Augenbrauen. »Welches ist deine Lieblingskiste?«
    »Meine Lieblingskiste?«
    »Deine Lieblingsmaschine«, verdeutlichte der Mann und setzte sich auf einen Gartenstuhl.
    Die hatte er nicht. Die Fliegerei ließ Gieles völlig kalt.
    »Die Antonow 225«, log er. Für viele spotter war das größte Flugzeug der Welt die Nummer eins.
    Der Mann verzog das Gesicht. »Dieses russische Monster? Ach weißt du, auf die habe ich mal stundenlang umsonst gewartet. Und eine russische Maschine, was kann das schon sein.«
    »Und die Boeing 747-400«, ergänzte Gieles, um ihm eine Freude zu machen. »Die find ich auch krass.« Alle spotter liebten die 747-400.
    Der Mann klatschte in die runzligen Hände. »Bravo. Vor allem, wenn sie noch nicht enteist ist, sieht sie phänomenal aus. Spannweite?«
    Gieles schaute ihn verständnislos an.
    »Welche Spannweite hat sie?« Der Frage war anzuhören, dass der alte Mann die Antwort kannte. »Vierundsechzig Meter vierzig«, sagte er und beobachtete durchs Fernglas ein Flugzeug.
    »Ein Airbus A 321. Meine Frau ist von der Start-Fraktion, ich mag besonders die landenden. Und du?«
    Es interessierte Gieles kein bisschen. Was war ein Flugzeug im Landeanflug schon gegen eine Gruppe landender Gänse, die sich schnatternd und flügelschlagend näherten? Sie waren wie eine Welle, die auf den Strand rollt und sich dann langsam auflöst.
    »Ich mag landende Gänse.« Gieles warf einen Blick auf seinebeiden Vögel, die ein Stück entfernt Grasbüschel aus der Erde rupften. »Was sie für einen Lärm machen, wenn sie runterkommen. Auf den letzten Metern vor der Landung. Da sehen sie auch total komisch aus. Als ob sie nicht mehr wüssten, wie es geht.«
    Gieles breitete die Arme aus und tat, als würde er das Gleichgewicht verlieren. »Und wenn sie gelandet sind, blähen sie sich auf. Vor Stolz. Manchmal haben sie ja dreitausend Kilometer oder noch mehr zurückgelegt! Vielleicht kommen sie aus der nördlichsten Ecke von Norwegen, und dann rufen sie alle durcheinander: ›Wir sind wieder da! Wir sind wieder da!‹«
    Der Mann und die Frau blickten ihn verwundert an.
    »Gänse reden ununterbrochen«, fuhr Gieles fort. »Wie die Waschweiber, sagt mein Vater. Und sie sind nie allein. Sie fliegen immer zusammen. Mit der ganzen Familie.«
    »Meine Güte«, sagte die Frau und machte große Augen. »Das wusste ich alles gar nicht. Aber woher wissen sie, in welche Richtung sie müssen? Der Himmel ist so … wie soll ich sagen? So weit. Da verpasst man leicht eine Abzweigung.«
    Gieles verschränkte selbstsicher die Arme. Gänse waren sein Gebiet.
    »Am wichtigsten sind die Sonne und die Sterne.« Er sprach diese Wörter mit Nachdruck aus. »Das sind die Wegweiser auf ihren Zügen. Und die Jungen lernen es von ihren Eltern. Frisch geschlüpfte Küken wissen überhaupt nichts. Wenn der erste Winter kommt, fliegen sie mit ihren Eltern, um den Weg kennenzulernen. Oft Tausende von Kilometern.«
    Die Frau hörte Gieles aufmerksam zu, während ihr Ehemann die nächste »Kiste« beobachtete.
    »Und die Küken, die keine Eltern mehr haben? Von wem lernen die?«
    »Es gibt praktisch immer eine Tante, die sich um sie kümmert«, erklärte Gieles. »Oder einen netten Onkel.«
    »Ach so, natürlich«, seufzte sie und setzte sich auf den anderen Gartenstuhl. »Wie viele Gänse hast du?«
    »Zwei. Sehen Sie? Nur diese zwei.«
    »Aber sie scheißen für zehn«, sagte der alte Mann verächtlich. »Da wäre mir ein Hund lieber. Der macht längst nicht so viel Dreck.«
    Schweigend beobachteten sie eine landende Maschine. Eine der Gänse streifte am Grabenrand entlang. In den vier Jahren, die er die beiden jetzt hatte, waren sie noch nie in das dreckige Wasser gestiegen. Sie dachten gar nicht daran.
    »Lebensgefährlich. Gänse an einer Piste.« Der Mann umklammerte das Fernglas so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Du hast doch sicher mal von dieser Notlandung gehört? Auf dem Fluss in New York?«
    Mal gehört ? Gieles’ Augen leuchteten auf wie Glühwürmchen in der Nacht. Die Notwasserung hatte ihm ungeheuer imponiert.
    »Das Wunder vom Hudson«, begann er. Und

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