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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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wieder an seinen Fingern.
    »Sprecht, Mann«, herrschte Glengarry ihn an.
    »Nein, Sir«, antwortete der General. »Ich würde nicht sagen wollen, dass wir das tun.«
    Eiliges Getuschel durchbrach die Stille; ein Chief wandte sich dem anderen zu, ein jeder in der Hoffnung, der Nachbar könne der Nachricht die Spitze nehmen. Wie sehr sind diese mit Wasser und Eis gewaschenen Männer imstande, sich zu täuschen?, fragte sich Sandy Og. Sind sie wirklich hergekommen, ohne zu ahnen, dass ihre Hände leer sind, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als Breadalbanes Angebot anzunehmen?
    »Auch König James wird wissen, dass wir keine Wahl haben«, beteuerte Breadalbane. »Und als unser König kann er nicht wünschen, dass wir zu Schaden kommen.«
    Kann er nicht? Um ein Haar wäre Sandy Og ein Wort entwichen. Es kommt kein König nach Lochaber, denn wenn er um Lochaber auch nur einen Pfifferling gäbe, hätte er uns längst von unserm Eid entbunden. Aber so etwas auszusprechen war töricht. Wie Breadalbane die Chiefs anpackte, war gerade recht.
    »König James wird verstehen, dass wir uns William nur fügen, um unsere Familien zu schützen, und dass wir zur Stelle sein werden, wenn das Blatt sich wendet«, sagte ihr Gastgeber nun.
    »Ja, wie die Wetterfahne.« Sandy Ogs Vater sah aus, als wolle er Breadalbane beißen. »Heute diesem Herrn im Säckel, morgen jenem. Was kratzt es die Hure, die Leib und Seele verkauft?«
    Breadalbanes Gesichtsfarbe wechselte ins Bläuliche, an seinen Schläfen schwollen Adern, und sein Mund klappte auf, doch Lochiel gebot ihm Einhalt. »Lasst uns nicht streiten, ich bitte Euch. Ich fürchte, ich teile Eure Einschätzung, Breadalbane. Und auch ich will um keinen Preis unsere Familien einer Gefahr aussetzen.«
    »Ich höre immer Familien «, röhrte der MacIain. »Was soll das Kraut? Führt der Willie etwa Krieg gegen Frauen und Kinder?«
    Lochiel überlegte sichtlich, ehe er erwiderte: »Ich schließe das nicht aus, Alasdair. Und du solltest es auch nicht tun. Ich war eben im Begriff, den Herrn von Breadalbane zu fragen, ob er es für möglich hält, König James’ Einverständnis einzuholen, ehe wir uns ins Notwendige fügen. Auf diese Weise müsste keiner von uns die Treue brechen, die uns heilig ist.«
    »Das ist doch ein vernünftiger Vorschlag«, erklärte Breadalbane erfreut. »Nur bitte ich den Zeitaufwand zu bedenken, der für eine solche Befragung vonnöten ist. Wir müssten Boten ins Ausland entsenden und ihre Rückkehr abwarten, während Williams Geduld bereits erschöpft ist – er will hier und jetzt eine Lösung.«
    »Vielleicht ließe der Prinz von Oranien ja mit sich reden«, entgegnete Lochiel, und auf einmal erschien der ganze Wortwechsel zwischen ihnen so einstudiert, wie er war. »Vielleicht wäre er einverstanden, wenn wir zusagten, die Waffen niederzulegen, bis König James’ Antwort eintrifft.«
    Breadalbane nickte und zog einen Stoß Papiere zu sich. »Das klingt nach einem klugen Weg. Ich denke, ich darf in diesem Fall für William sprechen, der gewiss zu schätzen weiß, dass Männer nicht wie Fähnlein im Winde die Seiten wechseln, sondern von einem Eid entbunden sein wollen, ehe sie einen neuen schwören.«
    Als wenn du vorhättest, William davon etwas wissen zu lassen!, fuhr Sandy Og auf. Aber das war gleichgültig, ging ihn nichts an, von Belang war allein, dass die Chiefs ihnen ins Netz gegangen waren, dass sie das Papier unterzeichnen würden, dass Frieden herrschte. Wir gehen nach Glencoe zurück, und ich kann Sarah sagen: »Diesmal war ich gut genug.« Warum sich dennoch keine Freude einstellte, war Sandy Og ein Rätsel – vielleicht weil alles zu rasch und zu glatt ging, weil Breadalbane Buchan bereits vorgefertigte Dokumente vorlegte, weil von niemandem auch nur ein Grollen des Widerspruchs kam.
    Seine Beklommenheit war gerechtfertigt. Die Stille im Saal bedeutete nicht Einverständnis, sondern Spannung. »Ist jetzt von einem Eid die Rede?«, fragte der MacIain schließlich erstaunlich ruhig. »Schwören wir mit unserer Unterschrift einem falschen König einen Eid?«
    »Aber nicht doch!« Breadalbane schüttelte die Papiere in seinen Händen, als könne er damit Buchan bewegen, schneller zu schreiben. Der hatte aber bereits die Feder vom Bogen gehoben und sich dem MacIain zugewandt. »Haben wir nicht alles erörtert? Wir verpflichten uns, die Waffen bis zum ersten Tag des Oktobers ruhen zu lassen. In diesem Papier steht nichts von einem Eid.«
    »Und

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