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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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warum sprichst du dann von einem?«
    »Waren wir uns nicht einig, dass wir im Falle einer Erlaubnis durch Jamie Stuart …«
    »Jamie Stuart, Breadalbane? Nicht länger ›König James‹? Verfluchter Teufelskuss! Das hier ist doch so verquer wie die Art von Ehe, die du und dein Neffe Argyll zu führen liebt: Die Gattin, der ihr Treue geschworen habt, gibt euch ihren Segen, weil der Ärmsten sonst nichts übrig bleibt, und prompt legt ihr euch ins Hurenbett. Euch mag das schmecken, doch für uns ist die Ehe von anderem Kaliber. Wenn wir die Hand zum Schwur heben, tun wir’s nicht für einen lustigen Lenz, sondern für alle Lebenszeit.«
    »Und was glaubst du, was ich tue?«
    »Huren, Breadalbane. Huren.« Der MacIain lächelte über einen Mundwinkel. »Ihr lasst Euch mit vor Laster stinkenden Weibern ein wie mit dem Thronräuber, der mit Mord an Frauen und Kindern droht. Wirst du sein Handlanger sein, der Meuchler, den er in unsere Täler schickt? Metzelst du dein Volk, John Campbell, damit dein Neffe nicht vor dir zum Herzog wird?«
    Breadalbane sprang vor ihn. Der viel größere Mann blieb sitzen. »Halt endlich dein dreckiges Maul«, brüllte der Herr von Achallader. »Wie viele hast du denn niedergemacht? Wie viele Weiber in Glenlyon, die dich nicht ranlassen wollten, hast du mit Gewalt geholt?«
    Der MacIain erhob sich. »Das lasse ich mir nicht sagen. Kein Mann lässt sich so etwas von einem andern sagen.«
    Neben ihm sprang John in die Höhe, warf Geschirr um und zog seinen Dirk. »Auf ihn!«, brüllte er und noch etwas, das Sandy Og im Rauschen nicht verstand. Dein Hurra schreiender Bruder, hatte Breadalbane gesagt.
    Alle Blicke waren auf den MacIain gerichtet, auf Breadalbane, der einen Schritt zurückwich, auf Johns entblößte Klinge. Ein Sohn, der nicht zögert, der sich nicht fragt, ob er für seinen Vater töten soll.
    Der MacIain aber sah nur auf Sandy Og. »Sag mir, mein Sohn«, drang seine Stimme durchs Rauschen. »Muss sich dein Vater vor aller Augen so beleidigen lassen?«
    Sandy Og stand auf. Sein Körper fühlte sich, als glitte aller Stoff von ihm ab, das Plaid von den Schultern, der Kilt von den Hüften. Er glaubte, nackt dazustehen und sich nicht mehr zu gehören. Selbst der schreiende John verstummte. »Nein«, sagte Sandy Og, langte über den Tisch, packte die Standarte von Glencoe und hob sie in die Höhe. Das war das Zeichen für Big Henderson und Ranald, ebenfalls aufzustehen. Es war das Zeichen für Glengarry, für den jungen Robert Stewart von Appin und für etliche andere, die ihre Standarten vom Tisch rissen.  
    Einen Herzschlag lang sah Sandy Og jede Einzelheit überdeutlich. Er hatte sich von seinem Vater fangen lassen; er hatte Sarah enttäuscht und wagte nicht, Lochiel ins Gesicht zu sehen. Er würde in die Heide gehen, um zu töten oder um zu sterben, denn darauf lautete der Vertrag, den er dem Vater abgehandelt hatte: Sind die Bedingungen annehmbar, so stimmst du dem Waffenstillstand zu. Lässt man dir aber keine Wahl, so kämpfe ich weiter.
    »Wo mein Vater beleidigt wird, bleiben wir keinen Augenblick länger«, sagte er. Dann setzte sein nackter, ihm nicht mehr eigener Körper sich in Gang und trug die Standarte dem Zug voran hinaus.

    Trotz des milden Wetters war der Uralte krank geworden. Sein Atem rasselte, und er verweigerte jegliche Nahrung bis auf das mit Wein und Honig verschlagene Eidotter, das Ceana ihm einlöffelte. Hätte sie ihn nicht gepflegt, wäre er gestorben. Vielleicht war es ja an der Zeit, dass ein Kerl starb, den keiner brauchte, aber Ceana versorgte ihn mit Hingabe, wachte des Nachts an seiner Seite und kämpfte um jeden Tropfen, den er zu sich nahm.
    Lady Morag war nicht glücklich darüber. »Ich weiß, du hast ein weiches Herz, aber diesen da musst du lassen«, hatte sie zuCeana gesagt. »Er ist ein altes, sieches Tier, das in seine Höhle kriecht und gesund wird oder stirbt. Stell ihm Suppe und Wasser hin, und scher dich um dein eigenes Leben.«
    Ceana wusste, dass die Lady recht hatte, aber sie gehorchte ihr trotzdem nicht, und zu ihrer Verwunderung ließ die Lady sie nicht nur gewähren, sondern erkundigte sich sogar oft nach dem Befinden des Kranken: War der Tod schon nahe oder ging es ihm besser? Konnte er wieder sprechen und lallte seinen üblichen Unsinn, oder würde er von nun an schweigen?
    Die Männer kamen aus Achallader zurück. Auch wenn sie ihren Pflegling ungern allein ließ, stieg Ceana mit den anderen hinunter aufs Joch. Jeder

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