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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Fass den Boden ausschlägt: Du machst dich mit dem Verräter Argyll gemein, der Jamie Stuarts Krone dem Räuber aufs Haupt gepflanzt hat.«
    Beifälliges Brummen belohnte ihn. Sein milchgesichtiger Chief nickte wie eine Gliederpuppe, und Coll von Keppoch schrie: »Auf Jamie Stuart!«, nahm seinen Becher und schüttete Breadalbanes honiggelben Wein auf den Tisch. »Der Verräter Argyll soll ersaufen und mit ihm seine Spießgesellen!«
    Im Nu ergoss sich mehr Wein über den Tisch und die Standarten, die die Chiefs in dessen Mitte abgelegt hatten. Verloren, Breadalbane, rief etwas in Sandy Og, frohlockte, obwohl er wusste, dass mit Breadalbane auch er verloren hatte, dass er gekommen war, um den Waffenstillstand zu erstreiten, sein Leben zu retten, seine Liebe, sein Tal. Zu Lochiels Rechten sah er seinen Vater thronen, die Arme verschränkt, die Lippen unter dem Schnurrbart gekräuselt. Dieser Mann war es, den er besiegen musste! Und dabei wünschte er sich nichts mehr, als auf des Vaters Seite zu gehören und sich nicht um die Folgen scheren zu müssen.
    Breadalbane erhob sich, versuchte noch einmal, das Steuer herumzureißen. »Einhalt, meine Freunde!« Er gab seinem Diener ein Zeichen, den vergossenen Wein nachzufüllen, dann wies er ihn aus dem Raum und sprach nicht weiter, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. »Ihr sagt, ich mache mich mitArgyll gemein. Aber könnt ihr das wirklich von mir glauben? Argyll ist mein Neffe, und ihr wisst selbst, wie man’s bei uns im Hochland mit Verwandten hält. Ich hacke der Krähe aus meinem Nest kein Auge aus, doch dass ich dem Kerl wenig grün bin, verhehle ich nicht. Die Jahre, die er fern von Schottland verbracht hat, haben ihn verweichlicht – er ist kein Mann mehr, mit dem man sein Haus, seinen Wein und seine Liebste teilt.«
    Erwartungsvoll sah er in die Runde, aber niemand lachte. »Hier ist nicht die Rede von deinen Huren oder denen von Argyll«, versetzte der MacIain. »Hier geht’s um eure Gesinnung, und die ist in der Tat verhurt genug, sich mit euch beiden zu wälzen.«
    Es war nicht zu übersehen, wie sich Breadalbanes Gesicht verdunkelte. Er schnappte kurz nach Luft, bewahrte aber Haltung. »Ich teile Argylls Gesinnung nicht«, beharrte er. »Ich bin ein Mann Jamie Stuarts, dem ich ein langes, gesundes Leben und eine baldige Heimkehr wünsche, und wenn keiner von euch mit mir trinken will, so trinke ich allein und lass es mir nicht nehmen.« Er hob den Becher, als grüße er gen Himmel. »Auf Euch, mein König! Auf dass Ihr erkennt, wer zu Euch steht, so hart die Zeiten auch sein mögen.«
    Ehe die Chiefs auf Erwiderungen sinnen konnten, hatte er sich wieder gesetzt. »Wenn ihr mich nun fragt, warum ich als Williams Botschafter auftrete, so ist dies leicht zu erklären, und um offen zu sprechen, befremdet mich, dass es euch nicht ins Auge springt. Unsere Lage ist klar: König James ist in Irland, wo die Dinge nicht zum Besten stehen, er kehrt demnächst nach Frankreich zurück und hat keine Handhabe, uns zu schützen.« Dass König James längst wieder in Frankreich war, verschwieg Breadalbane. Lochiel hatte Sandy Og erklärt, dass es sinnlos war, es zu erwähnen. Keiner der Clanchiefs hätte es geglaubt.
    »Hier, in Schottland, herrscht William, nicht James«, fuhr Breadalbane fort. »William hat sich die Kronen zweier Länderaufs Haupt gesetzt, um Gelder für seine Kriege zu gewinnen – nicht um sie zu verlieren. William ist der Kämpfe im Hochland überdrüssig. Er bietet uns einen Waffenstillstand an und beweist darin Großmut. Wenn wir uns aber weigern, die ausgestreckte Hand zu ergreifen, hat seine Milde ein Ende.«
    »Und was soll das heißen?«, knurrte der alte Glengarry. »Warum sollten wir auf die Milde des Willie nicht pfeifen?«
    »Vielleicht fragt Ihr das besser Euren Befehlshaber, General Buchan«, riet Breadalbane gleichmütig.
    Alle Köpfe wandten sich dem General zu, der fahrig an seinen Fingern pflückte. »Wir würden Euch gern dazu hören«, musste Glengarry ihn auffordern, ehe der sich räusperte und stammelte: »Dem Herrn von Breadalbane, also dem, was der Herr von Breadalbane ausgeführt hat, also dem muss ich mich, sosehr ich es bedaure … anschließen.«
    »Und was bitte heißt das?« Glengarry stemmte die Hände auf den Tisch. »Was gibt es da zu bedauern? Bereiten wir nicht die Neuordnung unserer Kräfte vor? Erwarten wir nicht täglich die Ankunft einer gewaltigen französischen Hilfstruppe?«
    General Buchan pflückte

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