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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Willem Bentinck, Williams Freund und Berater, sein ewiger Schatten. »Bentinck ist für mich, was Burnet für dich ist«, hatte William sie einst abzuspeisen versucht, aber das war Unsinn, denn Bentinck hatte in Williams Bett geschlafen, als dieser an Pocken erkrankt war, um wie ein treuer Hund mit seinem Herrn zu sterben. Kein Mensch auf der Welt hätte so etwas für Mary getan, nicht einmal ihre Hündchen, ihre sechs gelben, runden Möpse aus holländischer Zucht. Sie waren weder zur Jagd noch zum Viehhüten zu gebrauchen, sondern einzig, um im Schoß gehalten, gekost und gestopft zu werden.
    Georg wich vor den mit ihr ins Gemach hoppelnden Tierlein zurück, als stürze sich eine Horde Bluthunde auf ihn. Einer der Fremden jedoch beugte sich herunter, um den Möpsen die Hand hinzuhalten. Als Louis, der Rudelführer, herzhaft nach ihr schnappte, zog er die Hand pikiert zurück. »Das sind in Holland Hunde? Tatsächlich? Nicht zu glauben!«
    Mary erkannte an seinem Zungenschlag, dass er Schotte war, und auch seine Kleidung verriet es. Sie hatte zwar nichts mit den sonderbaren Wollfetzen zu tun, die sich Schotten normalerweise um die Leiber wickelten, und entsprach der gängigen Mode, aber der Ton stimmte nicht: zu gewollt, zu geleckt, zu laut. Wie bei einem Hanswurst.
    »Wir verhandeln Belange von höchster Dringlichkeit«, stöhnte Bentinck hörbar genervt. »Dürfen wir Euch um Aufschub bitten?«
    »Nein.« Mary war Widerspruch üblicherweise fremd, doch da sie sich einmal dazu entschlossen hatte, ihren Mann hier und jetzt zu sprechen, hielt sie daran fest.
    »Es geht um Schottland, Hoheit.«
    Das dachte ich mir, dachte Mary. So viel Gewese um ein so kleines und reizloses Land.
    »Unsere ärgsten Befürchtungen sind wahr geworden«, versuchte es Bentinck weiter. »Die Barbaren proben den Aufstand und überhäufen uns mit Problemen; ein Exempel muss statuiert werden, und das alles verlangt gebührliche Beratung.«
    »Nun, nun«, mischte sich der Mann in der zu schrillen Kleidung ein. »Nur weil ihnen ein bisschen Schliff abgeht, sind die Clans im Hochland noch lange keine Barbaren. Mit Verlaub: Wenn man sie einmal zähmte, gäben sie prächtige Soldaten für die europäischen Feldzüge Eurer Majestät ab.«
    »Nicht vor der Königin, Graf.« Bentinck stöhnte erneut.
    »Komm mit!« William war inzwischen zu Mary getreten und packte sie am Arm. Er war so viel kleiner als sie, dass sie auf denScheitel seiner Perücke sehen konnte. »Lass gut sein«, wandte er sich an Bentinck. »Ich handle das hier rasch ab.« Damit zog er Mary aus dem Raum. Im Vorzimmer blieb er stehen.
    »Worum geht es?«, fragte William. »Ich hoffe, nicht wieder um Betty Villiers.«
    Müde schüttelte Mary den Kopf. Dass sie ihn wegen der Villiers zur Rede gestellt hatte, war Jahre her. Damals waren ihr Tränen in die Augen geschossen, doch inzwischen war ihr einerlei, dass er eine Geliebte hatte, mit der er gewiss auch nicht mehr sprach als mit ihr.
    »Das erleichtert mich«, sagte William. »Für Kindereien habe ich nämlich keine Zeit. Schließlich ist dein Vater in Irland gelandet, um die Rebellen in Schottland mit französischer Hilfe zu stärken.«
    Nein, dachte Mary, für Kindereien hast du keine Zeit, und warum solltest du auch, ich bekomme ohnehin keine Kinder. Wo aber mein Vater landet, lasse ich mir nicht anlasten. Ich habe ihn verraten, wie von mir verlangt.
    Ungeduldig sah William zur Tür. »Was also gibt es?«
    »Dieses Haus«, erwiderte Mary.
    »Welches?«
    »Das eine wie das andere.« Zweifellos war William klar, dass sie sowohl den düsteren, am Fluss gelegenen Palast von Whitehall als auch Hampton Court meinte, den altmodischen Steinhaufen vor der Stadt, in den sie geflohen waren. »Ich weigere mich, wie eine Ratte zu leben.«
    »Ich stimme Euch zu, die Bedingungen sind nicht eben wünschenswert«, lenkte William sichtlich erleichtert ein. »Was soll ich tun?«
    »Ich habe bereits etwas getan«, belehrte ihn Mary bestimmt. »Von Euch wird in diesem Fall nur verlangt, dass Ihr die Dokumente unterzeichnet.«
    »Und wozu verpflichte ich mich damit?«
    Mary kannte Williams Sparsamkeit, seine calvinistische Ablehnung selbst der kleinsten Tröstungen des Lebens, aber sie wusste auch, dass er ihr nachgeben würde, um seinen Frieden zu haben.»Das Haus erfordert erhebliche Umbauten«, erklärte sie. »Ich werde dazu einen fähigen Architekten verpflichten, und zwar Sir Christopher Wren. Ich bin mit ihm bereits im Gespräch.«
    William

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