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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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herum.
     
    *
    Unten bei den Zuschauern ließ Mopple the Whale von seinem Kuchen ab und huschte zurück auf die Bühne. Auf einmal war er froh, dass er ihn nicht gefressen hatte. Sein Magen fühlte sich seltsam an, flau und flach. Mopple war wichtig. Jetzt kam der dritte und schwierigste Teil ihrer Aufführung: »Beth«. Pflichtbewusst hob Mopple das stinkende Tuch wieder zwischen die Zähne und stellte sich dicht neben Miss Maple, gerade noch rechtzeitig.
    Sie hatten lange überlegt, wie sie den Mörder möglichst treffend darstellen konnten. Schließlich war Mopple the Whale auf die Idee mit dem Geruch gekommen. Es hatte natürlich Diskussionen gegeben, vor allem zwischen Mopple und Maude, über Seelengröße, Dinge und das Geruchsvermögen der Menschen. Doch Mopple hatte sich durchgesetzt. »Immerhin haben die Menschen Nasen«, sagte er. »Groß und mitten im Gesicht. Irgendetwas müssen sie damit riechen. Und Beth – jeder muss das riechen! Jeder, der eine Nase hat!«
    Also hatten sie sich an die Arbeit gemacht. An dem Lappen im Geräteschuppen entdeckte Maude einen sehr schwachen, säuerlichen Geruch, der dem von Beth nicht unähnlich war. Um den Geruch zu verstärken, hatten sie den Lappen über Nacht in fauler Erde verscharrt, den kommenden Tag mit zerkautem Sauerampfer bedeckt (Sir Ritchfield hatte als alter Leitwidder die schwere Aufgabe des Sauerampferkauens übernommen) und dann noch eine Zeit lang um eine von Heide entdeckte, kürzlich verstorbene Spitzmaus gewickelt. Das Ergebnis war atemberaubend. Natürlich roch es nicht genau wie Beth, aber die Ähnlichkeit reichte für die Schafe aus, um sie eindeutig zu identifizieren. Für die Menschen mit ihren undifferenzierten Geruchsorganen musste es erst recht reichen.
    Mopple schüttelte dramatisch den Lappen, und Wolken von scharf-fauligem Mördergeruch zogen durch den Raum. Es war der schwierigste Part. Sie hatten den Geruch, und sie hatten das Ding. Es war eine Kette mit einem glitzrigen Anhänger, ähnlich dem, den Beth trug. Am echtesten wäre es gewesen, Miss Maple das Ding um den Hals zu hängen. Sie hatten es ausprobiert, aber die Kette verschwand jedes Mal augenblicklich in Maples dichter Wolle und war nicht mehr zu erkennen. Also nahm Miss Maple das Ding, das sie bisher in ihrem Maul verborgen gehalten hatte, zwischen die Zähne und trat damit an den Bühnenrand. Mopple hielt sich mit seinem Geruchsfetzen dicht hinter ihr.
     
    *
    Unten im Publikum rührte sich etwas. Ein gemurmelter Fluch. Etwas schepperte. Ein Glas klirrte zu Boden.
    Der Metzger donnerte die Rampe hinauf. Die Räder seines Rollstuhls blitzten im Scheinwerferlicht.
    Auf der Bühne angekommen, zögerte er einen Moment. Seine Augen wanderten zwischen Mopple und dem Ding in Maples Maul hin und her. Dann schoss er auf Mopple the Whale zu. Mopple verlor keine Sekunde. Er machte eine Kehrtwendung und galoppierte die hintere Bühnenrampe hinunter, den Lappen noch immer fest zwischen den Zähnen. Der Metzger war ihm dicht auf den Fersen. Es war erstaunlich, wie schnell er sich mit seinem rollenden Stuhl bewegen konnte. Die anderen Schafe sahen von der Plattform aus zu, wie der Metzger Mopple durch den Saal jagte, den einen Gang hinunter, den anderen Gang wieder hinauf.
    Kein Schaf konnte sagen, ob es die blanke Verzweiflung oder ein genialer Einfall war, der Mopple schließlich dazu brachte, in eine schmale Gasse zwischen zwei Tischreihen einzubiegen. Erwartungsgemäß donnerte der Metzger hinterher. Doch nun zeigte sich, dass Mopple the Whale zwar ein sehr dickes Schaf, aber doch bedeutend dünner als der Metzger in seinem Stuhl war. Während Mopple unbehelligt durch die Gasse preschte, blieb der Metzger nach wenigen Schafslängen stecken. Die Schafe machten sich auf markerschütternde Flüche gefasst, aber Ham sah nur mit verwunderten Augen hinter Mopple her und legte stumm die Hände in den Schoß.
    Mopple the Whale kehrte mit zitternden Knien zurück auf die Tribüne, wo er sich zwischen den anderen Schafen sicherer fühlte. Den Lappen hatte er irgendwo auf seiner Flucht verloren.
    Mopple sah Othello böse an.
    »Zuschauer«, schnaubte er. »Die tun nichts!«
    Othello machte ein verlegenes Gesicht.
     
    *
    Dann sahen sie sich stumm an, die Menschen von Glennkill und die Schafe von George Glenn. Niemand applaudierte. Mopple, der langsam wieder anfing, sich mutig zu fühlen, war etwas enttäuscht. Insgeheim hatte er Applaus erwartet. Vielleicht sogar mehr. Während der Vorstellung hatte

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