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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Maple. »Allein, dass Maude ihn nicht sofort auswittern konnte. Nur Gabriel kann seinen Geruch so verschleiern, hinter feuchter Wolle und Rauch. Außerdem –«
    Miss Maple blickte energisch in die Runde. »Außerdem wusste er, dass die drei auf der Weide waren. Er hat es zu Josh gesagt. Und er wusste sogar, dass sie uns nervös gemacht haben. Wie könnte er das wissen, wenn er nicht dabei war?«
    »Aber wieso jagt Gabriel Menschen?«, fragte Cloud.
    »Vielleicht wollte er ihr Fleisch«, sagte Mopple. »Menschen sind auch nicht besonders wollig.«
    »Kein Schaf darf die Herde verlassen«, blökte Ritchfield.
    Maple nickte. »Ich glaube, Ritchfield hat Recht. Gabriel ist so etwas wie ihr Leitwidder. Er will nicht, dass sie alle kreuz und quer laufen. Sie sollen auf einem Fleck bleiben und still sein – so wie seine Schafe. Aber das tun sie nicht, und als Gabriel gemerkt hat, dass sich drei davongemacht haben, ist er hinterher.«
    »Er ist kein sehr guter Leitwidder«, sagte Heide.
    »Nein«, stimmte Miss Maple zu. »Er kann die Herde nicht zusammenhalten. Deswegen sitzt er hier und bewacht den Schäferwagen. Im Schäferwagen muss etwas ungeheuer Wichtiges versteckt sein. Etwas, das auf keinen Fall herauskommen darf.«
    »Die Gerechtigkeit!«, platzte Mopple heraus.
    Miss Maple legte den Kopf schief. »Vielleicht. Es ist eine sehr wichtige Frage. Was wollen all diese Menschen im Schäferwagen? Eddie, Gabriel, Josh, Tom und Harry? Was suchen sie?«
    »Gras«, sagte Zora. »Tom hat gesagt, dass sie Gras suchen.«
    Es kam den Schafen fast ein bisschen zu vernünftig vor. So einleuchtende Ziele verfolgten die Menschen normalerweise nicht.
    Mopple machte ein skeptisches Gesicht. »Hier ist doch überall Gras. Die ganze Weide ist voller Gras, zumindest dort, wo die da« – ein böser Blick in Richtung der Gabriel-Schafe – »es noch nicht weggefressen haben. Warum sollten sie ausgerechnet im Schäferwagen nach Gras suchen, wenn sie sich nur zu bücken brauchen?«
    Sie mussten zugeben, das Mopple Recht hatte. Ein kleines bisschen Verstand war sogar den Menschen zuzutrauen. Es war ein sehr appetitanregendes Gesprächsthema. Einige Köpfe senkten sich, um im Stroh des Heuschuppens nach schmackhaften Halmen zu stöbern.
    »Ich glaube nicht, dass sie alle das Gras wollen«, sagte Miss Maple, als ihr Kopf mit einer langen Rispe im Maul wieder aus dem Stroh aufgetaucht war, »was immer das auch ist. Ich glaube, dass es Gabriel viel wichtiger ist, dass nichts herauskommt. Nicht einmal Gras.«
    Mopple starrte neidisch auf Maples Rispe. »Aber wieso?«
    »Gabriel ist der Leitwidder«, sagte Miss Maple. »Ich denke, er war auch damals schon der Leitwidder, als sie McCarthy ermordet haben. Er weiß, dass George und der Metzger sich abgesichert haben. Wenn ihnen etwas passiert, kommt es heraus. Und jetzt ist George etwas passiert. Natürlich warten alle darauf, dass es herauskommt. Und ich glaube, sie denken, es kommt aus dem Schäferwagen.«
    Die Schafe versammelten sich an der Tür des Heuschuppens und blickten skeptisch hinüber zum Schäferwagen, der wie ein dicker schwarzer Stein in der Dunkelheit schlief. Bisher war er ihnen immer harmlos erschienen, und das Einzige, was je aus ihm herausgekommen war, war George selbst gewesen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Cordelia.
    »Was immer es ist, es wird nicht herauskommen«, sagte Lane.
    »Niemand kann die Tür öffnen. Gabriel hat es versucht, Eddie, Josh, Harry und Tom O’Malley. Und der Mann mit dem leisen Auto. Keiner hat es geschafft.«
    »Wieso wollen sie die Tür öffnen, wenn sie doch alle wollen, dass nichts herauskommt?«, blökte Heide. Es war gar keine so schlechte Frage.
    Miss Maple schlackerte nachdenklich mit den Ohren. »Wenn sie nicht in den Schäferwagen kommen, müssen sie immer Angst haben, dass es vielleicht ein anderer schafft und ihr Geheimnis herausfindet. Aber wenn sie selbst in den Schäferwagen kommen, können sie die Beweise finden und für immer verschwinden lassen.«
    Eine Weile standen sie still da, grübelnd, nachdenkend oder einfach nur wiederkäuend. Gerade als es so aussah, als könne dieses Nachdenken in einen gemütlichen Schlummer übergehen, schreckte Miss Maple sie wieder auf.
    »Stellt euch vor, dass es doch nur ein Einziger war, der George umgebracht hat«, sagte sie plötzlich. »Wer könnte das gewesen sein?«
    Ein bisschen erschrocken blökten die Schafe wild durcheinander. Gabriel und der Metzger waren ihre Favoriten.
    »Hmmm«, sagte Miss

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