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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schattengestalten immer näher kamen.
    »Wir glauben, ja«, sagten sie. Sie umringten sie, während Karen sich zurückzog. Sophie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus, doch Karen wich weiter zurück. »Wenn es noch nicht zu lange her ist.«
    »Noch nicht«, flüsterte Sophie.
    »Jetzt. Es ist keine Zeit mehr.« Karen lächelte, das Lächeln, das Sophie nie vergessen konnte, nie aufgehört hatte zu sehen. »Aber ich werde noch immer da sein, wenn du wiederkommst.«
    Die Seelen der Machnan begannen in Sophie hineinzufließen, und sie spürte, wie eine kribbelnde, pulsierende Macht sie erfüllte. Dasselbe Gefühl wie bei der Berührung des Buches, nur war es jetzt tausendmal stärker.
    »Wir waren das Buch«, flüsterten die Seelen in ihrem Kopf. »Als du es berührtest, fühltest du uns.« Sie verschmolzen weiter mit ihr, und Sophie erkannte, daß es mehr gewesen waren, als sie hatte sehen können. Aus Dutzenden wurden Hunderte, aus Hunderten tausend, diese tausend vervielfachten sich, bis endlich die Reihen der körperlosen Seelen sich lichteten.
    Und die Seelen der Fremden, die in ihrer Seele verschmolzen, flüsterten in ihrem Geist: »Jetzt versuchen wir, zurück zu gehen.«

KAPITEL DREIUNDSECHZIG
     
    Aidris sang. Dies war der alte Zugang zur Magie, der Zugang der Kintari. Es ging langsamer als mit der Kraftmagie der Aregen, mit der sie die Wächter rief, aber es war ihre eigene Magie. Um sie auszuüben, brauchte sie nicht die Magie anderer zu verbrennen. Sie brauchte nichts weiter als sich selbst und ihre Konzentration.
    Es war schwer gewesen, ihre Konzentration aufrechtzuerhalten.
    Bei dem Prasseln des endlos strömenden Regens, der jämmerlichen Entschuldigung dafür, daß ein Machnan-Zauberer aus dem Tor zu ihr herausschießen konnte, und feindlichen Kämpfern, die sich von Nordosten durch den Wald näherten, hatte sie zweimal den Faden in ihrem Zauber verloren, und beide Male hatte sie wieder von vorn beginnen müssen. Sie war aus der Übung, fast tausend Jahre lang hatte sie Aregen-Magie benutzt und durch schiere Macht erreicht, was sie jetzt durch Finesse fertigbringen mußte.
    Sie hatte etwas von ihrem Gefühl für Magie verloren.
    Ihre Leibwachen kauerten unmittelbar vor dem magischen Regenschild, den sie um sich gezogen hatte. Die Ohren nach Nordosten gelegt, lauschten sie auf die Geräusche, die sie als näher kommende Truppen identifiziert hatten. Dann begannen die Rufe in der Ferne, das erste Klirren von Metall auf Metall, die ersten Schreie, das erste Triumphgeheul. Die Elitewachen der Warrag standen bebend auf. Mit aufgerichteten Nackenhaaren beugten sie sich vor, und ihre Begierde, sich in den Kampf zu stürzen, drang selbst durch den feinen, verschwitzten Nebel der Konzentration zu Aidris. Trotzdem behielt sie den Rhythmus ihres Gesangs bei und spürte, wie sich das zarte Netz der Macht aufbaute.
    Dann heulte in der Ferne ein Warrag vor Schmerz auf, und die vier, die Aidris bewachen sollten, reagierten instinktiv: Sie antworteten ebenfalls mit Geheul.
    Zum dritten Mal brach Aidris stammelnd ab und fühlte, wie die sich aufbauende Energie um sie herum zerstob. Sie fuhr zu ihrer Leibwache herum, Wut verkrampfte ihre Muskeln und verzerrte ihre Hände zu Klauen. »Geht«, schnaubte sie. »Schert euch fort. Haltet eure Wache, wo ich eure geistlosen Fratzen nicht sehen kann und euer tierisches Geheul nicht hören muß. Ihr stinkenden, schnüffelnden, wertlosen Fleischklumpen! Beweist euren Mut da draußen.«
    Sie deutete mit dem Finger, und die Warrags zogen den Schwanz ein und schlichen in alle Richtungen davon, um ihre Posten einzunehmen. Wertlose Kreaturen. Die Kin hatten einen Fehler gemacht, als sie sie erschufen. Sie waren zu gefühlsduselig und hingen zu sehr aneinander.
    Aidris überlegte, ob sie die Erschaffung der Warrags wohl ungeschehen machen könnte. Während sie sich wieder in den Zustand der Halbtrance versetzte, der nötig war, um den letzten Teil des Toröffnungs-Zaubers zu wirken, entschied sie, daß sie sich - sobald die Angelegenheit dieser Nacht erledigt war - darum kümmern würde, die Warrags zu vernichten oder umzugestalten.

KAPITEL VIERUNDSECHZIG
     
    »Das hilft ein wenig«, sagte Jay, während sie beobachtete, wie die Wachen außer Sicht schlichen.
    Jay und Hyultif kauerten in der Öffnung des Torbaumes. Sie konnten die Frau, die auf der anderen Seite stand und sang und mit ihren Fingern Muster in die Luft zeichnete, deutlich sehen und hören.
    »Ja. Aber sie sind

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