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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es bedeutete, in einem See zu baden, die Kleider in einem Fluß zu waschen oder ohne Elektrizität zu leben. O Mann. Sie war von Lestovru ebensowenig beeindruckt wie er von ihr. Aber sobald sie Glenraven erreicht hatten, brauchten sie sich nicht mehr mit diesem Kerl abzugeben. Sie würden ihn nach ihrer Ankunft sofort fallenlassen und sich für die Rückreise jemand Sympathischeren suchen.
    Wenn sie erst in Glenraven war, dann würde alles besser werden. Sie wußte nicht, woher sie das wußte, aber sie wußte es.

KAPITEL FÜNF
     
    Jay warf einen letzten Blick auf das Auto ihres Führers, bevor sie ihr Rad neben das von Sophie schob. Sie standen an einer Abzweigung der S25. Eine gepflasterte, alte Straße, die vielleicht sogar römischen Ursprungs war, führte in ein Tal zu ihrer Rechten. Bardonecchia lag hinter ihnen, und laut Lestovru erwartete sie ein nicht unerhebliches Risiko. Er hatte ihnen einen kurzen Vortrag über die Gefahren des Reisens in den Bergen gehalten - plötzliche Wetterveränderungen, Lawinen, Überschwemmungen, gefährliche Tiere und die Schwierigkeit, medizinische Versorgung zu erhalten, sollte es notwendig werden. Fast schien er zu hoffen, seine unheilvollen Warnungen könnten Jay und Sophie zur Umkehr bewegen. Doch der einzige Effekt, den er damit erzielte, war, daß Jay ihn noch weniger mochte als zuvor. Sie kannte die Gefahren. Trotzdem. Sie wollte unbedingt nach Glenraven.
    Mittlerweile sprach Lestovru Englisch, nachdem er bemerkt hatte, daß Sophie kein Französisch verstand. Seine Aussprache besaß einen starken Akzent. Als sie darüber nachdachte, bemerkte Jay, daß es sich mit seinem Französisch genauso verhielt. Sie fragte sich, was wohl seine Muttersprache war.
    »Halten Sie sich immer hinter mir«, sagte Lestovru. »Einige Abschnitte sind sehr schwer. Wir werden eine Reihe extremer Steigungen zu bewältigen haben. Auf gar keinen Fall dürfen Sie sich voneinander oder von mir trennen… wenn Sie einmal auf sich allein gestellt sind, dann vergrößert sich das Risiko.«
    Sie stiegen auf und radelten los. Sofort mußten sie sich voll darauf konzentrieren, Schlaglöchern und Büscheln von Gras oder Unkraut auszuweichen, die den antiken Weg überwuchert hatten. Jayjay konnte sich fast vorstellen, daß diese Straße seit den Tagen Christoph Kolumbus’ unberührt geblieben war.
    An einer weniger gefährlichen Stelle fuhr Sophie neben ihre Freundin. »Ich kann unseren Führer nicht ausstehen.«
    »Ich auch nicht.« Jayjay bemerkte ein Schlagloch und wich zur Seite aus. »Aber was konkret kannst du nicht ausstehen?«
    »Er zeigt zu viel Interesse an meinem Geld. Er hat zwar kein Wort gesagt… aber sein Blick. Ich mag es einfach nicht, hier in den Bergen mit einem Mann herumzugondeln, den wir nicht mindestens seit Ewigkeiten kennen. Schließlich sind wir beide ganz allein, und Waffen besitzen wir auch nicht.«
    Jayjay nickte grimmig. Reisen im Ausland ließen allein schon den Besitz einer so simplen Verteidigungswaffe wie Tränengas zu einem Alptraum werden. Aus diesem Grund besaßen weder Jayjay noch Sophie etwas Tödlicheres als einen Fahrradschraubenschlüssel. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn im Auge zu behalten.«
    Sophie warf Jay einen kurzen Blick zu. »Das wird uns eine Menge nutzen, wenn er ‘ne Knarre dabei hat.«
    »Der CAI hat sich für ihn verbürgt. Darauf kann man sich verlassen. Wenn sie sagen, wir könnten ihm vertrauen, dann können wir das auch.«
    Sophie wirkte keineswegs besänftigt. »Vielleicht. Es wäre eine Schande, wenn sie sich irren.«
    »Er sieht irgendwie nicht wie ein Bergführer aus, was meinst du?« Die Tatsache, daß Lestovru seit seinem Vortrag über die schrecklichen Gefahren ihrer Reise in Schweigen versunken war, veranlaßte sie zu diesem Kommentar. Sophie hatte ihn laut nach dem Ursprung der Straße gefragt, und Jay hatte sich ebenso lautstark über einige besonders schöne Pflanzen am Rand ausgelassen. Er hatte ihre Fragen nur mit einem leichten Schulterzucken beantwortet. Auch verlor er kein Wort über die Sehenswürdigkeiten, die von der Straße aus zu erkennen waren. Zu ihrer Rechten erhob sich die Ruine eines alten, steinernen Turmes, und zu ihrer Linken floß ein einfach hinreißender Gebirgsbach. Die Wiesen, durch die sich die Straße wand, waren mit einer Vielzahl von Blumen übersät. Die meisten davon hatte Jay noch nie gesehen. Unbekannte Vögel flogen an ihnen vorüber, und ein schwerfälliges Wesen, das wie ein Murmeltier

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