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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Seite, und ihre Beinmuskeln begannen zu brennen. Statt mit einem Anwalt alles Notwendige wegen unserer Beziehung zu regeln, renne ich einfach weg. Ich sollte den Kopf hochhalten und meinen eigenen Weg gehen. Das hier ist Wegrennen. Das hier ist Verstecken. Warum mache ich das?
    Das ständige Rauf und Runter schien ewig weiterzugehen. Jay fragte sich, wie die Verfasser des Reiseführers diese Straße jemals als Paß bezeichnen konnten. Sie fuhren durch keinen Paß. Das hier war Bergsteigen auf Rädern.
    Trotzdem überkam sie ein wohliges Gefühl, wenn sie an Glenraven dachte.
    Lestovru trat weiter kräftig in die Pedale und führte die kleine Gruppe an. Dabei schaffte er es, so auszusehen, als würde er auf einer flachen Strecke fahren. Jayjay verfluchte ihn dafür.
    Sie erreichten eine weitere Biegung. Vor ihr stöhnte Sophie: »Wie weit noch?«
    »Wir kommen näher«, rief Lestovru nach hinten.
    Näher. Nicht gerade sehr präzise.
    Die Luft wurde kühler und der Gegenwind heftiger - ein weiteres Hindernis. Allerdings befanden sie sich noch nicht hoch genug, um unter Sauerstoffmangel zu leiden. Noch nicht!
    Obwohl Jayjay bereits in den niedrigsten Gang geschaltet hatte, mußte sie ziemlich kämpfen. Sie kam nur langsam voran und wünschte sich noch ein oder zwei weitere Gänge unter dem ersten.
    Hört die verdammte Straße denn nie auf? fragte sie sich.
    Plötzlich erreichte der Weg ein Plateau, bog direkt nach links ab und verschwand in einem Loch mitten in der glatten, steilen Felswand.
    »Die Lampen, bitte«, sagte Lestovru. Er war zwar außer Atem, aber trotzdem lange nicht so schlimm dran wie Sophie und Jayjay. Anders als ein normaler Führer lächelte er weder, noch gratulierte er ihnen zu ihrer Leistung. Wenn sie seine Fehler aufrechnete, dann fragte sich Jay, welche Qualitäten er eigentlich besaß, daß jemand ihn als Führer für diese Region empfahl.
    Sie schalteten die Scheinwerfer ihrer Fahrräder ein, blieben aber noch einen Augenblick stehen, um sich auszuruhen.
    Jays Atem ging allmählich etwas leichter.
    »Also bitte«, sagte Lestovru. »Vor uns liegt noch ein ganz schönes Stück, und wir wollen schließlich nicht zu spät eintreffen.«
    Zu spät? Zu spät für was?
    Er schwang sich auf den Fahrradsattel und fuhr in den Tunnel. Als nächstes kam Sophie, und Jay folgte ihr. Sie konnte sich nicht daran erinnern, in Fodor’s über einen Tunnel gelesen zu haben. Ihr Reiseführer hatte zwar erwähnt, daß die Straße nach Glenraven in einem schlechten Zustand war, aber keinen Hinweis auf eine Kletterpartie mit Rädern gegeben. Jay hoffte, daß die Verfasser nicht noch andere genauso wichtige Details ausgelassen hatten.
    Der Tunnel stieg in langsamen Windungen nach oben. Obwohl es bei weitem nicht so steil bergauf ging, erschien es den Frauen nach allem, was sie durchgemacht hatten, wie eine Tortur. Schnell war das Tageslicht hinter ihnen verschwunden. Im Inneren des Berges war es zwar nicht ganz so kalt wie draußen, aber warm konnte man es auch nicht nennen. Jay schätzte die Temperatur auf ungefähr fünf Grad.
    Vor ihr wedelte Lestovrus Scheinwerfer von einer Seite zur anderen, während er diversen Hindernissen auswich. Er besaß eine ungeheure Ausdauer, aber Radfahren konnte er nicht. Auf Jay wirkte das ebenso mysteriös wie sein offensichtliches Desinteresse an der Umgebung. Er mußte einfach in irgend etwas gut sein, das ihm den Job als Führer eingebracht hatte. Allerdings sah sie nichts, was auch nur minimalsten Forderungen entsprochen hätte. Wer war er? Ein Dieb? Für das bißchen Geld, das sie bei sich trugen, schien ihr der Aufwand viel zu hoch. Sie mußte jedoch zugeben, daß der Tunnel ein idealer Platz für einen Raubüberfall war. Er könnte ihre Leichen einfach in der Dunkelheit zurücklassen, und es würde wahrscheinlich Jahre dauern, bis irgend jemand über ihre Skelette stolperte. Die Feuchtigkeit und die eiskalte Luft boten zusätzliche Nahrung für ihre finstersten Gedanken. Das Flackern der Scheinwerfer entlang der grob behauenen Felswände und die grotesken Schatten, die wie verrückte, strampelnde Dämonen wirkten, bedrückten sie. Jay fühlte sich, als hätte der Berg sie verschlungen, und obwohl sie bergauf fuhr, konnte Jay sich nicht des Eindrucks erwehren, daß sie immer tiefer in die ewige Finsternis des Erdinneren hinabglitt und das Tageslicht niemals wiedersehen würde.
    Lestovru machte eine scharfe Rechtskurve, und Jay hörte, wie er durch eine Pfütze fuhr. Sophie

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