Glenraven
schön… wir werden uns um sie kümmern. Leb wohl, Signi.«
»Leb… leb wohl.«
KAPITEL ACHT
»… also haben wir angefangen, darüber zu diskutieren, ob wir bereit wären, Kinder zu kriegen oder nicht. Er hatte urplötzlich entschieden, daß er noch in der gleichen Minute eine Familie gründen wollte. Ich wurde wütend und hab’ ihm gesagt, daß er nicht genug Zeit mit mir verbringen würde und wie er sich dann erst um Kinder kümmern könnte und… und… dann hat er mir gesagt, er sei schwul.« Jay blickte gerade rechtzeitig zu ihrer Freundin, um zu sehen, wie Sophies Mund aufklappte.
»Schwul? Steven?« Sophie räusperte sich. »Aber… aber wir kennen ihn seit der Grundschule. O, Mann, ihr wart immerhin zwei Jahre miteinander verheiratet! Hattest du nie irgendeinen Verdacht?« Sie schüttelte den Kopf. »Was rede ich eigentlich? Ich selbst hatte ja auch keine Ahnung.«
»Ich weiß.« Jay starrte auf ihre Hände. »Er sagte, da wir ja Freunde seien, könnten wir auch heiraten und Kinder bekommen. Und da ich ja bereits zweimal verheiratet gewesen sei und die Nase voll hätte von Männern, wäre der Beziehungsteil unserer Beziehung wohl nicht so wichtig für mich.« Sie zuckte die Schultern. »Er dachte, wir könnten uns gegenseitig finanziell helfen - und er hätte jemanden zum Liebhaben. Außerdem wollte er Kinder.« Sie schloß die Augen. »Aber mich wollte er nicht. Niemals.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Also gab es eine andere Frau, in die er verliebt war, aber er hat dich geheiratet und wollte Kinder von dir?«
Jay lächelte verbittert. »Keine andere Frau… einen anderen Mann . Er war in einen Mann verliebt, schon seit Jahren. Aber du kennst ja seine Eltern… « Stevens Eltern besaßen halb Peters, und in der anderen Hälfte hatten sie auch noch ihre Finger drin. Steven war ihr einziger Sohn. Sie erwarteten große Dinge von ihm. Er war ihr Goldjunge.
»Ich verstehe. Ein schwuler Sohn hätte die Männlichkeit unseres allmächtigen Colonels in Frage gestellt.«
»Steven hatte die Befürchtung, daß sie ihn enterben könnten. Das hätte ihn ein paar Millionen gekostet.«
»Na toll. Du warst also so etwas wie eine Einkommensversicherung.«
»Ich war seine Tarnung. Er dachte, daß ich nach Bill und Stacey einen Mann schätzen würde, der mich in Ruhe läßt.«
»Was war eigentlich mit denen los? Du hast jedem von ihnen alles gegeben, was du hattest, und als du sie verlassen hast, glaubte die ganze Stadt, du wärst fremdgegangen. Mir hast du auch nur erzählt, es hätte halt nicht funktioniert. Und ich halte mich eigentlich für deine beste Freundin.«
»Hmmm, jaaa.« Jay zuckte entschuldigend mit den Schultern. Sie hatte sich so verhalten, wie es ihr zu der Zeit am besten erschienen war. Sie hatte nichts Nachteiliges über die beiden sagen wollen. Sie hatte gedacht, die Wahrheit würde schon ans Licht kommen, und bis dies geschah, würde man sie wenigstens nicht für eine Giftspritze halten, die den Ruf zweier der meistgeliebten Männer Peters’ zerstören wollte. Jay hatte sich nicht irgendwelchen gehässigen Bemerkungen aussetzen wollen, von wegen, sie sei nur hinter ihrem Geld her gewesen. Also hatte sie ihre Ehen mit nicht mehr als dem beendet, was sie selbst verdient und gekauft hatte. Aber leider war die Wahrheit niemals ans Tageslicht gekommen. Statt dessen hatten die Leute sie für ein Flittchen gehalten, das mit jedem dahergelaufenen Kerl ins Bett stieg. »Die Wahrheit«, murmelte sie. »Nach all dieser Zeit denke ich nicht, daß mir noch jemand glauben wird. Die Gelegenheit, mich zu rechtfertigen, habe ich wohl verpaßt.«
»Versuch’s mal mit mir. Ich kenne dich.«
Jayjay nickte. »Das tust du wirklich. Okay. Bill soff, nahm Drogen und hat sogar damit gehandelt. Er wurde nie erwischt - niemand hat je mit dem Finger auf den guten, alten Bill gezeigt und gesagt: ›Schau mal, da geht der versiffte Kokser‹. Er sah einfach nicht danach aus.«
»Er war Buchhalter, um Himmels willen!« Sophies Augen wurden immer größer.
»Ja! Und er wußte stets ganz genau, wieviel Geld er sich durch die Nase zog. Ich bin einfach nicht damit fertig geworden. Also habe ich mich aus dem Staub gemacht. Als Stacey in die Stadt zog, fanden wir uns sympathisch und hatten eine Menge Spaß miteinander. Er war ein solcher… Freigeist. Nach Bill… na ja, ein Freigeist war etwas Neues. Ich fühlte mich wieder jünger. Aber nachdem wir geheiratet hatten, spielte er samstags abends immer noch Poker.
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