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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Wange. Sie blickte ins Leere und rührte sich nicht. Sophie kam es vor wie eine Ewigkeit, obwohl es nicht viel länger als 30 Sekunden dauerte. »Das wird sich jetzt wahrscheinlich lächerlich anhören«, sagte Jay schließlich. »Und das ist es vielleicht auch. Aber irgend etwas wartet auf mich in Glenraven. Das habe ich bereits gespürt, als ich das Buch zum ersten Mal sah. Hier ist das Gefühl noch viel stärker. Ich mußte einfach herkommen.«
    Sophie nickte. »Ich wünschte, ich wüßte nicht, was du meinst; aber ich weiß es.« Sie erzählte Jay nichts von ihren Erwartungen an Glenraven. Jayjay glaubte wahrscheinlich noch immer, sie würde sich wieder aufraffen, die Schmerzen der Vergangenheit abschütteln und weitermachen, als ob nichts geschehen wäre. Jay verstand gar nichts - genau wie Mitch.
    »Ich werde es ihm auf keinen Fall leicht machen«, sagte Jay. Als sie Sophies verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte sie erklärend hinzu: »Ich weiß, daß alles, was wir getan haben, jeder Logik widerspricht… aber ich habe nicht die Absicht, ein leichtes Opfer zu sein. Wir werden uns abwechselnd umziehen.«
    Sophie nickte. »Hier«, sagte sie und beugte sich nach vorn. »Das ist ein ausreichend großer Stein. Jetzt hab’ ich eine Waffe.«
    »Er hat eine Armbrust.« Jay zog zuerst ihre Jacke und dann die Bluse aus, um sie durch die grüne, weitärmelige Tunika und den schweren Wollpullover zu ersetzen, die sie von Lestovru bekommen hatte.
    »Das habe ich bemerkt. Außerdem hat er noch Messer.«
    Jay schnürte ihre Schuhe auf und schleuderte sie von den Füßen. »Hey! Er hat mir einen Dolch gegeben!« Sie zog einen Gürtel aus einem braunen, ledernen Paket. Sophie sah eine schmale Scheide, aus der der Griff eines geraden Messers ragte. Jayjay schüttelte das kleine Bündel - es war eine braune Lederhose. Sie zog sie an, wobei sie von einem Bein auf das andere hüpfte, um sie hochzuziehen. Sie war etwas zu eng an den Hüften. Jay zog ihre Schuhe wieder an und band sie zu. »Merkwürdig. Warum hat er mir ein Messer gegeben? Hast du auch eins?«
    Sophie löste die Kordel um ihr Päckchen und wühlte durch die Kleidungsstücke. Alles war genau wie bei Jay. Auch sie fand ein Messer mit dem entsprechenden Gürtel. »Das macht keinen Sinn.«
    Jayjay zog den Dolch aus der Scheide und prüfte die Klinge mit dem Daumen. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Stimmt. Aber uns soll’s egal sein.« Sie schlang den Gürtel um ihre Hüfte, hockte sich hin und durchsuchte ihr Gepäck, bis sie die Papiere gefunden hatte. »Nebenbei gesagt: Das hier wirst du brauchen.«
    Sie reichte Sophie ein kleines quadratisches Pergament. Es war mit einer Art Schrift bedeckt… vielleicht handelte es sich auch um Hieroglyphen. Sophie betrachtete das Pergament von allen Seiten, studierte die Schrift und versuchte, sich an irgendwas zu erinnern, was dem hier ähnlich war. Vergeblich. »Was ist das?«
    »Wenn man dem Fremdenverkehrsamt von Glenraven glaubt, dann handelt es sich hierbei um so etwas Ähnliches wie ein Visum. Wir werden es beim Zoll brauchen.« Jayjay steckte ihr Exemplar in eine Tasche ihres wollenen Umhangs.
    Nun wechselte auch Sophie ihre Kleider und legte den Messergürtel an. »Das Ganze regt dich nicht einmal annähernd so viel auf, wie es eigentlich sollte, nicht wahr?«
    Jay grinste schelmisch. »Doch. Ich bin total aufgeregt. Noch nie hatte ich Gelegenheit, so etwas zu tun.« Jayjay setzte sich auf einen Felsen in der Nähe, ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht. Sophie schien es, als sei ihre Freundin seit ihrer Flucht aus Atlanta zehn Jahre jünger geworden.
    »Trotz allem, was passiert ist, siehst du schon viel besser aus.«
    »Ich fühle mich auch besser«, gestand Jay. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Ich mußte einfach für eine Weile aus Peters raus. Du glaubst nicht, was passiert ist.«

KAPITEL SIEBEN
     
    »Yemus? Ich bin’s, Signi. Ich habe sie - alle beide. Aber sie sind nicht, was wir erwartet haben.«
    »Wenn sie das wären, dann wären sie auch das, was die Kin erwarten würden. Sei dankbar.« Eine Pause folgte, und dann… vorsichtig. »Wo bist du?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich fürchte, die Kin wissen, daß ich hier bin. Vielleicht befinden sich die Wächter in der Nähe.«
    Verschiedenes wurde in sanftem Flüsterton ausgetauscht. Eine lange Pause. »Bist du sicher?«
    »Nicht ganz… aber ich habe die Zeichen gesehen.«
    »Du weißt, was zu tun ist.«
    »Ja.«
    »Also

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