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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fragte Sophie.
    Jay hob eine Augenbraue. »Bleibt uns eine Wahl?«
    »Also vorwärts. Ich will verdammt sein, aber niemand bekommt mich auf demselben Weg wieder zurück.«
    Jay dachte darüber nach. »Nein. Außerdem erwartet uns ein phantastisches Zimmer in einem großartigen Hotel.«
    »Glaubst du wirklich, daß uns dieser Kerl einfach so sitzengelassen hat?« Sophie schaute von einer Seite zur anderen, von den alten, knorrigen Bäumen zu den weitläufigen Wiesen und den zerklüfteten Bergen, die den Horizont auf allen Seiten begrenzten.
    »Vielleicht entschied er, daß wir mehr Ärger machen, als wir wert sind«, sagte sie, um die Situation ein wenig aufzuheitern. Jay vermutete, daß Lestovru ein paar zwielichtige Freunde kontaktiert hatte, die ihnen irgendwo auf ihrem Weg auflauern sollten.
    Sie fuhren weiter - nervös wie Füchse, die die Meute gehört hatten. Auch hinter der nächsten Biegung fanden sie keine Spur von Lestovru. Statt dessen erblickten sie das Torhaus - ein uralter Schuppen mit durchhängendem Dach. Ein Mann saß davor. Er sah aus, als hätte er schon dort gesessen, als das Haus erbaut worden war. Als sich die beiden Frauen näherten, hob er den Blick, blinzelte und spuckte aus. Er hatte anscheinend nicht die Absicht, sich zu erheben.
    Jayjay schwang sich aus dem Sattel und stellte das Rad ab. Sie fühlte sich wieder schwindelig und irgendwie leicht, beinahe so, als stünde sie an Deck eines kleinen Bootes, das von einer stürmischen See hin und her geworfen wurde. Sie hielt die Luft an, bis das Gefühl verflogen und der aufkommende Brechreiz vergangen waren. Anschließend durchsuchte sie ihren Rucksack nach dem Reiseführer. Der alte Mann beobachtete aufmerksam ihr Tun und bewegte sich nicht. Sie sagte: »Hallo.« Er bewegte sich noch immer nicht. Sie blätterte bis zum Anhang im hinteren Teil, dem Galti-Vokabular. Der erste Satz des Abschnitts N ÜTZLICHE P HRASEN lautete: ›Sprechen Sie Englisch?‹
    Jay hielt das für sehr nützlich. »Gesopodi ennlitch gwera?« fragte sie in der Hoffnung, daß ihre Aussprache gut war und sie nicht versehentlich verkündete, seine Mutter sei… na, ja.
    Der Alte zuckte die Schultern und sagte kein Wort.
    Jay blickte zu Sophie. »Hol dein Visum raus - du weißt schon, dieses komische Pergament. Vielleicht ist er einfach stumm.«
    Sie zog ihr eigenes Pergament hervor und wollte es dem Alten geben, als es zu Staub zerfiel und augenblicklich vom Wind weggeblasen wurde. Neben ihr murmelte Sophie erschrocken: »O mein Gott!« Jay drehte sich eben rechtzeitig um, um auch die Reste des zweiten Visums im Wind verschwinden zu sehen.
    Jetzt endlich erhob sich der alte Mann. Er streckte die Hand aus und deutete auf das Buch. Verwirrt gab Jay es ihm.
    Der Alte wog es einen Augenblick in der Hand, dann nickte er und blinzelte sie lächelnd an. Seine Zähne sahen so wie die von Lestovru in hundertfünfzig Jahren aus. Kein schöner Anblick. »Ihr sährr spät.« Er sprach das ›R‹ derart hart aus, daß Jay glaubte, er müsse sich die Zunge abbeißen.
    »Wir haben unseren Führer verloren«, sagte Jay, indem sie jedes einzelne Wort so betonte, daß er sie einfach verstehen mußte. »Signi Tavsti Lestovru. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Signi euer Führer? Hier kein Signi.« Er spuckte wieder. »Pferde warten. Ich warten, und ihr spät… spät, spät, spät!«
    Jayjay machte ein ärgerliches Gesicht. »Wir kamen, so schnell wir konnten, aber ohne Führer… «
    »Pferde?« fragte Sophie.
    »Wir wollten eigentlich unsere Fahrräder benutzen«, erklärte Jay. Sie klopfte auf den Sattel.
    Energisch schüttelte der Alte den Kopf. »Nein. Kein Rad. Kein Rad in Glenraven. Ihr nehmt Pferde.«
    »Räder«, beharrte Sophie.
    Der alte Mann drehte sich um, rief irgend etwas, und zwei stämmige Männer erschienen im Torhaus. Der Alte rasselte einige Worte in einem merkwürdigen Kauderwelsch, und die beiden dunkelhaarigen Burschen traten vor. Einer schlenderte auf Jay zu, lächelte, lud das Gepäck vom Rad, packte es mit einer mächtigen Faust, lächelte erneut, verbeugte sich und ging mit ihrem Rad davon.
    »He!« brüllte sie, während Sophie hinter ihr ebenfalls protestierend schrie. Der andere Bursche hatte sich mittlerweile um ihr Gefährt gekümmert.
    »Pferde«, sagte der alte Mann bestimmt.
    »Pferde, zum Teufel noch mal! Ich will mein Rad zurück«, kreischte Jay.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Sie warten, bis ihr zurück. Niemand nimmt weg. Niemand will.«
    »Das ist

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