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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der auf die ersten fernen Donnerschläge folgte… aber es gab keine Garantie dafür, daß die Dinge sich zugunsten Hyultifs und der wenigen überlebenden Aregen entwickeln würde, die sich dem Zugriff der Schutzherrin entzogen hatten.
    Hyultif starrte noch eine Weile auf die kalten, verhaßten Gesichtszüge seiner Mutter . Dann berührte er den Rand der magischen Glocke, die in einem Gestell auf dem Tisch ruhte, und ein gleißendroter Blitz schoß über die metallene Oberfläche. Als das Feuer erloschen war, blickte Hyultif in die Augen seines Mentors.
    »Du bist ein großes Risiko eingegangen, indem du mich gerufen hast.«
    Hyultif nickte. »Ja. Aber ich besitze die Information, nach der du verlangt hast. Von Tag zu Tag geraten die Felder immer mehr in Bewegung, bekommen Risse und werden unzuverlässiger. Trotzdem glaube ich, daß die Prophezeiungen für dich von Nutzen sein werden.« Hyultif hielt seine Aufzeichnungen vor die Glocke, und sein Mitverschwörer kopierte rasch Wort für Wort.
    Der Andere nickte erfreut. »Solch gute Nachrichten sind das Risiko wert… aber wir dürfen unsere Chance nicht einfach vorüberziehen lassen, Junge. Wir dürfen nicht. Wir werden keine zweite mehr bekommen.«
    »Ich weiß.« Hyultif seufzte. »Wann kann ich meinen Posten hier verlassen?«
    Der Andere knurrte verwirrt. »Wenn wir gesiegt haben, Junge.«

KAPITEL EINUNDZWANZIG
     
    »Ich kann das nächste sehen.« Jayjay leuchtete mit ihrer Taschenlampe auf das kleine, mit gelber Kreide gemalte ›X‹ ein paar Meter entfernt. Sie schlich vorsichtig durch den Korridor, nachdem sie das letzte ›X‹ wieder entfernt hatte, an dem die beiden Frauen vorbeigekommen waren. Sophie folgte ihr. Sie lauschte auf jedes Geräusch, um frühzeitig zu erkennen, ob man ihre Flucht bemerkt hatte.
    »Wie weit ist es noch?« fragte sie.
    Jay zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung… es scheint eine Ewigkeit zu dauern. Aber schließlich war es auch sehr weit bis in den Speisesaal.«
    Stimmt, dachte Sophie. Die Angst, daß man sie entdecken könnte, drückte auf ihre Stimmung.
    Wird es hier geschehen? fragte sie sich. Ist das der Augenblick, vor dem mich meine Vorahnung gewarnt hat? Werde ich heute morgen sterben?
    Für den Fall, daß irgend jemand vorbeikommen und sie nach einem Grund für ihren Aufenthalt in der Halle fragen würde, hatten sich die beiden Frauen eine Geschichte ausgedacht… sie wollten erklären, daß sie auf dem Weg wären, die Aptogurria zu besichtigen. Sophie hoffte, daß sich ihre Befürchtungen als unbegründet erweisen würden. Vielleicht war Amos Baldwell wirklich nur ein einfacher, wenn auch aufdringlicher Buchhändler. Sophie klammerte sich an den Gedanken, daß hinter seinem Aufenthalt in Glenraven nichts Schlimmeres steckte als die Entscheidung des hiesigen Fremdenverkehrsamtes, das Land für den Tourismus zu öffnen.
    Die beiden Frauen hatten den größten Teil der Nacht über Jays Entdeckungen diskutiert, wilde Hypothesen aufgestellt und waren schließlich erschöpft eingeschlafen.
    Sophie behagte der Gedanke an Magie überhaupt nicht, und sie beabsichtigte bestimmt nicht, den Helden zu spielen. Langsam erwachte Heimweh in ihr. Vielleicht war es daheim in Peters doch nicht so schlecht, wie sie immer gedacht hatte. Vielleicht war dieser Trip ins Mittelalter gar keine so gute Idee gewesen.
    »Ja!« Jay wandte sich grinsend um. Ihre Zähne leuchteten weiß im ersten Licht der Morgendämmerung. » Der Speisesaal! Wir sind schon fast draußen.«
    Sophie zitterte sowohl aus Furcht als auch wegen der morgendlichen Kühle.
    Als die beiden Frauen in die große Halle schlichen, hörten sie Stimmen hinter der Tür, die ins Foyer führte. Eine von ihnen klang nach Amos, ein tiefer, dynamischer Bariton. Eine sehr ungewöhnliche Stimme. Wenn man sie einmal gehört hatte, vergaß man sie so schnell nicht wieder. Sophie blickte fragend ihre Freundin an. Die Stimmen kamen immer näher.
    »Sie kommen hierher«, flüsterte Sophie.
    Jayjay atmete tief durch und sah sich nervös um. »Unter den Tisch.«
    Sophie tauchte unter den Tisch und kauerte sich zwischen den unförmigen Beinen einer der kleinen Bänke zusammen. In Glenraven schien man keine Tischdecken zu kennen. So konnten die Frauen bloß hoffen, daß niemand auf die Idee kommen würde, einen Blick nach unten zu werfen.
    Jayjay hatte sich ein Stück weiter vorne versteckt. Sie hatte sich auf alle viere niedergelassen und verhielt sich vollkommen still. Sophie murmelte ein

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