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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gebet.
    Die Tür öffnete sich, und Amos Baldwell betrat den Raum. Einige bewaffnete Männer in der Uniform des Wethquerin Zearn folgten ihm. Amos erteilte einen scharfen Befehl. Seltsamerweise verstand Sophie seine Worte, obwohl Amos Galti sprach. Das zerstörte auch noch ihre letzte Hoffnung, daß Amos nichts weiter als ein gutmütiger Buchhändler aus ihrer Heimatstadt war, der das Land als Tourist bereiste.
    Sophie machte sich ganz klein und hielt die Luft an. Bitte, sieh nicht zu uns! Bitte, bitte, schau nicht nach unten!
    Die beiden Frauen sahen nur die Stiefel der Männer, als sie mit klirrenden Sporen an ihrem Versteck vorbeistapften… erst zwei, dann vier, acht, zwölf.
    »… eadennil nrembe ta doshi Julie Bennington ve Sophie Cortiss besho terdelo meh. Condesheldil trehota ve berdo becco… «
    Die Männer hatten Jay und Sophie nicht gesehen. Sie waren ohne anzuhalten weitergegangen.
    Doch einer der Männer hatte die Namen der beiden Frauen genannt. Jay wechselte einen vielsagenden Blick mit Sophie. »Wir hatten recht«, flüsterte sie.
    Sophie nickte.
    Jayjay kroch unter dem Tisch hervor und reichte Sophie die Hand, um ihr aufzuhelfen. »Wir stecken wirklich in Schwierigkeiten. Lestovru, das Buch, Amos und die Magie… « Jay blickte sich vorsichtig um. Ihr Gesicht schimmerte blaß in der Dunkelheit.
    Vorsichtig öffnete Jayjay die Tür zur Eingangshalle. Die Türflügel bewegten sich lautlos auf gut geölten Scharnieren. Das schrecklich dekorierte Foyer war vollkommen leer.
    »Da steckt doch keiner in den Rüstungen, oder?« flüsterte Sophie.
    »Ich hoffe nicht. Wenn doch, dann sind wir geliefert«, erwiderte Jayjay.
    Sophie sah sich und Jayjay im Geist bereits als Leichen - verscharrt auf irgendeinem Misthaufen in einer fremden Burg. Niemand würde je wieder etwas von ihnen hören. Ganz egal, wie engagiert ihre Familie und ihre Freunde auch nach ihnen suchen würden. Glenraven würde seine Grenzen kein weiteres Mal öffnen. Es würde die beiden Frauen verschlingen. Sie würden einfach aufhören zu existieren und nicht einmal einen Fußabdruck hinterlassen. Sophie folgte ihrer Freundin durch die große Halle und die massive Tür ins Freie.
    »Wo geht’s zu den Ställen?« fragte Jay.
    Sophie deutete nach vorn. »Dahinten - jedenfalls hat das Kind die Pferde dorthin geführt.«
    Jay und Sophie hielten sich dicht neben der Hauswand, um jede Deckung auszunutzen. Im Osten wurde es langsam heller, und Sophie wünschte, sie hätten sich schon ein oder zwei Stunden früher auf den Weg gemacht. Die beiden Frauen hätten zwar nicht erfahren, wie meisterhaft Amos die Landessprache beherrschte, aber sie wären längst weit genug weg gewesen, bevor die aufgehende Sonne ihre Flucht verraten konnte.
    Die Ställe lagen ein gutes Stück abseits vom Hauptgebäude. Dort herrschte noch immer tiefe Dunkelheit. Alles war mucksmäuschenstill. Sophie schätzte, daß es noch eine Weile dauern würde, bis die Stallknechte kamen, um die Pferde zu füttern.
    »Renn einfach geradeaus und halt den Kopf unten«, sagte Jay und deutete auf die Ställe. »Die tiefsten Schatten liegen dort drüben.«
    Sophie nickte und folgte ohne Widerspruch den Anweisungen ihrer Freundin. Sie kannte sich zwar mit Pferden aus, aber Jay, die es bereits in die entlegensten Winkel der Erde verschlagen hatte, besaß die besseren Instinkte, wenn es ums Überleben ging.
    Die beiden Frauen schlichen über den Hof, kletterten über einen Zaun und standen vor dem Stall. Kein Hund bellte, und kein Diener trat aus der Dunkelheit, um ihnen den Weg zu versperren. Die Stalltüren standen weit offen. Der süßliche Geruch von Heu und Hafer erinnerte Sophie an ihre tote Tochter. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was macht das alles noch für einen Sinn? fragte sie sich. Konnte sie wirklich einfach so nach Hause gehen, als wäre nichts geschehen? Karen war tot… nicht mehr da! Sophie dachte ans Aufgeben. Vielleicht bedeutete der Tod gar keine so schlechte Alternative…
    … aber dann wäre Jay ganz auf sich allein gestellt, und ihre Freundin war nicht bereit zu sterben. Ich darf Jay jetzt nicht im Stich lassen, dachte Sophie. Sie mußte weiter - für Jay. Es war ihre Pflicht.
    Jayjay lehnte sich erschöpft gegen eine Box und atmete tief durch. »Jetzt müssen wir nur noch die Pferde satteln und machen, daß wir von hier verschwinden.«
    »Wenn die Tiere sowieso alle aus dem gleichen Gestüt kommen, dann können wir uns direkt die ersten vier schnappen«, erklärte

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