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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Obst und Brot; aber kein bißchen Gemüse. Jayjay erinnerte sich, daß Gemüse im Mittelalter als Viehfutter betrachtet worden war. Fleisch, Getreide und - je nach Jahreszeit - Früchte waren alles, was auf der Speisekarte stand. Sie betrachtete den Tisch. Vor ihr lag das komplette Sortiment einer erstklassigen Diät der Oberschicht. Jay seufzte. Na ja… die nächsten drei Wochen mußte sie sich wohl damit abfinden. Drei Wochen extrem fetthaltiger Nahrung anstelle ihrer üblichen vegetarischen Diät würden sie schon nicht umbringen.
    Jay füllte ihre Schüssel und schaute sich um. Für einen Augenblick hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Unauffällig ließ Jayjay ihren Blick über die Tische wandern, als suchte sie nach einer bestimmten Speise oder einem Gewürz… und da war er! Amos Baldwells eineiiger Zwilling… und er starrte sie an .
    Jay senkte den Kopf und trat Sophie unauffällig gegen das Schienbein.
    »Aua!«
    »Sieh nicht hoch«, murmelte Jayjay und hielt den Blick weiter gesenkt. »Ich hab’ dir doch von dem Typ erzählt, den ich heute nachmittag auf dem Marktplatz gesehen habe? Der mir irgendwie bekannt vorkam?«
    »Ich erinnere mich. Aber mußt du mir deswegen gleich das Bein brechen?«
    »Sieh nicht hoch, er sitzt genau am anderen Ende der Tafel und starrt uns an.«
    Sophie konzentrierte sich weiter auf ihre Schüssel und spießte ein Stück Fleisch mit dem Messer auf. Es gab weder Gabeln noch Löffel; die Messer waren das einzige Besteck. »Warum soll ich nicht hinsehen?« fragte sie.
    »Weil ich nicht sicher bin, ob es wirklich Amos ist, und wenn er es ist, bin ich nicht sicher, ob ich will, daß er mich sieht.« Jayjay blickte mürrisch auf ihr Essen. »Ich hab’ das Buch bei ihm gekauft, und das Buch macht irgendwelche verrückten Sachen… und dann treffen wir ihn auch noch hier . Das ist eine merkwürdige Anhäufung von Zufällen.«
    Sophie blickte zu ihrer Freundin, und ein leichtes Lächeln spielte auf ihrem Gesicht. »Okay. Wenn du so tun willst, als hättest du ihn nicht gesehen, warum hast du mir dann davon erzählt?«
    Jayjay vergaß ihre Antwort, als sie aus den Augenwinkeln heraus bemerkte, wie ›Amos‹ sich erhob, den beiden Gorillas neben sich beruhigend auf die Schultern klopfte und in ihre Richtung kam. Jays Magen verkrampfte sich. Wenn das wirklich Amos Baldwell war, was suchte er dann in Glenraven? Und wenn er es nicht war… warum starrte er sie die ganze Zeit über an?
    Das ist die Magie, dachte Jayjay. Alles hat irgendwie miteinander zu tun - alles ist Teil eines großen, unverständlichen, magischen Gesamtkunstwerks.
    Jay beobachtete ›Amos‹, während er sich einen Weg durch die geschäftige Menge aus Gästen, Dienern und Schaustellern bahnte. Sie hielt den Kopf gesenkt und gab vor, mit ihrem Essen beschäftigt zu sein. Jay wußte nicht, ob sie hinausrennen oder hierbleiben und herausfinden sollte, was er von ihr wollte. Sie entschied sich zu bleiben. In Gegenwart so vieler Zeugen konnte er wohl kaum etwas gegen sie unternehmen. Und da weder Jay noch Sophie im Augenblick wußten, woran sie waren, konnte ihnen jedes Quentchen Information, das sie aus ihm herausquetschten, einen Vorteil verschaffen.
    Jayjay hielt den Kopf weiter gesenkt. Als sich schließlich eine Hand auf ihre Schulter legte, mußte sie nicht einmal tun, als würde sie erschrecken.
    » Julie Bennington !« Das war eindeutig Amos Stimme… aber nicht ganz. Der steife und irgendwie gereizte Tonfall war verschwunden.
    Jay blickte hoch und grinste. »Amos?«
    »Natürlich!« Er lächelte - und auch das Lächeln kam ihr bekannt vor… aber eben nicht ganz . »Wer sollte ich denn sonst sein?«
    Jay hob das Kinn und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Irgend jemand, der wie Amos aussieht, aber weiß, wie man reitet«, erwiderte sie kühl.
    Amos wurde bleich. Trotzdem fuhr er mit einem Lachen fort: »Wenn Sie mich schon früher gesehen haben, warum haben Sie dann nicht ›Hallo‹ gesagt?« Er lächelte wieder auf diese breite, viel zu freundliche Art und Weise, die Jay bereits zuvor aufgefallen war. Amos deutete mit einem Nicken in Sophies Richtung. »Wer ist Ihre Freundin?«
    Sophie hob den Kopf und lächelte höflich.
    Jayjay seufzte. »Sophie Cortiss, meine beste Freundin. Das hier ist Amos Baldwell, der Besitzer des Buchladens in Peters. Ich hab’ unser interessantes Buch bei ihm gekauft.«
    »Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt.« Amos tippte Jays Nachbarn auf die Schulter und

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