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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ungenutzt zu lassen. Also dann, bis morgen um vier. Das heißt, falls ich Sie nicht zufällig vorher auf dem Markt treffen sollte.« Ich wette, genau das hast du vor, du Bastard, dachte Jayjay.
    »Also dann bis morgen«, sagte Amos und erhob sich. Am anderen Ende des Saales verfolgten die beiden Gorillas jede seiner Bewegungen.
    »Wir werden eine wunderbare Zeit miteinander verbringen, ganz sicher«, erwiderte Jayjay.
    Amos stieg über die Bank und stand im Begriff zu gehen, als er sich plötzlich noch einmal umdrehte. »Nebenbei… wo wohnen Sie?«
    »Hier.« Das Wort schlüpfte Jay durch die Lippen, aber sie hatte keine Zeit gehabt, um sich eine passende Lüge auszudenken.
    »Ja, natürlich. Sie würden bestimmt nicht hier essen, wenn Sie nicht auch hier wohnen würden. Der Speisesaal steht nur den Gästen des Wethquerin Zearn offen. Und welche Zimmernummer, wenn ich fragen darf?«
    Jayjay und Sophie tauschten besorgte Blicke aus. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Jay schließlich. »Ein kleiner Mann hat uns durch eine Art Labyrinth geführt und erklärt, wir müßten nur läuten, falls wir etwas benötigten. Ich glaube nicht, daß ich unser Zimmer ohne Hilfe finden könnte… oder auf die Straße… selbst wenn mein Leben davon abhängt.« Sie grinste. »Mein Orientierungssinn ist miserabel.«
    Amos lachte leise in sich hinein. Jay bemerkte einen Ausdruck in seinem selbstgefälligen Gesicht, der ihr ganz und gar nicht gefiel. »Dann werde ich wohl doch bis morgen auf unser Wiedersehen warten müssen.«
    Jayjay zuckte entschuldigend die Schultern und schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln. »Das fürchte ich auch.«
    Als er gegangen war, beugte sich Jay zu ihrer Freundin und flüsterte: »Hast du irgendwas zum Schreiben dabei?«
    Sophie beobachtete Amos, der wieder zu seinem ursprünglichen Platz schlenderte. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und zog ein mißtrauisches Gesicht. »Was?… hmmmm… ja.« Nachdem Amos sich wieder gesetzt hatte, begann Sophie in der Gürteltasche zu kramen, die sie immer bei sich trug. Einige Augenblicke später hatte sie einen gelben Textmarker, einen Kugelschreiber, zwei Füller, ein Stück Kreide und mehrere Bleistifte hervorgezaubert.
    Jay blickte ihre Freundin verblüfft an. »Toll. Was hast du sonst noch da drin?«
    »Von allem etwas«, erwiderte Sophie in selbstgefälligem Tonfall.
    »Das glaube ich dir aufs Wort.«
    Sophie konzentrierte sich wieder auf ihr Essen. Mit gesenktem Kopf und leiser Stimme fragte sie: »Was hast du vor? Irgend etwas Hinterhältiges, nehme ich an.«
    Jay verstand Sophies Wink und gab vor, sich ebenfalls mit ihrer Schüssel zu beschäftigen. »Darauf kannst du wetten. Ich will eine Spur legen, damit wir den Ausgang aus diesem Labyrinth finden«, sagte sie. »Gegen vier Uhr morgen nachmittag sind wir schon weit weg, wenn wir uns im Morgengrauen aus dem Staub machen.«
    Sophie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Das klingt nach einer hervorragenden Idee. Dein… Freund … war mir nicht gerade sympathisch.«
    »Er ist ein Fiesling… und ein Lügner. In Peters war mir das noch nicht klar, aber jetzt.«
    »Ist es wirklich derselbe Kerl?«
    »Mit Sicherheit. Und irgendwie hängt er mit drin. Mein Instinkt sagt mir, daß er uns noch Schwierigkeiten bereiten wird.«
    Sophie blickte ihre Freundin ernst an. »Unsere Instinkte stimmen überein.«

KAPITEL ZWANZIG
     
    Hyultif saß im tiefsten Teil seiner unterirdischen Behausung und beobachtete Ihre Hoheit , die voll und ganz mit ihren Intrigen beschäftigt war. Dort oben im Turm konnte sie ihren Gedanken freien Lauf lassen. Falls sie sich dazu entschließen sollte, ihn auszuspionieren, wäre Hyultif noch im selben Augenblick tot. Aber Aidris blickte nicht in seine Richtung und würde es auch nicht tun - jedenfalls nicht in nächster Zeit. Er hatte ihr genug zu denken gegeben.
    Hyultif sehnte den Tag herbei, an dem die Aregen wieder über Glenraven herrschen würden. Wenn die Zeit reif war, würde er Aidris zerschmettern… genau wie sie es mit seiner Familie, seinem Volk und seiner Zukunft gemacht hatte.
    Hyultif studierte noch einmal die Omen. Eine tiefgreifende Veränderung stand kurz bevor. Sie würde derart gründlich sein, daß sie entweder die korrupte Schutzherrin und ihre Alfkindir hinwegfegen oder ihre Herrschaft für weitere tausend Jahre festigen würde. Mit Sicherheit wußte Hyultif nur eines, nämlich daß es eine Veränderung geben würde. Das war so sicher wie der Sturm,

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