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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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Hände voll und wollte, dass seine Frau ihm
öffnete. Das wäre ideal.
    Es konnte aber auch einfach irgendwer sein. Ein Bekannter aus der
Nachbarschaft, irgendein Zeitungsausträger, der einfach überall läutete, damit
er an die Briefkästen im Eingangsbereich herankam. Oder auch die Post.
    Er ging an ein Fenster und schaute, von den Vorhängen gegen Blicke
geschützt, hinunter. Da stand wirklich ein Postauto. Es war die Post. Die würde
aber auch wieder fahren, wenn sie niemanden antraf.
    Doch … er traute der Sache nicht. Er wusste, was Krieg war. Und er
konnte so etwas wie eine Falle geradezu riechen.
    Es läutete wieder. Lang und unangenehm.
    Kurth spürte, dass ihm jetzt nicht viel Zeit blieb, die richtige
Entscheidung zu treffen.
    Er stand neben der Wohnungstür, den Finger auf dem Schalter der
Sprechanlage, doch noch war er sich seiner Sache nicht sicher.
    Wenn es keine Falle war, dann war es der Postbote, der
wahrscheinlich wegen eines Pakets, eines Päckchens oder einer eingeschriebenen
Sendung kam. Den könnte er in der Tat ruhig ziehen lassen. Wenn der Postbote
aber kein Postbote war, sondern nichts anderes als ein verkleideter Bulle, dann
musste er schnell handeln.
    Manczic, dachte er. Dieses alte Arschloch hat gepfiffen. Hat der
Polizei was von Tinhofer gesagt.
    Die Gefahr, dass die Polizei den ganzen Wohnblock abgeriegelt hatte,
war einfach zu groß. Kurth hatte keine andere Wahl. Er drückte den Knopf der
Sprechanlage und sagte: »Ja? Wer da?«
    »Post!«, kam als Antwort. »Ein Päckchen für Frau Tinhofer.«
    Kurth drückte den Türöffner. Leise trat er in den Hausgang hinaus
und spähte zwischen den Geländern nach unten. Es kam nur eine Person. Der
Postbote. Er hoffte, dass er sich mit seiner Befürchtung getäuscht hatte – was
allerdings für den Mann mit dem Päckchen ohne Belang war. Denn an seiner
Situation würde sich jetzt nichts mehr ändern.
    *
    Wasle hatte bei Schwarzenbacher angerufen und ihn über die
bevorstehende Aktion informiert. Auch darüber, dass Tinhofer tot aufgefunden
worden war, dass er, aller Wahrscheinlichkeit nach, bei einem Bergunfall ums
Leben gekommen war und dass Hosp sich immer noch in den Bergen aufhielt,
anscheinend um sich am Unglücksort umzusehen.
    »Auch wenn man sich das nicht vorstellen kann: Der Herr Kommissar
lässt sich da hinauffliegen und dann ans Seil nehmen – wo der doch die Berge,
zumindest die richtigen mit Fels und Eis, überhaupt nicht leiden kann.«
    Und Wasle hatte auch gesagt, dass es Hosp durchaus recht wäre, wenn
Schwarzenbacher bei der anstehenden Aktion in der Nähe wäre. Schließlich hatte
er sich doch genauso intensiv mit dem Fall befasst wie Hosp und er.
    »Mir natürlich auch«, hatte Wasle gesagt. »Mir ist das natürlich
auch ganz recht.«
    »Wir haben beschlossen, einen Mann in die Wohnung
hochzuschicken«, erläuterte er wenig später Schwarzenbacher das Vorhaben. Sie
befanden sich in einer Seitenstraße zur Burghard-Breitner-Straße, waren von der
observierten Wohnung aus nicht zu sehen. Eine kleine Einheit des EKO Innsbruck, des Einsatzkommandos Cobra, der
berühmten Spezialabteilung des österreichischen Bundesinnenministeriums, war so
positioniert, dass binnen weniger Augenblicke ein Zugriff erfolgen konnte.
    »Anrufen haben wir erst gar nicht probiert«, sagte Wasle. »Wir haben
Angst, wir könnten damit den Täter, so er sich dort aufhält, alarmieren und
vielleicht zu einer Kurzschlusshandlung bewegen. Wir schicken lieber den
altbewährten Postboten hin. Der soll sich ein erstes Bild machen, ob es der
Frau gut geht. Bestehen Zweifel, greifen wir zu. Ansonsten: viel Aufwand für
nichts. Doch genau dieses Nichts ist das Beste, was uns passieren kann, wenn es
darum geht, die Frau sicher zu wissen, oder?«
    Für Schwarzenbacher war das eine schwierige Frage. Er hatte den
Polizeidienst lange hinter sich, hatte die Verantwortung für solche
Entscheidungen wegen seiner Erkrankung vor Jahren schon niederlegen müssen – er
hätte beim besten Willen in diesem Moment nicht sagen können, ob der Plan gut
oder schlecht war, ob er damals ähnlich oder ganz anders gehandelt hätte. Er
zuckte mit den Schultern.
    »Was sagt Hosp dazu?«, fragte er dann.
    »Wir haben alles telefonisch durchgesprochen«, sagte Wasle. »Er ist
auch der Meinung, dass es so das Beste ist.«
    Schwarzenbacher kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Er
hätte keine bessere Lösung gewusst. Doch es störten ihn die Fragezeichen, die
Unwägbarkeiten. Es

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