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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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weil er am 31 . 12 . Geburtstag hat, ist begeistert und möchte mitkochen. Was zur Folge hat, dass ich schon wieder mit Herrn Dunkel allein an Deck bin.
    Meine Hilfe beim Kochen wurde kategorisch abgelehnt. »Du bleibst hier schön sitzen und ruhst dich aus«, sagte Marius bestimmt. Ach, er ist ja doch der Beste.
    Herr Dunkel ruht sich auch aus. Eine Minute lang. »Sagen Sie, Frau Schatz, merken Sie den Alkohol schon?«, fragt er dann scheinheilig. Ich nicke, woraufhin er grinst. »Sie gehören garantiert zu den Frauen, die nach erhöhtem Alkoholgenuss freizügig und ausfallend werden«, sagt er, »die nichts dabei finden, einen peinlichen Striptease hinzulegen und sich wahllos küssen lassen.«
    »Keine Angst, Herr Dunkel«, endlich finde ich Worte, »so betrunken kann man gar nicht sein, dass man sich von Ihnen küssen lassen könnte!«
    »Habe ich mit einem Wort erwähnt, dass
ich
Sie küssen würde?«, fragt Herr Dunkel zurück. Dann guckt er schnell weg, als wäre es ihm peinlich.
    Ich verstehe diesen Menschen nicht.
     
    Nach dem Essen sitzen wir dann noch eine Weile zusammen. Herr Löwenthal erzählt uns, dass er eine Produktionsfirma für Talkshows hat. Er und Herr Dunkel kennen sich schon ganz lange, sie sind früher zusammen Regatta gesegelt, und einmal im Jahr machen sie gemeinsam eine Segelreise. Wie kann man freiwillig mit diesem Mann auf einen Törn gehen? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder man möchte sich schon seit längerem umbringen, aber einem fehlt der letzte Anreiz. Oder man macht bei einer »Du traust dich nicht«-Show mit, in der man viel Geld dafür bekommt, Dinge zu tun, die man sonst nie tun würde, weil man sich so davor ekelt oder Angst hat.
    Herr Löwenthal möchte dann mit uns Brüderschaft trinken, schließlich lernen sich Menschen auf diese Art und Weise nicht jeden Tag kennen. Marius stößt freudig mit ihm und Herrn Dunkel an, und dann stoßen Herr Dunkel und Herr Löwenthal mit mir an. Was ist mit Herrn Dunkel los? Er strahlt mich an, doch als die beiden anderen eine Seekarte suchen gehen, sagt er nur: »Wehe, Sie sagen einmal Roland zu mir.« Seine grünblauen Augen blitzen gefährlich. Langsam fürchte ich mich vor ihm. Wenn das so weitergeht, wird diese Rückfahrt ungefähr so enden wie bei »Kap der Angst« mit Robert de Niro und Nick Nolte. Herr Dunkel und Marius werden sich irgendwann mit Messern verletzen, und ich werde schreiend versuchen, sie auseinander zu bringen. Herr Löwenthal wird zu gar nichts mehr
fähig sein, weil er vor Aufregung einen Schlaganfall bekommen hat. Und weil wir versehentlich auf einen schlafenden Wal segeln, wird das Schiff sinken. Ich werde auf einer Tischplatte im Karibischen Meer treiben, und meine einzige Abwechslung wird sein, mit Mantarochen um die Wette zu schwimmen, um gegen Abend wieder auf meine Tischplatte zurückzuklettern. Und das alles für den Rest meines Lebens.
    Herr Löwenthal fragt, was ich beruflich so mache, und ich erzähle ihm bereitwillig von meinem Radiojob. Roland Dunkels geflüstertes »Mich wundert es nicht, dass Sie beim Radio arbeiten, da kann man Sie wenigstens nicht sehen«, kann er nicht hören.
     
    Später liege ich mit Marius in einer Koje. Habe endlich geduscht und meine Haare gewaschen (natürlich nicht ohne mich der Bemerkung Roland Dunkels auszusetzen, das Wasser sei knapp), ein herrliches Gefühl.
    »Dieser Herr Dunkel ist ein entsetzlicher Mensch«, sage ich zu Marius. »Ich verstehe nicht, dass du dich auch noch die ganze Zeit mit ihm unterhalten hast!«
    »Also Carolin, ich bitte dich!« Marius ist böse. »Ich weiß nicht, was du gegen ihn hast! Er ist freundlich, höflich und sehr zuvorkommend. Und wir können wirklich froh sein, dass die beiden uns gefunden haben!«
    Ja, ja. Ich könnte jetzt erzählen, was Roland Dunkel mir alles zugezischt hat, aber er würde es mir nicht glauben, sondern wie immer sagen, dass ich hoffnungslos übertreibe. Also lasse ich es lieber bleiben. Hoffentlich dauert diese Rückfahrt nicht zu lange. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.
     
    Mitten in der Nacht werde ich geweckt. Es ist Roland Dunkel, der mir eine Tausend-Watt-Lampe direkt ins Gesicht hält.
    »Aufstehen! Wir müssen los, bevor der Wind wieder weniger wird!« Auch das noch. Da liege ich das erste Mal seit Wochen auf einer Matratze und nicht auf Palmenblättern, und dann so was. Marius wird natürlich ganz höflich geweckt. Ein leichtes, sanftes Schulterrütteln und die Worte »Kaffee ist schon fertig«

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