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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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dem Baumarkt holen kann. Aber er wäre nicht Richard, wenn er nicht so was fragen würde. Das Gespräch dauert nun schon fast fünf Minuten, und bestimmt sind Satellitengespräche sehr teuer. »Richard, sei so gut und sag allen Bescheid, ja?«
    »Es sind sowieso gerade alle hier. Wir haben nämlich einen Krisenstab gebildet, und deine Mutter hat auch schon angerufen. Wir waren in eurer Wohnung, Gero hat ja den Schlüssel.
    Da war noch Aufschnitt im Kühlschrank, den haben wir weggeworfen, und die Joghurts habe ich mitgenommen, sie waren noch nicht abgelaufen. Eine Frau Möbius war auf dem Anrufbeantworter, sie hat gefragt, ob Marius ihr kurzfristig einen Termin nach seinem Urlaub geben kann, sie hat schreckliche Probleme mit ihrem Lebensgefährten, weil der immer alleine mit seinen Freunden nach Mallorca fahren will und nicht mit ihr.
    Pitbull hat sie zurückgerufen und zu ihr gesagt, dass sie ihn rausschmeißen soll, das hat sie wohl dann auch gemacht. Ich habe eure Post aufgemacht. Die Stadtwerke haben eine Abrechnung geschickt, ihr habt ein Guthaben von über vierzig Euro, die erstatten das auf Marius Konto. Und … «
    »Richard, das wird zu teuer, also sag allen, dass es uns gut geht, wir kommen, sobald es möglich ist. Ich melde mich von einem normalen Telefon aus nochmal.«
    »Warte«, ruft Richard, »Gero will dich sprechen! Und Pitbull!« Der arme Herr Löwenthal. Ich werde ihm sagen, dass er uns die Rechnung von diesem unsinnigen Telefonat schicken soll, das geht ja in die Tausende. In Watzelborn geht ein Handgemenge los, weil jeder als Erster den Telefonhörer haben will. Schließlich
siegt Pitbull und Gero brüllt im Hintergrund: » FRECHHEIT ! Caro ist meine Freundin!«
    »Schatz«, krakeelt Pitbull los, »ist alles in Ordnung? Seid ihr entführt worden? Musst du sagen, dass es dir gut geht, weil dir jemand eine Knarre an den Kopf hält?« Pitbull rechnet immer mit dem Schlimmsten.
    »Nein, es geht uns wirklich gut!«, beteuere ich.
    »Du lügst! Gib mir den Entführer! Wir können verhandeln. Wir legen alle zusammen fürs Lösegeld!«
    Ich winke entnervt Herrn Löwenthal heran, der Pitbull versichern soll, dass er kein Entführer ist. Herr Löwenthal übernimmt das Telefongespräch. »Hallo«, sagt er.
    Pitbull fängt sofort an, laut zu kreischen, so laut, dass ich jedes Wort verstehe, obwohl ich zwei Meter von Herrn Löwenthal entfernt stehe. »Sie sind also der Geiselnehmer! Sie haben die beiden entführt! Wenn Sie meinen Freunden was tun, sind Sie ein toter Mann! Ich werde Sie finden, egal wo Sie sind, und dann gnade Ihnen Gott! Ich werde die gesamte Unterwelt Deutschlands mobilisieren und die sizilianische dazu! Also überlegen Sie sich verdammt gut, was Sie tun!«
    »Entschuldigen Sie«, wirft Herr Löwenthal ein, »aber ich habe nicht vor, jemanden zu entführen oder als Geisel zu nehmen. Wir haben Ihre Freunde lediglich von einer unbewohnten Insel gerettet. Danke, dass Sie darüber so glücklich sind«, sagt er trocken und reicht mir wieder den Hörer.
    »Verdammt, Schatz, bin ich froh!« Pitbulls Stimme wird brüchig. »Wir sitzen hier und blasen Trübsal, und Mausi hat schon einen Text für eine Traueranzeige entworfen. Dein Sender ist in Aufruhr, ich glaube, die haben schon einen Nachruf gemacht, ich ruf da gleich mal an.«
    »Ja, bitte«, sage ich, »und ruf alle anderen auch an.«
    Dann kommt Gero an den Apparat. Er fängt sofort an zu heulen. » … solche Angst gehabt … alles so schlimm … nie wieder sehn … nicht geschlafen«, und so weiter. Ich kann ihn zum Glück trösten, und dann ENDLICH auflegen.
     
    Dann will Herr Löwenthal aber wirklich alles wissen, und Marius erzählt bereitwillig. Herr Dunkel ist auch sehr interessiert. Nur mich ignoriert er. Wir fahren schließlich noch einmal mit dem Paddelboot auf die Insel zurück und holen unsere Sachen. Die Insel liegt im Übrigen ungefähr zweihundert Seemeilen von Tobago entfernt, keine normale Route führt auch nur in die Nähe von ihr, und insofern können wir uns glücklich schätzen, dass die »Fritschelino« uns aufgelesen hat, sonst hätte uns wahrscheinlich nie jemand gefunden. Gut, dass Herr Löwenthal ein Mantarochenfan ist und sie in diesen Gefilden suchte, weil die angeblich verstärkt hier vorkommen. Nie wieder werde ich über Mantafahrer lästern. Ehrlich nicht.
    Nach dem zweiten Gin Tonic bin ich leicht angeschwipst. Marius bietet an, etwas zu essen zu machen, und Herr Löwenthal, der mit Vornamen Sylvester heißt,

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