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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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hätten mir auch besser gefallen. Verschlafen ziehe ich mich an und klettere nach oben. Da ist schon ein hektisches Treiben im Gange. Der Anker muss eingeholt, das Segel gesetzt und das Boot gesteuert werden, alles Dinge, die unglaublich viel Spaß machen. Vor allen Dingen dann, wenn man es noch nie gemacht hat. Deswegen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass mir der Großbaum an den Hinterkopf knallt. Beim Versuch zu steuern fahre ich Schlangenlinien. Und wir haben wirklich starken Wind. Gute Güte, schaukelt das. Roland Dunkel findet das alles toll, er springt auf dem Boot herum, als wäre es sein Lebensinhalt. Ich könnte ihn eigentlich heimlich von Bord stoßen und dann gemütlich mit Marius und Herrn Löwenthal weiterfahren, während Herr Dunkel auf eine weitere kleine Insel krault, die nicht in der Karte verzeichnet ist, um dort sein Dasein zu fristen. Er kann ja dann den Strand beleidigen oder die Schildkröten, die irgendwann an Land kommen, um Eier zu legen.
     
    Wir kommen gut voran, und Sylvester meint, dass wir morgen in Tobago sein könnten, wenn der Wind weiter mitspielt. Bitte, bitte, lieber Gott, lass den Wind weiter mitspielen.
    Gegen Abend, Sylvester hat uns wieder Gin Tonics gemixt, fragt er uns, wie wir uns kennen gelernt haben und was für Freunde wir haben und, und, und. Ich erzähle die Geschichte von Marius und meinem Kennenlernen ja immer wieder gern. Ich dachte ja damals, er hätte was mit meiner besten Freundin Susanne und würde als Callboy arbeiten, aber zum Schluss stellte sich heraus,
dass ich alles falsch verstanden hatte. Marius verdreht die Augen und guckt total genervt. Was ist nur mit ihm los? Dann erzähle ich von Pitbull, von Gero und Tom und Frau Richard und unserem Swingerclub. Sylvester lauscht gebannt. »Du kennst ja witzige Leute«, meint er und beugt sich weiter nach vorn, »das bringt mich auf eine Idee für ein neues Talkshowformat!« Er meint, dass es eine Sendung geben müsste, wo nur Leute eingeladen sind, die anders als Normalos sind. Das könnten alle möglichen Leute sein, meint er, aber Transsexuelle und Fetischliebhaber wären ja schon mal nicht schlecht. Schrille Gestalten garantieren ja eine hohe Einschaltquote. Mir fällt spontan ein Titel ein, und ich sage: »Mach das doch und nenn die Sendung ›Anders, aber klar!‹«, wobei ich stolz auf die Doppeldeutigkeit dieses Namens bin. Es kann einerseits heißen, dass es völlig natürlich ist, dass man anders ist, und es kann wiederum heißen, dass man trotzdem noch klar im Kopf geblieben ist. Oder so.
    Sylvester ist begeistert und holt ein Notebook von irgendwo hervor und hackt Notizen herunter. »So machen wir das«, meint er dann. »Wann hast du Zeit, für ein Casting nach Berlin zu kommen?«
    ICH ? Ich habe einmal für unseren Sender im Fernsehen die Vorabendserie angesagt und mich dabei total verhaspelt und »Verbotene Liebe« umgetauft in »Verbetene Triebe« und so weiter.
    Es gab damals eine Menge Leute, die meinten, mich beschimpfen zu müssen. Seitdem mache ich einen großen Bogen um die Fernsehstudios. Roland Dunkel findet Sylvesters Idee offensichtlich großartig, denn er meint, wenn die Sendung »Anders, aber klar« heißen würde, könnte ich doch mein eigener Gast sein.
    Leider versteht keiner außer mir die Spitze, aber ich habe mich mittlerweile an seine Gemeinheiten gewöhnt und rege mich schon gar nicht mehr auf.
    Natürlich rege ich mich auf.
    »Ich glaube nicht, dass ich eine Talkshow moderieren kann«, sage ich zu Sylvester, »aber da gibt es bestimmt genügend andere, die das können.«
    Sylvester aber lässt sich von seiner Idee nicht abbringen. »Wir machen auf jeden Fall das Casting. Ich bin mir sicher, dass du das gut hinkriegen wirst.« Er sagt das in diesem bestimmten »Ich bin hier der Boss«-Ton, der keinen Widerspruch duldet.
    Sylvester zwingt mich, ihm unsere Adresse und Telefonnummer zu geben, und gibt uns wiederum seine Karte.
Professor Dr.Sylvester Lorenz Löwenthal
steht darauf, und untendrunter
Vorstandsvorsitzender Strawberry Multi Media Entertainment
. Huch.
Strawberry
ist der Marktführer in der Branche. Oh nein, oh nein. Ich sehe mich schon in der allerersten Sendung dieser komischen Talkshow da sitzen, mein Herz rast, der Schweiß läuft mir in Strömen den Rücken runter, und ich begrüße mit zitternder Stimme meinen ersten Gast, einen Mann, der gern ein Säbelzahntiger sein will und sich die ganze Haut hat mit Fell besetzen lassen und meterlange Zähne hat, und

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