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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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noch da. Ich schwimme einmal ums Boot rum. Etwas klappert über mir, und als ich hochschaue, sehe ich Herrn Dunkel grinsen. In seiner Hand hält er die Leiter.
    »Na, außer Puste?«, fragt mich Herr Dunkel. Ich bin so entkräftet, dass ich Wasser schlucke. Dieses Schwein. »Ich könnte Sie ja jetzt noch ein bisschen rumschwimmen lassen«, meint Mister I-am-the-world’s-greatest-skipper, »aber ich will mal nicht so sein.«
    Ich klettere an Bord. Immer noch unangezogen. Roland Dunkel macht keine Anstalten, mir zu helfen. Er dreht sich aber auch nicht weg, sondern beobachtet amüsiert meine unbeholfenen Versuche, über die Reling zu steigen. Ich rutsche zweimal ab, dann bin ich auf dem Schiff. Gott sei Dank, da liegt ein Bademantel.
    Herr Dunkel setzt sich mir gegenüber hin und fängt an, in einer blöden Segelzeitschrift zu blättern.
    »Wollen Sie eigentlich gar nicht wissen, warum wir auf dieser Insel waren?«, traue ich mich schließlich zu fragen.
    Herr Dunkel antwortet nicht gleich. Erst zwei Minuten später blickt er auf. »Wenn mich irgendetwas interessiert, frage ich normalerweise nach«, sagt er. »In Ihrem Fall habe ich nicht
nachgefragt. Ihren Freund werde ich allerdings noch fragen. Sagen Sie, hat er eigentlich gute Augen?«
    »Ja, sicher«, sage ich verwirrt.
    »Komisch«, kontert Herr Dunkel. »Warum ist er dann mit Ihnen zusammen?«
    Ich bin schon wieder sprachlos. »Was habe ich Ihnen eigentlich getan?«, bringe ich endlich heraus.
    »Sie haben zwei Fehler, Frau Schatz!« Roland Dunkel setzt sich auf. »Der erste: Sie atmen. Der zweite: Sie tun nichts dagegen.«
    Das ist zu viel für meine Nerven. Ich fange an, leise zu weinen, drehe mich aber dabei so, dass Roland Dunkel nichts davon mitbekommt.
     
    Nach Ewigkeiten traue ich mich, mich unauffällig nach ihm umzuschauen. Seltsam: Er macht ein Gesicht, als täte es ihm Leid, was er da zu mir gesagt hat. Wie ein Schuljunge, der es bereut, seiner Klassenkameradin die Kakaoflasche weggenommen zu haben. Er sieht richtig schuldbewusst aus. Und eigentlich nicht schlecht.
    Da kommen Marius und Herr Löwenthal an Deck. »Ich mixe uns jetzt erst mal ein paar Gin Tonic«, meint Herr Löwenthal, »und dann erzählen Sie mir in Ruhe Ihre Geschichte. So was habe ich ja auch noch nicht erlebt.«
    Alkohol, herrlich.
    »Sie trinken bestimmt auch gern gleich zwei Gin Tonic«, sagt Herr Dunkel leise zu mir, so leise, dass es die anderen natürlich nicht hören können. »Bei Menschen mit Alkoholproblemen sieht man das gleich an der Haut und an den gelblich wirkenden Augen.«
    Schuldbewusst? Ich muss mich völlig geirrt haben. Warum kann kein Meeresungeheuer aus dem Wasser springen und diesen Menschen verschlingen? Oder zumindest ein bisschen würgen.
    Aber nichts passiert.
    Schließlich sitzen wir alle zusammen. »Jetzt schießen Sie mal los!« Herr Löwenthal ist sehr gespannt.
    Marius will anfangen zu erzählen, unterbricht sich aber gleich wieder. »Das Wichtigste habe ich ja vergessen. Haben Sie ein Telefon an Bord?«
    Herr Löwenthal springt auf. »Natürlich!«, ruft er. »Sie müssen ja Ihre Familie verständigen!«
     
    Also gehen wir unter Deck, wo ein überdimensionales Satellitentelefon installiert ist. Nervös wähle ich Richards Nummer.
    Weiß auch nicht, warum ich ausgerechnet ihn zuerst anrufe und nicht meine Eltern, aber vielleicht habe ich keine Lust auf die krächzende, vorwurfsvolle Stimme meiner Mutter, die mich bloß fragen würde, wer in der Zeit, in der wir weg waren, die Blumen gegossen und den Briefkasten geleert hat. Das Freizeichen ertönt.
    »Funke.«
    »Ich bin es, Carolin«, sage ich glücklich.
    Stille. Dann: »Was ist das für eine lange Nummer? Ich sehe sie auf dem Display.«
    Also wirklich, Richard ist unverbesserlich. »Uns geht es gut! Wir waren Ewigkeiten auf einer einsamen Insel, weil wir mit einem Boot gekentert sind.«
    »Wo denn?«, fragt Richard.
    »Na, in der Karibik.«
    »Wo habt ihr denn da geschlafen?«
    Was soll das denn? »Auf dem Boden natürlich. Wir haben uns irgendwie eine Hütte gebaut.«
    »Das nächste Mal müsst ihr Werkzeug mitnehmen«, sagt Richard, »wenn man eine Stichsäge, einen Hammer und ein kleines Beil dabei hat, kann eigentlich nichts passieren. Im
    ABSOLUT -Baumarkt haben die so ein Survival-Set momentan im Sonderangebot. Wenn du magst, hole ich euch eins.«
    Ich fasse es nicht. Ich melde mich nach überlanger Zeit bei ihm, und er hat nichts Besseres zu tun, als mich zu fragen, ob er mir Werkzeug aus

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