Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
Vom Netzwerk:
der dann reinkommt und mir, anstatt mir die Hand zu schütteln, eine kratergroße Wunde in den Oberschenkel reißt. Oder er reißt sich die Säbelzahntigermaske vom Kopf und sagt: »Wo wir alle hier so schön zusammensitzen, erzähle ich Ihnen ein paar lustige Geschichten aus dem Leben von Frau Schatz«, und es stellt sich heraus, dass er ein Bekannter ist, der mich noch nie leiden konnte. Genau so wird es sein.
    Sylvester jedenfalls findet die Idee aber ganz, ganz toll und hört überhaupt nicht auf zu sagen, wie toll und abermals toll er den Vorschlag findet. »So richtig toll, und wenn ich mal was toll finde, dann ist das schon toll. Toll!« Sylvester kriegt sich gar nicht mehr ein. Ist ja gut.
    Marius ist auch begeistert. »Du machst noch richtig Karriere, Caro!«, sagt er.
    Na, immer schön die Bälle flach halten. Noch hab ich ja nicht mal das Casting gemacht.
     
    Die anderen gehen dann schlafen, aber ich bleibe noch einen Moment an Deck. Herrlich, wie der Mond auf dem Wasser glitzert.
    Plötzlich steht Roland Dunkel neben mir. »Nachts ist das Meer am schönsten«, sagt er leise. »So ursprünglich und mit nichts zu vergleichen.«
    Ich gehe in Deckung.
    »Gute Nacht, und schlafen Sie gut«, sagt Roland Dunkel nur, und dann legt er tatsächlich kurz die Hand auf meine Schulter.

6
    Der Wind meint es gut mit uns, und so erreichen wir Tobago tatsächlich am nächsten Nachmittag. Marius fährt zum Flughafen, klärt ab, wann wir einen Flug bekommen können, erkundigt sich nach unserem Gepäck und, und, und. Schließlich steht fest, dass wir am nächsten Mittag um 14 Uhr Richtung Heimat abbrausen. Nach Hawaii will keiner von uns beiden mehr. Wer weiß, was da noch passieren würde. Meine Verwandten in den Baumhäusern mit E-Mail-Anschluss haben dafür bestimmt vollstes Verständnis. Sylvester besteht darauf, abends noch mit uns essen zu gehen. Wir fahren in eine alte Zuckermühle, die zu einem wirklich schönen Restaurant umgebaut wurde, und ich schlage mir den Magen mit allem voll, was die Speisekarte zu bieten hat. Marius meckert über Flecken auf der Tischdecke. Kann er nicht einfach froh sein, dass wir gerettet sind und wieder an einem gedeckten Tisch sitzen können?
    Zu vorgerückter Stunde verabschieden wir uns. Sylvester hebt drohend den Zeigefinger und meint, wenn ich mich nicht unverzüglich bei ihm melden würde nach meiner Heimkehr, dann wäre aber was los. Roland Dunkel sagt: »Na dann, bis bald.« Fühle mich irgendwie erleichtert, als er aus meinem Blickfeld verschwunden ist.
     
    Bin ich froh, endlich im Flieger zu sitzen. Während des Fluges nölt Marius schon wieder herum: »Wie können die ein Flugzeug bloß so konstruieren, dass man seine Beine nicht ausstrecken kann! Wieso kommt das Essen so spät? Wieso kommt einfach irgendein Film und keiner, den man sich aussuchen kann?« Und so weiter und so fort. Er macht mich zunehmend aggressiv.
    Als wir in Frankfurt mit unserem Gepäck aus der automatischen
Tür treten, stehen alle da: Gero, Tom, Richard, Pitbull, Pinki, Mausi, Little Joe, Zladko und Bob. Sie werfen Nelken (ich hasse Nelken, das sind Beerdigungsblumen) und schwenken ein girlandenumranktes riesengroßes Schild, auf dem steht: »Und sie leben doch!!!« Die anderen Passagiere und Wartenden schauen etwas belämmert, aber das tut unserer Freude keinen Abbruch. Richard schwenkt freudestrahlend das Survival-Set aus dem Baumarkt, und Gero umarmt mich minutenlang.
    Selbst Pitbull ist gerührt; er schlägt mir erst auf die Schulter, dann schüttelt er mich, und dann drückt er mich so fest an sich, dass mir fast schlecht wird.
    Wir sind wieder zu Hause, juhu, und fahren erst mal alle zu uns. Sie haben leckeres Essen vorbereitet, Gero hat einen Schlüssel von mir. Alles ist geputzt und blitzt. »Das hat Tom gemacht«, sagt Gero. Tom putzt für sein Leben gern und bröselt im Haushalt herum. Er hat sogar unseren Kühlschrank mit Essigwasser ausgewaschen, die Vorhänge in die Reinigung gebracht und wieder abgeholt und unseren schwächelnden Bonsai Max-Günther, genannt Günni, wieder auf Vordermann gekriegt, weiß der Geier wie.
    Der Tisch ist wunderschön gedeckt, mit weißer Decke und Efeu und Kerzen, und nachdem Pitbull die erste Weinflasche entkorkt hat, müssen wir nochmal alles haarklein erzählen. »Habt ihr Kolibris gesehen?«, ist alles, was Little Joe interessiert. Ja, diese ganz winzigen Vögelchen, die würden vermehrt in Trinidad und Tobago vorkommen und Tausende von Flügelschlägen in

Weitere Kostenlose Bücher