Glitzerbarbie

alle herhören!« Huch, was kommt denn jetzt? »Ich mach es kurz … « Nein, Pitbull, nein.
    Sag jetzt nicht, dass du und Margot heiraten wollen. »Margot und ich werden heiraten«, verkündet Pitbull mit stolzgeschwellter Brust, »und ihr seid alle herzlich eingeladen. Caro, möchtest du meine Trauzeugin sein?«
    Auch das noch. »Äh, äh … «, stammle ich. Wie kann er dieses Mannsweib heiraten wollen? Ich kann Margot nicht ausstehen, schon allein deshalb, weil die ganze Kirche bei der Trauung mit Fußabtretern ausgelegt sein wird. Alle blicken mich erwartungsvoll an, und ich quäle mich zu einem Lächeln und sage betont freudig: »Aber natürlich bin ich deine Trauzeugin, Pitbull.
    Wann ist die Hochzeit denn?«
    »In drei Wochen«, erzählt Pitbull aufgeregt, »wir wollen keine Zeit mehr verstreichen lassen, weil wir wissen, dass wir füreinander bestimmt sind!«
    Tom mischt sich ein: »Wenn ihr das wisst, warum dann diese Eile?«
    »Margot will das so, und warum sollte ich ihr den Gefallen nicht tun?«, versucht Pitbull zu erklären. »Ob wir jetzt heiraten oder in einem Jahr, tut doch nichts zur Sache!« Mir kommt das alles komisch vor, aber bitte. »Carolin, Margot lässt fragen, ob du mit ihr das Brautkleid aussuchen gehst?«
    Kann sie nicht Richard mitnehmen? Das wird ja immer besser.
    »Natürlich!«, heuchle ich. »Gerrrn!« Ich sehe mich schon mit dieser Walküre über die Frankfurter Zeil laufen und mich dafür schämen, dass sie dauernd brüllt: »Hier lang, Alte!« Wie wohl der Sex mit Margot ist? Ich glaube nicht, dass Pitbull bei ihr im Bett irgendwas zu sagen hat. Wahrscheinlich kommt sie nach Hause und brüllt: »Heda, Hosen runter und rein das Ding, aber zack, zack!« Und wenn Pitbull versagt, was ich persönlich angesichts dieser unerotischen Frau nicht weiter verwunderlich fände, geht sie auf die Straße und brüllt: »Nachbarn, mal hergehört, mein Oller bringt’s nicht mehr in der Kiste!« Und Pitbull wird von allen Leuten am nächsten Tag mitleidig angelächelt. Oder man überreicht ihm gruppendynamisch, aber auf den Boden blickend, eine Viagra-Pille. Aber Pitbull ist so verliebt, dass einem schlecht werden könnte. Er meint, mit Margot habe er den Fang seines Lebens gemacht.
     
    Wir schauen dann alle zusammen »Wer wird Millionär?«. »Weißt du noch, Caro?«, fragt mich Zladko grinsend.
    Oh Gott, ich habe mich einmal so blamiert. Ein Kollege von uns hatte mich als Telefonjoker angegeben. Als die Sendung dann lief, hatte ich das natürlich längst vergessen. Ich glaube, ich hatte an dem Abend, an dem das Telefon klingelte, gerade mal wieder Liebeskummer und bin mit den Worten »Wer immer das ist, mach schnell« drangegangen. Als Günther Jauch dann sagte: »Hier ist Günther Jauch«, habe ich gesagt: »Ja, klar. Und hier ist Mister Spock von der Enterprise« oder so was. Mein Kollege Rudolf war sehr verzweifelt, und als er mir endlich erklärt hatte, wo er ist und dass das keine Verarsche ist, war es mir natürlich sehr unangenehm und ich habe mich minutenlang entschuldigt, bis Günther Jauch mir entnervt ins Wort fiel: »Es ist ja gut jetzt, Frau Schatz, können wir jetzt die Frage stellen, wir haben die Sendezeit sowieso schon überzogen!«
    Die Frage habe ich dann auch noch falsch beantwortet, es ging irgendwie um Sissi und Franz Josef. Ich habe aber auch nur deswegen falsch geantwortet, weil es, während Rudolf die Frage stellte, an der Tür klingelte und eine Nachbarin sich darüber beschwert hat, dass ich die Werbung immer in meinem Briefkasten stecken lasse und der schon überquillt. Ich habe das Publikum im Hintergrund laut aufheulen hören. Rudolf, der mir vertraut, hat trotzdem meine Antwort genommen, und dann stellte sich nicht nur raus, dass sie falsch war, sondern dass es die Millionenfrage war. Rudolf macht mich heute noch verantwortlich dafür. Ich hatte ein solch schlechtes Gewissen, dass ich ihm einen Wochenendeinkauf bezahlt habe.
     
    Plötzlich steht Mausi auf. »Ich muss euch auch was sagen, ääächt«, schwabbelt sie los. Ihre überdimensional langen Fingernägel berühren fast den Boden.
    »Na los«, sage ich.
    »Aaaalso, aaaalso, ich bin … ich bin … SCHWAAAANGÄÄÄÄÄRR !!«
    Gute Güte. Das sind ja eine Menge Neuigkeiten für einen Abend.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagen wir alle, und »wann ist denn der Termin?« Nur Little Joe sitzt da mit offenem Mund und sagt kein Wort. Ich stoße ihn an. »Freust du dich denn nicht?«
    Little Joe antwortet mir