Glitzerbarbie
türenschlagend die Wohnung.
Also wirklich. Kaum sind wir zu Hause, muss schon wieder was passieren. Typisch, typisch, typisch.
Mausi behauptet weiterhin steif und fest, dass Little Joe der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, und bleibt so stur, dass sie irgendwann gar nichts mehr sagt. Bitte. Bitte.
Der Abend ist ziemlich verdorben, und deswegen gehen die anderen bald. Mausi fragt, ob sie bei uns schlafen kann, und ich sage natürlich nicht nein. Sie möchte am nächsten Tag Little Joe anrufen und ihm schwören, dass das Kind von ihm ist. Vielleicht wäre es sinnvoller, einen Vaterschaftstest zu machen.
»Es ist wirklich nicht zu fassen«, sagt Marius, als wir endlich ins Bett kommen. »Seitdem ich mit dir zusammen bin, habe ich mehr erlebt als in den 37 Jahren davor. Ich bin ja mal gespannt, wie das weitergeht.«
Ich bin nicht weniger gespannt, denn morgen rufe ich ja bei Sylvester an wegen des Castings. Ich bin froh, dass es wenigstens mir gut geht, dass ich glücklich bin und dass ich Marius habe.
Zufrieden drehe ich mich auf die Seite, als Marius davon anfängt, dass wir uns Energiesparlampen anschaffen müssen, weil
das Strom spart. Wahrscheinlich müssen wir demnächst auch unsere Waschmaschine verkaufen, und ich muss die Wäsche in einem Trog mit der Hand waschen, um sie dann auf einer Wiese trocknen zu lassen. Ich tue so, als wäre ich schon eingeschlafen.
Mausi ist schon gegangen, als wir am nächsten Morgen aufstehen. In der Küche liegt ein Zettel, auf dem sie sich bedankt, sie will sich später melden oder abends vom Club aus, da hat sie heute Dienst.
Ich sitze in meinem Schlafi im Wohnzimmer, habe eine Tasse Kaffee vor mir und wähle die Nummer von Sylvester Löwenthal in Berlin.
»Sdroberry Enterteeenment, ick bin die Fro Schneider, wat jibt ed?« Ich erkläre, wer ich bin, woraufhin Frau Schneider sofort losschreit, dass sie sich freut, mich kennen zu lernen, und der Herr Löwenthal hätte ja so viel erzählt und auf einer einsamen Insel und Bananen und zum Glück gab es Süßwasser und der Tritt in den Unterleib und kaputtes Motorboot und Talkshow und Casting und das wird ein Hit. »Dat hab ick im Uriiin, wissen Se. Ick bin nu schon so lange hier, wa, da sieht man viele kommen und gehen, abba unser Scheff hat ’nen guten Riecha, wa? Abba bevor wer ’nen Termin machen, da stell ich Se doch erst ma zun Scheff durch, wa.«
» CAROLIN !!! MEINE BESTE !« Sylvester brüllt so laut, als säße ich in Singapur und es gäbe noch keine Telefone. »Es ist alles in der Mache! Ich habe sofort nach meiner Ankunft hier meine Mitarbeiter beauftragt, ein Konzept zu erstellen. Und weißt du, was vor mir liegt? Das fertige Konzept! Das ist ein Konzept, kann ich dir sagen. Ausgefeilt bis ins kleinste Detail, das Konzept, wie maßgeschneidert für dich, das Konzept!« Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen, dass Sylvester Löwenthal in ein paar Sätzen mehrmals das wichtigste Wort wiederholt.
»Und, Carolin, gib Acht! Du musst unbedingt noch diese Woche zum Casting nach Berlin kommen, dann gehen wir essen und besprechen alles Geschäftliche, und dann machen wir Probeaufnahmen, davor gehst du in die Maske. Und wenn du fertig mit der Maske bist, schau ich mir die Maske an, eventuell musst du dann nochmal in die Maske, aber eigentlich sind meine Mitarbeiter in der Maske alle total professionell, also kann mit der Maske eigentlich gar nichts schief gehen, es sei denn, du selbst bist unzufrieden mit der Maske, das kannst du dann ruhig sagen, dann gehst du so oft in die Maske, bis alle zufrieden sind mit der Maske!«
Ich könnte den Hörer eigentlich zur Seite legen und einkaufen gehen, Sylvester würde es noch nicht mal merken, er redet ohne Punkt und Komma. Jedenfalls freut er sich riesig, mich wiederzusehen, und ob Marius auch mitkäme, der hätte sich ja so nett um ihn gekümmert auf dem Boot, das war doch lustig auf dem Boot, oder? Und was haben wir schön gegessen und Gin Tonic getrunken auf dem Boot, und was war das doch für ein Glück, dass er und Roland ( AAAAARGH !!!) mit dem Boot Rochen gesucht haben und dann mit dem anderen Boot zu uns rübergefahren sind, um uns aufs größere Boot zu holen, ein schönes Boot, das musst du zugeben, Carolin, also gegen Bénétau aus Frankreich kann man nichts sagen, die bauen Super-Boote. Gleich wird mir schwindlig. Alles dreht sich schon. Das ist der Kreislauf. Ich hab ja manchmal Probleme mit dem Kreislauf, der macht mit mir, was er will, der
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