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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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dem netten Namen Flunder. Flunder fordert alles Mögliche on air, unter anderem fünfzig Rhododendronsträucher mit nassen Wurzelballen. Seine Mutter, erklärt er mit brüchiger Stimme, hätte sich schon immer Rhododendronsträucher für ihren Garten gewünscht, und er, Flunder, wolle ihr nun diesen Wunsch erfüllen. Ich werfe ein, dass ich bei der Gärtnerei Wobereit anrufen könnte, die geben uns bestimmt Prozente. Thomas im Studio meint, dass bei Pflanzen-Pieske momentan Hibiskus im Sonderangebot sei, ich solle es doch da mal versuchen. Nein, es muss Rhododendron sein.
    Eines ist bei der ganzen Aktion sicher: gute Einschaltquoten.
     
    Ich schaue aus dem Fenster und stelle mit Entsetzen fest, dass inzwischen der Parkplatz der JVA schwarz von Menschen, Fernsehübertragungswagen, Kameras und Polizei- und Feuerwehrautos ist. Maskierte Männer in schwarzen Anzügen klettern mit Maschinengewehren auf Bäume.
    »Caro!«, das ist Jo, der da on air im Studio rumschreit. Zum Glück habe ich noch das Headset auf, sodass er mich hören kann.
    »Ja!«, rufe ich zurück. Wahrscheinlich will er, dass ich, wenn ich schon bei einer Gärtnerei anrufe und Prozente kriege, für seine Mutter Geranien, Margeriten und Männertreu mitbestelle.
    Oder ein bisschen Liebstöckel, Majoran und Petersilie. Wenn schon, denn schon.
    »Caro!«, Jo hyperventiliert fast. »Sag den Geiselnehmern, sie sollen mit dir auf den Balkon gehen und so beweisen, dass du noch am Leben bist!«
    »Wenn ich nicht mehr am Leben wäre, könnte ich wohl kaum mit dir reden!«, entgegne ich verzweifelt.
    »Stimmt« – ich sehe es bildlich vor mir, wie Jo sich am Kopf kratzt und verzweifelt nach einer anderen Lösung sucht. »Hör zu!«, jetzt kommt die genialste Idee überhaupt: »Ich sag dir jetzt was, aber das darfst du denen nicht sagen: Sag ihnen, das Geld liegt bereit, wenn sie mit dir auf den Balkon gehen!« Wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, dass Jo schon seit fast zwanzig Jahren beim Radio arbeitet, ich würde ihn für unzurechnungsfähig halten. »Gut gemacht, Jo!«, rufe ich. »Das haben außer uns beiden jetzt alle Hörer mitbekommen, das ganze Einsatzkommando da unten und auch alle sonst in diesem Raum!«
    »Wenn das Lösegeld bereit liegt, geh ich auch mit dir uff en Balkon!«, das ist wieder Orang-Utan. »Nein, ich!«, ruft Flunder.
    »Ich will auch mal ins Fernsehen kommen!« »Wir können doch alle gehen«, ich wieder. »Aber ich will vorne stehen«, Kakadu drängelt sich an die Tür. »Weg da!«, Orang-Utan öffnet die Tür, nimmt eine Waffe (ich erkenne auf den ersten Blick, dass es ein Plastikrevolver ist) und schiebt mich vor sich auf den kleinen Austritt. Alle anderen wuseln hinterher.
    »Waffen runter!« Das ist irgendein Polizist.
    »Ich stelle jetzt meine Forderungen!«, Orang-Utan holt einen Zettel aus seiner Tasche und liest laut vor, was sowieso schon alle wissen. Bei dem Fluchtwagen ist er dann doch kompromissbereit.
Es muss nicht zwingend ein Volvo sein, ein Opel Zafira oder ein Renault Espace tun es auch zur Not. Aber voll getankt bitte. Dann verlangt er, dass Thomas im Sender Heidi Brühls »Wir wollen niemals auseinander gehn« spielt. Thomas meint, das ginge nicht, wir seien ein Jugendsender, das wäre Musik für Senioren ab 70 . Jo quakt herum, dass Thomas es spielen soll, und Kakadu hat den Wunsch, jemanden zu grüßen.
    »Waffen runter!!!« Die Polizisten unten auf dem Parkplatz werden ungeduldig. Im Radio läuft unterdessen »Herzilein« von den Wildecker Herzbuben. Man hat wohl in der Aufregung nichts anderes gefunden. Kakadu grüßt unterdessen: »Ich grüße meine Eltern, meinen Bruder Mike, meinen besten Freund Frieder, Frau Braun, der ich mal die Handtasche gestohlen habe, den Ernst von den Klärwerken, dem ich das Auto geklaut hab, Luigi von der Pizzeria ›Salerno‹, der noch 400  Euro von mir bekommt, die Belegschaft der Freiwilligen Feuerwehr Lämmerspiel, bei der ich als Kind mal Mitglied war, Traudel von ›Feinkost Schnapp‹, bei der ich immer ein Stück Wurst umsonst bekommen habe, Cameron Diaz, die ich in ›Drei Engel für Charlie‹ so toll fand, Ismail Gültippel, warum, weiß ich jetzt auch nicht mehr, die netten Zollbeamten in Spanien, die nicht gemerkt haben, dass mein Pass gefälscht war … «
    » RUUUUHÄÄÄÄ !!!« Das ist Thomas.
    »Was ist?«, fragt Kakadu.
    »Ich habe nur die Instrumentalversion von Heidi Brühl gefunden, ist das okay?«
    Orang-Utan überlegt. »Gut! Aber alle müssen

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