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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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der Brücke und grinst mich an, dann sagt er: »So tief kann man also sinken.« Es ist entsetzlich.
     
    Am nächsten Tag erzähle ich in der Zehn-Uhr-Sitzung offiziell, dass ich gedenke, easy-Radio für erst mal sechs Monate zu verlassen. Schweigen. Ina fängt sofort an zu heulen, Nini verschränkt die Arme und schmollt, und Bob starrt mich an, als sei ich verrückt geworden.
    »Das kannst du doch nicht machen, Caro!«, meint er entsetzt. »Du musst doch auch mal an uns denken!«
    Das sehe ich nun ein wenig anders. Ich kann doch auch mal an mich denken.
    Lediglich Bernd, der Redaktionsleiter, sieht der Sache realistisch ins Auge. »Lasst Carolin ihre Chance nutzen, die kriegt nicht jeder«, meint er freundlich. »Und wenn sie wiederkommt, sind wir alle froh!«
    Ach, er traut mir also nicht zu, dass ich es beim Fernsehen schaffe? Na warte, Bernd, du wirst dich wundern.
    Gleich morgen wird Jo eine Anzeige aufgeben, in der eine Vertretung
für mich gesucht wird. »Aber wirklich erst mal nur für sechs Monate«, sagt er drohend. Ich kann ihn beruhigen.
     
    Mittags rufe ich bei Sylvester in Berlin an und sage zu. Er brüllt vor Freude so laut auf, dass ich beinahe Tinnitus bekomme. (Tinnitus muss schrecklich sein. Ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der hat sich wegen Tinnitus den Gehörgang entfernen lassen, aber dann war das Geräusch trotzdem noch da.
    Und ich kenne jemanden, der mal davon gehört hat, dass Leute sich wegen Tinnitus umgebracht haben. Furchtbar, dieser Tinnitus, furchtbar!)
    Sylvester schreit: »Das habe ich gewusst, dass du zusagst, Caro, das haben hier alle gewusst, auch Felix hat es gewusst, und meine Sekretärin hat es auch gewusst, und kannst du dich noch an den Kleinen mit dem Schnauzbart vom Casting erinnern, der eine Beleuchter mit dem gestreiften Hemd?, der hat es auch gewusst, und wir sind ja so froh, dass wir es alle gewusst haben!«
    Wenn das mit Sylvester so weitergeht, sehe ich schwarz. Hoffentlich ist er nicht mit für die Gästeauswahl verantwortlich, weil dann haben wir nämlich keine Gäste.
    Aufgeregt erzählt Sylvester, dass mein Redaktionsteam ( MEINS !) schon eifrig am Rödeln sei und eine Pressemitteilung geschrieben wird, und es müssen Fotos gemacht werden, und ich muss unbedingt demnächst nach Berlin kommen, weil da der Fotograf sitzt, und er braucht meine Bankverbindung, ich soll mich nämlich auf Kosten von Strawberry neu einkleiden, zusammen mit einer Typberaterin, die Strawberry mir selbstverständlich stellen wird, sie heißt Frau Huber und hat wirklich Ahnung und, und, und. Mir ist das alles jetzt schon zu viel. Und dann – ich sehe quasi Sylvesters erhobenen Zeigefinger: »Du weißt ja, Carolin, Kameras machen dicker, also müsstest du die
nächste Zeit Diät halten! Wir wollen schließlich alle stolz sein, dass du gut aussiehst!« Danke. Danke. Danke. Er hält mich also für zu fett! Viola von »Viola am späten Vormittag« ist aber viel fetter als ich. Hat aber bestimmt auch schlechte Einschaltquoten.
    Wir verbleiben so, dass ich mich Anfang nächster Woche wegen eines Termins in Berlin melde, und er will bis dahin »alles klar machen, und wie klar ich das mache, Caro, alles klar?«. Nach dem Telefonat bin ich fix und fertig. Sylvester bringt einen um den Verstand. Ich frage mich, wie er es geschafft hat, so eine erfolgreiche Firma aus dem Boden zu stampfen. Es gibt nur eine Möglichkeit: Alle, mit denen er jemals was zu tun hatte, ob Banker oder andere Geldgeber und so weiter, haben irgendwann einfach nur noch »Ja« gesagt, um Sylvesters Redefluss zu stoppen. Anders kann es nicht gewesen sein.
     
    Abends gehen Marius und ich mit Gero, Tom, Richard, Pitbull, Margot, Mausi und Little Joe essen. Richard fragt, ob er mit nach Berlin kommen kann, wenn ich Sendung habe, um dann bei den Umbauarbeiten im Studio zu helfen, da gäbe es bestimmt immer sehr viel zu tun. Margot brüllt: »Aber zur Hochzeit bist du noch da, Alte, oder?« Ich nicke. Pitbull meint, dass er sich so auf diesen schönen Tag freut, und Margot hätte ihm schon gesagt, dass ihr Brautkleid eine echte Überraschung wäre.
    Mir wird schlecht. Pitbull wird mich umbringen, wenn Margot in Knickerbockern und Wanderschuhen vor den Traualtar tritt. Bestimmt engagiert sie noch einen Jagdcorps, der »Sau tot« auf Hörnern spielt. Vielleicht inszeniert sie auch im Kirchenschiff eine Treibjagd, und lauter grün gekleidete Männer mit Schrotflinten machen während der Trauungszeremonie Jagd auf

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