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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Spaß, als sich mit dir zu unterhalten. Und außerdem – was hättest du schon groß zu sagen?«
    »Eine ganze Menge«, bringt Sepp-Roland hervor.
    Ich halte eine Hand hinter mein Ohr. »Ich höre … «
    Aber Sepp-Roland sagt nichts mehr. Er blickt mich an, als wolle er mich im nächsten Moment erdolchen, steht auf, sagt: »Danke für das Gespräch«, und verlässt das Studio.
    »Aber Sepp«, rufe ich ihm hinterher. »Bleib doch noch, du siehst so herrlich doof aus, wenn du nichts mehr zu sagen hast.«
    Aber Sepp-Roland geht einfach weiter. Einen knackigen Hintern hat er auch noch. Die Studiotür fällt hinter ihm zu.
    Die Anwesenden fangen an zu applaudieren.
    »Höhö. Dem hast du es aber gegeben, unserem Roland!«, meint Sylvester. »So kenne ich ihn gar nicht. Aber er wollte ja unbedingt dein Gast sein. Ich hoffe, du bist nicht böse, dass wir den Namen geändert haben. Er meinte noch, sonst wäre es ja keine Überraschung.«
    »Ach, das macht doch nichts«, sage ich befreit. Ich komme mir vor wie innerlich geläutert.
    »Caro, Caro!« Marius schaut mich bewundernd an. »Ich wusste gar nicht, dass du auch solche Seiten hast. Kompliment.«
     
    Wir setzen uns dann alle zusammen und machen ein Casting-Nachgespräch, davor kann ich endlich die juckende Schminke entfernen.
    »Im Großen und Ganzen hat mir das alles sehr gut gefallen. Natürlich
musst du dich erst mal einfinden, aber mit der Zeit wird das schon. Glückwunsch, Carolin. Du bist jetzt Talkshow-Moderatorin.«
    Will ich das überhaupt? Moment mal. Ich habe doch einen Job. »Ab wann soll das denn losgehen?«, frage ich.
    »Ab September«, meint Sylvester, es müssten ja noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Ein komplettes Redaktionsteam muss zusammengestellt werden und, und, und. Einen Vertragsentwurf schickt er mir dann zu und das Honorar wird mir auch gefallen. Ich soll an drei Tagen in Berlin aufzeichnen. Pro Tag sollen zwei Sendungen aufgezeichnet werden, und pro Sendung soll ich 1500  Euro bekommen. Allmächtiger. Das sind ja 9000  Euro in der Woche. In der Woche! In meinem Kopf dreht sich alles. Das ist zu viel für mich. Wie sage ich das Jo, meinem Chef? Was ist, wenn die Talkshow ein Flop wird? Dann habe ich weder den Job bei Strawberry noch bei easy-Radio. Ich muss mir das erst alles nochmal durch den Kopf gehen lassen.
    Sylvester meint, das sei ganz klar, dass ich mir erst alles nochmal durch den Kopf gehen lassen müsste, und fragt, ob ich mich bis Ende der nächsten Woche entscheiden kann. Das geht. Roland Dunkel ist im Übrigen abgereist, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden. Irgendwie tut er mir ein wenig Leid, aber er hat es verdient. Ich könnte ihn fünf Monate am Stück fertig machen, wenn man mal zusammenzählt, wie oft er mich und vor allen Dingen
wie
er mich fertig gemacht hat. Trotzdem – ein attraktiver Mann. Wie seine Frau wohl ist?
     
    Beschwingt verabschieden wir uns von Sylvester und fahren erst mal zu Marius’ Freund. Er heißt Janosch und hat mit Marius zusammen studiert. Seine Wohnung sieht aus wie seit 1968 besetzt. An der Wand hängt ein Poster »Atomkraft, nein danke«.
    Daneben hängt ein weiteres, auf dem steht: »Hopp hopp hopp –
Atomraketen stopp! Ostermarsch 1982 ! Komm auch du!« Janosch hat diese typische Öko-Stimme, so ein bisschen genuschelt und durch die Nase, und die Silben werden lang gezogen.
    In jedem Satz kommt vor, dass er irgendwas »unheimlich gut« findet oder »gut, dass wir drüber gesprochen haben«. Er trägt eine lila gebatikte Latzhose und hat lange Haare. Mir war gar nicht bewusst, dass solche Leute noch existieren.
    Janosch hat Essen vorbereitet. Es gibt Tofu, vegetarische Vollkornpizza und einen Salat. Dazu Ziegenmilch. »Hab ich extra vom Bauern geholt. Da springen die Ziegen frei herum. Das finde ich unheimlich gut, dass die nicht im Stall gehalten werden.« Als ich frage, ob es auch Wein gibt oder Sekt, schaut er mich ungläubig an. »Nee, du, da muss ich passen, so was kommt mir nicht ins Haus. Aber ich kann dir einen Malventee machen.« Nein, danke. Ich würde jetzt mein Leben geben für ein Schnitzel mit Rahmsoße, Reis und ein Glas Wein. Aber ich muss auch noch so tun, als ob mir die labbrige Vollkornpizza, die mit Gemüse belegt ist, schmeckt. Das oder der Tofu schmeckt einfach nur bitter, und der Salat hat überhaupt keine Soße. Es sind einfach nur grüne Blätter mit Kräutern in einer Schüssel. »Der Salat ist aus ökologischem Anbau, du«, lässt mich

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