Glockengeläut

eigene seelische Leere wieder. Denn in all seiner Betriebsamkeit, in all seinen Scheinaktivitäten ist Mr. Millar ein Gescheiterter, ein Getriebener, verfolgt vom Gestank untoten Lebens, den Kadavern ungelebter Möglichkeiten.

    Folgt man Aickman, so schwimmen wir alle im »Goldfischglas der Geschichte«, und auch Aickmans ghost stories maßen sich nicht an, eine utopisch-humane Welt jenseits dieses fatalen Behälters zu offenbaren. Vielmehr demonstrieren sie die vollständige Hilflosigkeit des ›Goldfischs‹ Mensch. Äußerlich von Glas umfangen, ist er auch innerlich nicht Herr seiner selbst. So bleibt nur das kritische Potential der ghost story , die scheinbare Gewißheiten zerstört und die dunklen Seiten der conditio humana beleuchtet. Aickman: » ghost stories fragen und mutmaßen, flackern und täuschen, verblüffen und erstaunen. Sie sind ein letzter Fluchtort vor dem universalen Ja-Geschrei.«

Editorische Notiz
    Die Erzählungen »Ravissante« und »No Stronger Than a Flower« (»Nicht stärker als eine Blume«) wurden der Aickman-Sammlung »Sub Rosa. Strange Tales« (London 1968) entnommen. »The Hospice« (»Das Hospiz«), »The Same Dog« (»Derselbe Hund«) und »Meeting Mr Millar« (»Begegnungen mit Mr. Millar«) der Sammlung »Cold Hand in Mine. Eight Strange Stories« (New York 1975); »Ringing the Changes« (»Glockengeläut«) der Sammlung »Painted Devils. Strange Stories« (New York 1979).
    Bis auf die Erzählung »Ringing the Changes«, die unter dem Titel »Wechselgeläut« in der von Kalju Kirde herausgegebenen Anthologie »Das unsichtbare Auge« (Frankfurt 1979) erschien, sind alle Prosastücke des vorliegenden Bands deutsche Erstveröffentlichungen.