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Glockengeläut

Glockengeläut

Titel: Glockengeläut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Aickman
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Schotterstreifen. Jenseits des Streifens zu Mayburys Linken befand sich ein Abschnitt mit verwilderter Vegetation, den ein Graben durchzog, hinter dem wiederum die abgrenzenden Hecken der verschiedenen Anwesen wuchsen. Im Licht vereinzelter Straßenlaternen konnte Maybury erkennen, daß es hier offensichtlich einen Eigentümer gab, der seine Hecken stutzte - und dort einen, der das ebenso offensichtlich nicht tat. Es war wohl fruchtlos, die Straße noch weiter entlangzuwandern, wenngleich er die Luft als angenehm warm und wohlriechend empfand. Aber Angela und der Junge, Tony, warteten auf ihn, und er mußte den Kampf wieder aufnehmen, um bei ihnen zu sein.
    Irgend etwas schoß aus dem Dickicht zu seiner Linken auf ihn los.
    Er hatte eine verwilderte Katze aufgestört. Das erste, was er von ihr spürte, waren ihre Krallen, nein, ihre Zähne, die sie tief in sein linkes Bein schlug. Sie hatte nicht die geringsten Anstalten gemacht, ihm um die Beine zu streichen oder zu schmusen. Maybury trat wütend aus. Seltsamerweise folgte absolute Stille. Er mußte die Katze weit fortgeschleudert haben, denn von einem Augenblick auf den anderen war sie spurlos verschwunden. Auch hatte er die Farbe des Tiers nicht erkennen können, obwohl gerade auf diesen Abschnitt des Bürgersteigs der Schein einer Laterne fiel. Er bildete sich ein, zwei glühende Augen gesehen zu haben, war sich jedoch selbst dessen nicht ganz sicher. Kein Maunzen, kein Fauchen, nichts.
    Maybury taumelte. Sein Bein schmerzte. Es schmerzte so sehr, daß er sich nicht überwinden konnte, es zu berühren, ja es sich auch nur im Schein der Laterne anzusehen.
    Er humpelte zu seinem Wagen zurück und lenkte ihn, obwohl er sein verletztes Bein sogar beim Gasgeben spürte, unentschlossen die Straße entlang, die er gerade zu Fuß erkundet hatte. Ob es nicht klüger war, ein Krankenhaus aufzusuchen? Die tiefen Krallen- oder auch Bißspuren der Katze mochten Gift enthalten, und wenn er sich vorstellte, was dieses streunende Tier vielleicht gerade verschlungen hatte, so bereitete ihm das durchaus kein Vergnügen. Maybury sah einmal mehr auf seine Uhr. Es war vierzehn Minuten nach Acht. Erst neun Minuten waren vergangen, seitdem er das letzte Mal auf das Zifferblatt geblickt hatte.
    Die Straße begradigte sich nun, und die Zahl der Eingangstore nahm ab, obwohl die Bäume immer noch genauso undurchdringlich standen. Wahrscheinlich war, wie so oft, das Geld ausgegangen, bevor diese Randbezirke des Wohngebiets vollständig erschlossen werden konnten. Immer noch gab es indes vereinzelte Häuser, deren Einfahrten in größeren und unregelmäßigeren Abständen an ihm vorbeizogen. Auch die Straßenlaternen wurden seltener, aber an einer von ihnen sah Maybury ein Schild schaukeln. Es war zwar höchst unwahrscheinlich, daß es einen Richtungshinweis trug - dazu einen, der Maybury weiterhelfen konnte -, nichtsdestoweniger verlangsamte er die Fahrt und hielt an, so dringend ersehnte er schon den kleinsten Anhaltspunkt. Auf dem Schild - es hatte die Form einer Spielkarte - stand:

    DAS HOSPIZ
    GUTE VERPFLEGUNG
    ÜBERNACHTUNGSMÖGLICHKEIT

    Der zurückhaltende Hinweis auf die Unterkunft zog sich links und rechts, graphisch abschließend, nach oben.
    Maybury traf seine Entscheidung fast ohne nachzudenken. Er war hungrig. Er war verletzt. Er hatte sich verfahren. Er hatte kaum noch Benzin.
    Er würde hier ein Abendessen ordern und, vorausgesetzt, er könnte nach Hause telefonieren, womöglich auch die Nacht verbringen, obwohl er weder Schlafanzug noch Rasierapparat bei sich hatte. Das schmiedeeiserne Tor ähnelte eigentlich, so ging es Maybury durch den Kopf, eher einem Viehgatter als einer Hoteleinfahrt; jedenfalls aber stand es einladend weit offen. Maybury lenkte seinen Wagen hindurch.
    Die Betonauffahrt wirkte nicht gerade ansprechend - und war augenscheinlich älteren Datums, denn der Belag wies Schlaglöcher auf, wie sie durch ständiges Befahren mit schweren Fahrzeugen entstanden sein mochten. Mayburys Scheinwerferkegel hüpften und tanzten auf und ab, doch plötzlich beschrieb der Fahrweg, der bis dahin - wiederum wie auf einer modernen Farm - schnurgerade verlaufen war, einen Bogen, und linker Hand erschien das Hospiz. Maybury erkannte, daß die Einfahrt, wenn es denn eine solche war, nicht den ursprünglichen Haupteingang darstellen konnte. Es gab noch eine ältere, ›traditionellere‹ Auffahrt, die sich in Windungen durch Rhododendronbüsche zog. All dies war deutlich im

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