Gloriana
Bestattungsfeierlichkeiten einen guten Verlauf, Sir Orlando?« »Sehr viele Trauergäste nahmen daran teil, Majestät, denn Lord Ingleborough wurde von allen geliebt.«
»Auch wir liebten ihn«, sagte sie mit fester Stimme. »Die Trauergäste wurden von unserer Unfähigkeit zur Teilnahme unterrichtet?«
»Wegen schlechter Gesundheit, ja.« Er richtete sich auf und blickte mit steinerner Miene in die Runde.
»Ich habe in diesen letzten Monaten zuviel Elend gesehen«, rechtfertigte sie sich. »Ich werde den lebendigen Ingleborough im Gedächtnis behalten.«
Sir Orlando wandte sich steif zu Sir Thomasin Ffynne. »Wir vermißten Euch bei der Trauerfeier, Sir.«
»Ich war bei Lisuartes Beerdigung zugegen. Es war genug. Ich war niemals ein Freund von öffentlichen Zeremonien, wie Ihr wißt. Hätte ich zugesehen, wie er aus dem Grab genommen und in den neu angefertigten Sarkophag zu seinen Vorfahren gelegt wurde, so wäre mein Schmerz um den toten Freund nur durch allerlei unvermeidliche und unliebsame Begleiterscheinungen abgelenkt worden.«
Sir Orlando mißbilligte die Erklärung, doch zog er es vor,
nichts dazu zu sagen; seine Meinung von Sir Thomasin war noch nie eine gute gewesen. Kapitän Quire würdigte er keines Grußes.
»Lord Montfallcon sprach in Eurem Namen, Majestät«, fuhr
er fort. »Als Euer Vertreter.«
»So wurde mir bereits berichtet.«
»Er ist mit mir gekommen. Und Lord Kansas. Er schickte mich voraus, um zu fragen …«
»Vielleicht würde er es vorziehen, wenn ich ihn heute abend empfinge?« schlug sie vor.
»Er ist von den Ereignissen ermüdet, Majestät. Es wäre das beste, wenn Ihr ihn jetzt empfinget.« Sir Orlando zeigte zur Terrasse hinauf. »Er ist auf der anderen Seite des Tors.« Die Königin schaute fragend zu Quire, der in Ergebung die Schultern hob. Montfallcon mit Bosheit zu begegnen, war nicht angebracht. Noch nicht.
»Wir werden die Herren empfangen«, entschied Gloriana.
Eine weitere Verbeugung, und Sir Orlando ging wieder fort, um Lord Montfallcon und Lord Kansas zu bringen, die auch in Trauerkleidung waren.
Quire bemerkte, daß die Königin sich mit Schuldgefühlen ihrer Kleidung bewußt wurde, die alles andere als nüchtern und dem Trauerfall angemessen war. Er drückte ihre Hand und flüsterte: »Sie werden Euch herunterziehen, wenn sie können. Denkt an meine Worte und vertraut keinem, der Euch Schuldgefühle eingeben möchte.«
Sie stand auf und begrüßte lächelnd die drei Adligen. »Milords, ich danke Euch, daß Ihr so frühzeitig gekommen seid. Wie ich höre, haben die Beisetzungsfeierlichkeiten unter großer Beteiligung und mit angemessener Würde stattgefunden.« »So ist es, Majestät.« Montfallcon verneigte sich langsam, und der Virginier folgte seinem Beispiel. Lord Kansas schien beunruhigt und bekümmert, während Montfallcon nur anklagend wirkte. Quire verspürte eine momentane Anwandlung von banger Unruhe, als er Lord Kansas betrachtete. »Ihr werdet uns vergeben, Majestät, daß wir Eure …« – Montfallcons Blick wanderte voll eisiger Mißbilligung über die Gartengesellschaft – »Spiele stören.«
»Selbstverständlich, Milord. In solch melancholischen Zeiten müssen wir uns ablenken. Es tut nicht gut, über den Tod zu grübeln. Wir müssen Optimisten sein, nicht wahr?«
Das waren unerwartete Worte aus ihrem Munde, und Montfallcon blickte zu Quire als dem mutmaßlichen Urheber. »Wollt Ihr Euch nicht zu uns gesellen, Milord?« fragte Quire mit gespielter Unterwürfigkeit, um rasch hinzuzufügen, als habe er seinen Fauxpas bemerkt: »Aber ich vergesse mich. Lord Ingleborough war Euer teuerster Freund.«
»Richtig.« Montfallcon sah durch Tom Ffynne hindurch, als wäre er Luft. »Ich habe jetzt keinen mehr. Ich muß selbstvertrauend sein.«
»Ihr seid die stärkste Stütze des Reiches«, sagte Gloriana und legte ihm die Hand auf den Arm. Er schrak ein wenig zusammen, als wollte er den Arm wegziehen, aber die Höflichkeit wie die Gewohnheit verboten es.
Er ließ sich von ihr zum Gartenlabyrinth führen. »Es gab einen Grund für meinen Besuch, Majestät«, sagte er.
Lord Kansas, Kapitän Quire und Sir Orlando Hawes folgten
dem Paar mit einigen Schritten Abstand, drei schwarze und
schlecht zusammenpassende Zugvögel.
»Sagt mir mehr darüber, Milord.«
»Staatsgeschäfte, Majestät. Der Staatsrat muß in Kürze zusammentreten. Es gibt Nachrichten, die Entscheidungen erforderlich machen. Eure Anleitung ist notwendig.«
»Dann werde ich den
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