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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Müßiggang«, sagte Wheldrake. »Das kann nicht sein«, widersprach der Thane.
    »Oder wenn es so ist«, fügte Dr. Dee hinzu, »dann aus einem vernünftigen Grund und dem Wohlbefinden der Königin zuliebe.«
    In diesem Augenblick kamen die Königin und Montfallcon aus dem Gartenlabyrinth zum Vorschein, noch immer Arm in Arm. Montfallcon schien ein wenig besänftigt. Wheldrake sah Tom Ffynne in Begleitung einer der Ehrenjungfrauen auf der anderen Seite einer Hecke näherkommen, seinen alten Freund bemerken und wieder umkehren.
    Kansas, Hawes und Quire waren noch im Labyrinth.
    »Dann werden wir Euch heute abend sehen, Majestät?« sagte Montfallcon.
    »Heute abend«, versprach sie. Dann wandte sie sich zu Wheldrake: »Wo ist Kapitän Quire?«
    »Dort drüben, Majestät.« Wheldrake zeigte es ihr. »Er folgte Euch in das Labyrinth.«
    Sie schien beunruhigt, so lange von ihm getrennt zu sein. »Wird jemand die Güte haben, ihn herbeizurufen?«
    Der Thane schritt auf die hohen Hecken zu. Als er den Eingang zum Labyrinth erreichte, prallte er erschrocken zurück, als Phil Starling kichernd herausflog, verfolgt von Meister Wallis. Phils Körperbemalung war verschmiert und verlieh ihm ein wüstes, liederliches Aussehen. Meister Wallis’ blasse Haut glänzte vor Schweiß. Der Thane sah den beiden kopfschüttelnd nach, dann drang er in das Labyrinth ein. Sie sahen die Feder auf seinem Barett über den geschnittenen Hecken dahinschwanken. Phil Starling und Meister Wallis setzten ihre Verfolgungsjagd schnaufend fort. Montfallcon wurde zornig. »Meister Wallis!«
    Florestan Wallis kam zum Stillstand, eine Hand am weichen Arm des Jungen. Er räusperte sich. »Ja, Milord?« Phil Starling grinste ungeniert.
    »Es ist eine Sitzung des Staatsrates einberufen worden.«
    »Ich werde zur Stelle sein, Milord.« Wallis ließ den Jungen los. Dieser starrte Lord Montfallcon mit einem schamlos herausfordernden Lächeln an, wie eine Hure, die einen neuen Kunden gefunden zu haben glaubt. Das war zuviel für Gloriana. Unwillig entließ sie die beiden mit einer Handbewegung. »Der Mangel an Ehrfurcht breitet sich aus«, stieß Montfallcon in einem scharfen, raschelnden Ton hervor, der an das Zischen einer Kobra gemahnte. »Man hat Verständnis für den Wunsch der Königin, ihre Huren und Lustknaben zu unterhalten. Sie fühlt sich für sie verantwortlich. Hoffen wir, daß die Verantwortung eines baldigen Tages von ihren Schultern genommen werde …« Er brach mit Bedacht ab und fuhr ohne Pause fort: »Aber wenn die Bewohner des Serails ans Tageslicht gebracht werden, um vor aller Augen Schaustellungen zu geben, dann fragt man sich, ob die Königin gut beraten ist, in ihrer alten Gewohnheit fortzufahren. Was eine verständliche und private Unterhaltung war, wird nun zu einem öffentlichen, vernunftlosen, alles verzehrenden Taumel! Sollen wir in Albion bald den ausschweifenden und dekadenten Hof eines orientalischen Paschas sehen? Soll dies Herns Albion werden, wo keine Jungfrau und kein Jüngling jemals vor Infamie und Ver
    führung sicher war?«
    »Wir werden zur Sitzung des Staatsrates wieder zusammenkommen, Milord?« sagte Gloriana kühl. »Wo ist Kapitän Quire? Ist er verlorengegangen?«
    Niemand antwortete. Lord Montfallcon konnte oder wollte ohne seine Freunde nicht gehen, und diese waren mit Quire im Labyrinth. Die Königin erblickte Sir Amadis auf der breiten Promenade, wo er mit einem wie in Selbstmitleid versunkenen Ausdruck des Weges kam, und belegte ihn mit Beschlag. »Sir Amadis!«
    Er blickte auf und bemühte sich, seine Miene zu glätten. Alys Finch hatte ihn zum dritten oder vierten Mal an diesem Tag vernachlässigt und sich von Lord Gorius bei der Hand führen lassen. Er hatte den beiden verdrießlich den Rücken gekehrt, wenngleich er wußte, daß er zu ihr zurückkehren würde, wenn sie ihn riefe. Er war hilflos, der absolute Skalve dieser verräterischen Nymphe. »Sir Amadis!«
    Er gesellte sich zu der Gruppe um die Königin. »Euer Majestät?«
    »Wir fragten uns, ob Ihr Nachricht von den Verwandten Eurer Gemahlin habt. Sind Euch Briefe von dort zugegangen?« Die Königin war grausam, dachte er, ihn gerade jetzt an seine Untreue zu erinnern, da er mit verwundetem Herzen über die Untreue der wetterwendischen Alys grübelte. »Kein Brief, Majestät.«
    Unter Montfallcons furchtbarem Blick spielte er mit einem orientalischen Armreif.
    »Ihre Brüder werden sie nicht mit jemandem vom Hofe in Verbindung treten lassen«, fuhr

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