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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Halcour
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es verlassen habe. Bis auf die blauen Vorhänge, die seien so alt und ausgefranst gewesen, dass seine Mutter sie abgenommen habe.
    »Dann rief sie mich heute an«, fuhr er fort, »und meinte, sie habe im Möbelhaus blaue Vorhänge gesehen und gleich gekauft. Das macht mir Angst«, schloss er und unwillkürlich musste ich lächeln.
    Ten-nes-see Whis-key.
    »Kann ich nicht irgendwas für dich tun?«, fragte er und klang dabei so liebevoll, dass es sich in mir zusammen zog. Wir waren alleine und er, seine Lippen, waren mir so nah. Warum musste sich Begehren bloß ins Unendliche steigern, wenn es unerfüllt blieb? Oder konnte ich ihn haben, durfte ich ihn küssen? Um zu erfahren, wie es sich für mich anfühlen würde, suchte ich nach einem Pendant für Jakob und fand Florian. Wie wäre es, wenn Maria ihn küsste? So wie ich diesen stillen Mann mit der Gitarre früher immer küssen wollte? Es wäre erträglich, kläffte es in mir, aber die Zweifel an der Gültigkeit dieses Vergleichs blieben.
    »Sollen wir wieder zu den anderen gehen?«, fragte ich und tat munter. Maria würde mir nicht verzeihen.
    Am Tisch empfing man uns herzlich. Der Hobbit sah mich neugierig an und ich nahm seinen Blick als Aufforderung, mich zu ihm zu setzen, um wenigstens ein bisschen Abstand zu Jakob zu schaffen.
    Als neue Getränke gebracht wurden, griff ich eine grünlich schimmernde Flüssigkeit. Die Flucht in den Rauschzustand erschien mir folgerichtig. Vorsichtig probierte ich das Getränk. Es schmeckte schneidend bitter. Der Hobbit erzählte mir, dass seine Kollegen zu Freunden geworden seien. Zutraulich lächelte er mich an. Flüchtig lächelte ich zurück.
    Jakob stand auf der anderen Seite des Tischs. Als ich sah, dass er mich ansah, wie er mich ansah, fordernd und beinahe gereizt, zuckte mein Mundwinkel. Wir hatten einen stummen Vertrag geschlossen, den ich nun zu brechen versuchte. Anfechtung wegen Irrtums, kam mir in den Sinn, aber ich merkte, dass ich mich gar nicht lösen wollte, denn ich begehrte diesen Mann und sagte es ihm mit einem Blick. Beinahe unmerklich senkte er den Kopf. Hatte er genickt?
    Zerstreut entschuldigte ich mich beim Hobbit und verschwand zu den Toiletten. Die Tür fiel hinter mir zu. Ich schloss meine Augen und lehnte mich gegen die Wand. Noch war nichts passiert. Noch konnte ich nach Hause gehen. Noch hatte ich mich bewährt. Ich öffnete die Augen und sah mein Gesicht im Spiegel. Meine Haut strahlte, wie seit langem nicht mehr und mir war sofort klar, warum, aber mein Entschluss nun zu gehen, stand fest. Nur dass der Abend so abrupt für Linda enden würde, tat mir leid.
    Zügig verließ ich die Toiletten. Der Teppich unter meinen Füßen war angenehm weich und meine Füße versanken bei jedem Schritt.
    Am Ende des Ganges schob sich ein Mann vor das Licht. Mein Herz machte einen Satz, denn der Schattenriss seiner Locken war unverkennbar. Das Atmen fiel mir schwer, als läge ein Stein auf meiner Brust. Unsicher setzte ich nur noch einen Fuß vor den anderen.
    »Lässt du mich durch?«, fragte ich leise.
    »Nein«, entgegnete Jakob bestimmt. Ich biss mir auf die Lippe. Viel zu sehr gefiel mir diese Seite an ihm. Seine Hand legte sich auf meine Taille und zog mich an seinen Körper heran. Er umschloss mich mit beiden Armen und ich dachte an Leo und wie lange er das nicht mehr gemacht hatte.
    »Sag mal, warum haust du eigentlich immer ab?«, flüsterte er in mein Haar.
    Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Der Apfel war zu leuchtend rot, als dass ich hätte vorüber gehen können.
    Es war aus und vorbei.
    Mein Blick hielt ihn fest, als ich aus seinen Armen glitt. Die Wand stützte meinen losen Körper. Er kam auf mich zu und lehnte sich gegen mich. Meine Hand strich seine Wange, endlich durfte ich ihn berühren, endlich. Seine Bewegungen waren zärtlicher als erhofft und seine Küsse wie Wassertropfen auf meinen verdursteten Lippen.
    »Emilia, da bist du ja!«
    Aus weiter Ferne hörte ich die Stimme meiner Schwester. Jakobs Lippen strichen meinen Hals und ein Kribbeln plätscherte von dort aus bis in meinen Bauch. Wie lange waren wir schon hier? Minuten? Stunden?
    »Ich habe dich schon überall gesucht«, sagte Linda, die plötzlich neben uns stand. »Komm, lass uns gehen. Aaron bringt uns nach Hause.«
    Aaron?
    »Geh nicht«, flüsterte Jakob in mein Ohr.
    »Ich bin an der Garderobe«, hörte ich meine Schwester sagen und sah ihren Rücken verschwinden.
    Jakob blickte mich an, sein erhitzter Körper drückte mich

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