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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Halcour
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zu. Er sollte sehen, dass ich auf ihn Rücksicht nehme, auch wenn ich seine Entscheidung nicht verstand.
    Wir verabschiedeten uns gemeinsam und ich erkannte in den Gesichtern der Bleibenden, dass unser Verhältnis nicht nur für mich irritierend war. Als ich sah, wie einer von den Männern wieder die Gitarre nahm, fühlte ich für eine Sekunde diese große Sehnsucht, wie sie eben noch von ihnen besungen worden war.
    Die Fahrt auf der Autobahn zog sich hin. Während ich die vorbeifliegende Landschaft betrachtete, musste ich mir eingestehen, dass der Mann neben mir ganz anders als der Florian meiner Träume war, der viel mehr gesprochen hatte und dessen Augen immerfort leuchteten. Wenn ich reden wollte, musste ich ein Gespräch beginnen und allein dies widersprach meiner Vorstellung von einem glücklichen Zusammensein. Natürlich hätte ich ihn gerne geküsst, alleine, weil ich davon tausendmal geträumt hatte. Aber er hatte keinen meiner innigen Blicke erwidert und die Möglichkeiten, mir nahe zu sein, kaum genutzt. Und jetzt waren wir auf der Rückfahrt, was sollte noch passieren? Ich konnte ihm ja nicht, wenn er vor meinem Haus hielt, um den Hals fallen und meine Lippen zum Abschied verliebt auf seine drücken.
    Vor den Ampeln in der Stadt wurde die Stille zwischen uns unangenehm, so dass ich wünschte, diese Fahrt möge schnell zu Ende gehen. Andererseits fürchtete ich den fremden Händedruck oder verlegenen Wink eines kurzen Abschieds, der unweigerlich eine tiefe Enttäuschung bei mir zurücklassen würde, da ich nicht ein einziges Mal, nach so vielen Jahren, seine Nähe wenigstens hatte kosten dürfen. Dennoch versprach ich mir, meinen Stolz zu wahren und ihm mit einem freundlichen Gesicht »Auf Wiedersehen« oder besser gleich, da endgültig, »Tschüss« zu sagen.
    »Mist, ich muss mal auf Toilette«, sagte Florian in meine Überlegungen hinein. Unschlüssig sah ich ihn an. Was wollte er nun von mir hören? Er wohnte nicht weit von mir entfernt. Es würde nur wenige Minuten länger dauern, bei sich zu Hause auf Toilette zu gehen.
    »Du kannst gern bei mir auf Toilette gehen«, sagte ich, wobei die Scham über dieses Angebot meine Ohren heiß werden ließ.
    »Prima«, sagte er und lachte kurz zu mir herüber.
    Als wir ausstiegen, war ich noch immer über diese Entwicklung perplex. Um meine Unsicherheit zu verbergen, dass tatsächlich er, Florian, gerade mit mir nach oben ging, begann ich im Treppenhaus von der niedrigen Decke, der welligen Tapete, der veralteten Toilettenspülung, den nichtverputzten Stellen in der Küche und dem insgesamt unebenen Boden zu erzählen, der ihn nun erwartete.
    »Alles in allem eine Bruchbude«, schloss ich vor meiner Wohnungstür.
    Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich will ja nur auf Toilette gehen.«
    »Verstehe«, sagte ich und ärgerte mich über meine Naivität. Er wollte nicht mehr als auf Toilette gehen. Was hatte ich mir nur gedacht? Seine Antwort hatte alle Hoffnungen zerschlagen. Aber der Erniedrigungen war es nun genug. Nun würde ich keine Schwäche mehr zeigen.
    Ungeduldig wartete ich im Wohnzimmer, bis er fertig war. Meine eingezwängten Zehen schmerzten in den hohen Schuhen, aber die zwei Minuten bis er ging, konnte ich auch noch aushalten.
    Die Badezimmertür ging auf, er stand in meinem Flur und lugte in mein Wohnzimmer hinein. »Ist doch schön hier«, sagte er.
    Ich zeigte ihm, dass man die Wand mit bloßen Händen eindrücken konnte.
    »Meine Wohnung sieht schlechter aus«, murmelte er und überschritt zögerlich die Schwelle meines Wohnzimmers. Er befühlte seine Taschen und holte eine Schachtel Zigaretten hervor. »Darf ich?«, fragte er.
    »Natürlich«, sagte ich schnell, zog meine Schuhe aus und holte ihm leichtfüßig einen Aschenbecher. Wollte er also doch bleiben?
    Wir setzten uns aufs Bett. Im Fernsehen wurden Sportunfälle gezeigt und die Unfallopfer dazu interviewt. Eine Sendung, die ich mir sonst nie anschauen würde, aber uns gab sie etwas, worüber wir reden konnten. Nach wenigen Minuten drückte er seine Zigarette aus. Bewegungslos blieb ich sitzen.
    Und jetzt?
    Er schaute mich an und fragte: »Sollen wir noch ein bisschen weiter fernsehen oder soll ich fahren?«
    Endlich. Der erste Satz, der davon zeugte, dass er mich mochte. Er wollte bei mir bleiben, Zeit mit mir verbringen. Endlich ein bisschen Gefühl.
    »Du kannst gerne noch was bleiben.« Meine Stimme vibrierte verräterisch.
    Er strich seine Schuhe von seinen Füßen und machte es

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