Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin
handelt davon, wie man einen Hund dazu bewegen kann, seinen alten, stinkigen Knochen herzugeben. Die Antwort lautet: »Halt ihm doch mal ein Kotelett hin, dann fällt der Tausch nicht schwer â¦Â«
Immer wieder bin ich dankbar für die tiefe Wahrheit, die sich hinter diesem kleinen Lied verbirgt: Dass Gott uns in seiner Liebe genau solch einen wunderbaren Tausch anbietet. Wir dürfen unsere Schuld, unseren Schmerz und unseren Mangel zu ihm bringen â und er schenkt uns stattdessen Vergebung, Freude und ein erfülltes Leben.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Freut euch mit mir;
denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
Lukas 15,6 (L)
Herzensangst
Als ich mit Wolle in den Waldweg neben dem Flüsschen einbiege, beginnt es wieder zu regnen. Was für ein unfreundlicher Herbsttag! Meine Brille fängt an zu beschlagen. Mit einem feuchten Papiertaschentuch wische ich sie ab. Die Regentropfen fallen aus den Baumkronen auf meine Regenjacke. Nachdem wir etwa zweihundert Meter gelaufen sind, bleibe ich stehen, und Wolle sieht mich erwartungsvoll an. Er weià schon, jetzt kommt unsere tägliche Ãbung: Freilaufen. Eine Hundetrainerin, die ich vor ein paar Tagen beim Spaziergang getroffen habe, hat mich davon überzeugt, dass dies sein muss: Mein Hund braucht ein bisschen mehr Freiheit, und gleichzeitig soll er lernen, mich im Auge zu behalten und auch beim Freilauf in meiner Nähe zu bleiben. Diese Ãbung kostet mich immer ein bisschen Ãberwindung. Wolle ist noch so klein, so unerfahren ⦠ichhabe solche Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Mit klammen Fingern löse ich den Haken der Hundeleine vom Halsband, und Wolle hüpft fröhlich los â schnuppert an einem Grasbüschel, scharrt ein bisschen Erde auf. Er läuft ein paar Meter voraus oder bleibt ein bisschen zurück, aber er hält sich immer in meiner Nähe auf. Immer wieder schaut er zu mir hoch, wartet auf ein paar freundliche Worte, ein Streicheln, ein Leckerchen. Ich bin erleichtert und freue mich, wie gut unsere tägliche Ãbung gelingt. Ein paar hundert Meter bevor der Waldweg auf die StraÃe stöÃt, will ich Wolle wieder anleinen. Aber gerade als ich ihn herrufen will, höre ich in der Ferne einen Hund bellen â und Wolle rennt los. Ganz schnell läuft er von mir fort, ich rufe und rufe, aber er scheint mich nicht zu hören. Ich laufe hinterher, aber er ist viel schneller. Meine Gummistiefel sind schwer wie Blei. Einen Augenblick lang sehe ich ihn noch â doch am Ende des Waldweges biegt er rechts ab und läuft auf einen Häuserblock zu. Dann ist er verschwunden. Mein Herz schlägt bis zum Hals. »Wolle, Wolle, Wolle!«, rufe ich verzweifelt. Und dann: »Jesus! Jesus! Bitte rette ihn, beschütze ihn, bring ihn zu mir zurück!«Ich irre durch die StraÃen, klingle an den Türen, spreche Menschen in ihren Gärten an. Niemand hat Wolle gesehen. Immer wieder rufe ich zu Jesus, fast besinnungslos vor Angst. Ich flehe ihn an, meinen kleinen Hund zu bewahren, der mir in diesen wenigen Wochen schon so kostbar geworden ist. Plötzlich erinnere ich mich daran, was ich einmal gehört habe: Wenn man einen Hund verloren hat, soll man dorthin zurückgehen, wo er weggelaufen ist. Denn wenn er zur Vernunft kommt und zu seinem Menschen zurückwill, wird er ihn dort suchen, wo er ihn verlassen hat. Also gehe ich zurück in den Waldweg. Dort treffe ich zwar nicht auf Wolle, aber auf einen Mann mit einer Rottweilerhündin. Ich frage auch ihn: »Entschuldigen Sie â haben Sie vielleicht einen kleinen, schwarz-weiÃen Hund gesehen?« Der Mann bleibt stehen. »Ja, tatsächlich«, sagt er. »Wo war das denn?«, frage ich atemlos. Der Mann überlegt. »Es war ganz am Anfang von meinem Spaziergang. An einem Grundstück mit einem blauen Zaun. Er ist da immer an dem Zaun auf- und abgelaufen und hat gebellt. Ich habe mich noch gewundert, was er da so allein auf der StraÃe macht. Warten Sie mal, wie heiÃt diese StraÃe? Messplatz?«
Kein Zweifel â das ist unsere StraÃe, unser Haus! Ich bin überglücklich. Wolle ist nach Hause gelaufen â der Mann hat ihn gesehen, er lebt!
Ich bedanke mich schluchzend und renne los. Mit den weiten Gummistiefeln geht es längst nicht so schnell, wie ich mir wünsche. »Danke, Herr Jesus«, bete ich keuchend. »Bitte mach, dass er zu
Weitere Kostenlose Bücher