Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin
es gut. Kessi mag nichts mehr sehen und hören, aber sie spürt die warmen Hände, die sanft über ihren knochigen Rücken streichen. Sie genieÃt die Zuwendung, die meine Mutter ihr schenkt.
Und sie genieÃt ihr Essen. Ja, sie stolpert manchmal über ihr Schälchen, wirft das Futter um, leckt es ungeschickt vom Boden auf. Tritt in ihre Wasserschüssel und verteilt nasse Flecken in der Wohnung.
»Sie hat mir so viel Freude gemacht in ihrem Leben«, sagt meine Mutter. »Sie war mir eine treue Kameradin. Sie hat mir ihre Liebe geschenkt. Nun will ich für sie da sein und ihr Gutes tun, solange ich kann.«
Ich verstehe meine Mutter. Wir beten, dass ihr die Entscheidung abgenommen wird. Dass Kessi friedlich einschläft, in ihren Armen. So wie unsere Elsa. Gott kann das doch tun, oder?
Aber er tut es nicht.
Eines Tages ruft meine Mutter mich an. Mit Tränen in der Stimme, aber gefasst.
»Gestern habe ich Kessi einschläfern lassen. Ich habe gespürt, dass sie nicht mehr leben wollte. Sie hat nichts mehr gefressen. Ich hatte den Eindruck,dass sie Schmerzen bekommen hat. Sie war so rastlos, so gequält. Ich habe die Tierärztin angerufen, und sie ist zu mir nach Hause gekommen. Kessi ist friedlich eingeschlafen, und ich habe sie die ganze Zeit gestreichelt. Die Ãrztin ist noch eine Weile neben mir sitzen geblieben und hat mich im Arm gehalten.«
Ich bin so stolz auf meine Mutter. Sie hat sich nicht dreinreden lassen. Bis zum letzten Tag hat sie über Kessis Schicksal gewacht. Ihr kleiner Hund war bei ihr in guten Händen.
Auch durch Kessi hat Gott mir etwas Wichtiges gezeigt. Früher habe ich mich oft gefragt: Was ist eigentlich, wenn wir einmal eine Krankheit bekommen, die unser Gehirn zerstört? Wenn wir vielleicht nicht mehr wissen, wer wir sind, unsere Angehörigen nicht mehr erkennen, vielleicht alles vergessen haben, was wir einmal geglaubt haben? Kennt Gott uns noch, auch wenn wir ihn nicht mehr kennen?
Heute weià ich die Antwort. Für meine Mutter ist Kessi immer ihr Hund geblieben. Auch als Kessi sich in dieser Welt nicht mehr orientieren konnte und vielleicht auch nicht mehr wusste, wo siehingehörte. Meine Mutter hat die Treue, die die Hündin ihr während ihres Lebens erwiesen hat, nicht vergessen. Wie viel mehr  â wieder einmal denke ich diese Worte â wie viel mehr wird Gott uns in seinem Herzen behalten. Er wird uns nicht verloren gehen lassen, selbst wenn wir einmal eine Krankheit bekommen, die uns alles vergessen lässt, was wir einmal gewusst haben. Er wird uns niemals vergessen.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Gott ist die Freude.
Deshalb hat er die Sonne vor sein Haus gestellt.
Franz von Assisi
Ãbersprudelnde Freude
Bingo! Meine Kleinanzeige mit dem Wortlaut »Freundlicher kleiner Hund mit eigenem Garten sucht Spielkameraden zum gemeinsamen Toben und Gassigehen« hat Erfolg gehabt. Die sympathische Stimme am anderen Ende der Telefonleitung nennt mir eine Adresse im Nachbarort und liefert auch gleich noch eine genaue Wegbeschreibung. Zum vereinbarten Termin stehe ich mit Wolle vor der Haustür. Auf unser Klingeln bitten uns eine Frau in meinem Alter und deren Tochter in ihre Wohnung, in der uns eine allerliebste, aufgeregt schnaufende Mops-Dame namens Lucy erwartet. Nach einem kurzen Gespräch, bei dem Wolle und Lucy bereits begeistert über die Möbel turnen, um die Gummibäume herum Fangen spielen und sich gegenseitig Lucys Lieblingsspielzeug abjagen, begeben wir uns in den geräumigen Garten und schauenglücklich zu, wie unsere Vierbeiner miteinander toben. Sie jagen sich um die Gemüsebeete herum, raufen spielerisch miteinander, packen sich gegenseitig an ihren kurzen Schwänzen und wirbeln umeinander herum. Zwischendurch kommen sie immer wieder zu uns gestürmt, als wollten sie sich dafür bedanken, dass wir ihnen diese tolle Spielstunde ermöglicht haben.
Auf den schönen Nachmittag folgen noch viele andere, an denen wir uns gegenseitig besuchen. Lucys Familie ist in beinah jeder Hinsicht ganz anders als wir, aber unser gemeinsamer Wunsch, unseren Hunden Freude zu machen, schafft eine Verbindung, die alle Unterschiede überbrückt.
Es macht mich so froh, Wolle glücklich zu sehen. Ich sammle Bücher darüber, was ein Hund braucht, um ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen. Zuerst einmal sind da natürlich die Grundbedürfnisse nach Nahrung,
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