Glücklich gestrandet
mit spontaner Begeisterung reagiert.
Philip war absolut gegen diese Idee gewesen. »Du kannst doch niemals auf einem Boot leben!«, hatte er gesagt. »Es ist eine lächerliche Idee! Warum mietest du dir nicht irgendwo eine Wohnung oder ein Haus?«
Jegliche Zweifel an der Idee, auf einem Kanalboot zu leben, hatten sich bei seinen Worten in nichts aufgelöst. Ein Leben in einer bescheideneren, kleineren Version dessen, woran sie gewöhnt war, wäre demütigend gewesen. Eine vollkommen andere Lösung zu finden, schien Jo eine viel bessere Idee zu sein. »Weil ich auf einem Kanalboot leben will«, hatte sie entschieden erklärt, »und du kannst nichts tun, um mich daran zu hindern!«
Philip hatte die Neigung gehabt, andere zu beherrschen, und die Erkenntnis, dass er das Recht verwirkt hatte, seiner Frau zu sagen, was seiner Meinung nach das Beste für sie sei, hatte ihn für einen Augenblick zum Schweigen gebracht. »Nun, komm nicht zu mir gelaufen, wenn alles schiefgeht!«, hatte er schließlich erwidert.
»Philip, du hast mich wegen einer jüngeren Frau verlassen. Wenn ich irgendwann irgendetwas von dir brauchen werde, werde ich darum bitten!« Sie hatte tief Luft geholt. »Fast dreißig Jahre lang habe ich mich um dich und Karen gekümmert; ich habe meine Karriere aufgegeben; ich habe das Haus und den Garten in Schuss gehalten; ich habe mich in der Gemeinde engagiert und deine langweiligen Geschäftsfreunde bewirtet. Du stehst in meiner Schuld!«
»Du bist eine wunderbare Köchin«, hatte er eingeräumt, in dem Bemühen, die Frau zu beschwichtigen, die viel stärker geworden war, als sie es während ihrer Ehe gewesen war.
»Ich weiß! Aber ich bin nicht mehr deine wunderbare Köchin!«
»Oh, Jo, ich fühle mich wirklich mies deswegen! Du weißt, dass ich das tue …«
»Hm, was glaubst du, wie ich mich fühle! Ich werde es dir sagen: ausgemustert. Wie ein alter Teppich, der jahrelang hervorragende Dienste geleistet hat und dann auf die nächste Müllkippe verfrachtet wird! Genauso fühle ich mich. Und wenn ich auf einem Kanalboot leben will, dann werde ich es tun.«
Michael hatte sich sehr darüber gefreut, einen Mieter für sein Boot zu haben. Sie hatte sich mit ihm getroffen, und er hatte sie herumgeführt.
»Ich werde mindestens ein Jahr lang außer Landes sein, und Boote haben es nicht gern, wenn man sie allein lässt, ohne jemanden, der sich um sie kümmert. Du wirst mir einen Gefallen tun.«
»Es war sehr lieb von dir, an mich zu denken«, hatte Jo geantwortet.
»Nun, ich hätte nicht an dich gedacht, wenn Philip mir keine E-Mail geschickt und mir erzählt hätte, was geschehen ist.«
»Hat er das? Wie eigenartig! Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch dafür häufig genug gesehen habt.«
»Oh, wir haben uns jahrelang nicht getroffen, aber wir haben irgendwann mal unsere E-Mail-Adressen ausgetauscht, und er hat eine Mail an jeden in seinem ›Alte Freunde‹-Ordner in seinem Adressbuch geschickt.«
»Das hat er nicht getan!«
Michael hatte genickt. »Ich glaube nicht, dass er stolz darauf ist, Jo. Er hatte nur das Gefühl, es allen mitteilen zu müssen.«
Jo hatte geseufzt und versucht, sich nicht abermals betrogen zu fühlen.
»Oh, hm, wie sich herausstellt, war es zu meinem Vorteil. Es ist ein schönes Boot, und ich werde mit Freuden hier leben.« Vor allem nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie nach wie vor in der Lage sein würde, Karen E-Mails zu schicken und ihr Handy zu benutzen, zumindest in gewissen Teilen des Bootes.
»Du kommst in eine freundliche Nachbarschaft«, hatte Michael hinzugefügt. »Hier leben Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Einige von ihnen sind die meiste Zeit hier, andere nur übers Wochenende, aber es ist eine nette Truppe. Wenn nötig, werden sie dir unter die Arme greifen.«
Das wird nicht nötig sein, hatte Jo erwidern wollen, aber dann war ihr klar geworden, dass sie noch eine Menge über das Leben auf einem Boot lernen musste und wahrscheinlich von Zeit zu Zeit Hilfe brauchen würde. Daher hatte sie geschwiegen.
Drei Wochen später war sie auf das Kanalboot gezogen. Philip hatte ihr ihre Sachen gebracht, und wegen seiner Schuldgefühle war er äußerst hilfsbereit gewesen. Nach geringen anfänglichen Problemen – die vor allem die Abwasserpumpe und die Seeventile betrafen – hatte sie begonnen, sich auf dem Plattbodenschiff pudelwohl zu fühlen.
»Ich werde blendend zurechtkommen – solange ich nirgendwo hinfahren muss«, hatte sie Michael
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