Glücklich gestrandet
Vater reden!«
»Aber Dora, was würdest du über deinen Dad denken, wenn er deine Mutter nach fast dreißig Jahren verlassen hätte?«
Dora hatte nachgedacht. »Ja, in Ordnung, ich verstehe, was du meinst.«
Jetzt sah sie sich um, während Karens Mutter Gläser und eine Flasche Wein hervorholte. Sie hatten ihre verschiedenen Taschen in der Kabine abgesetzt, die Dora gehören sollte, »solange sie sie brauchte«. Der Salon war viel größer, als sie erwartet hatte, mit einem Sitzbereich an einem Ende und einer Küche – oder sollte das eine Kombüse sein? – und einem Essbereich am anderen. Die Wände waren weiß gestrichen, und die Decke war mit Holz vertäfelt. In einer Ecke befanden sich eine Art Herd sowie eine gepolsterte Bank und Stühle. Es war sehr gemütlich, aber nicht schrecklich ordentlich.
»In diesem Schrank liegt eine Tüte Chips«, sagte Mrs Edwards. »Sei so lieb und hol sie heraus, ja? Irgendwo müsste auch eine Schale stehen.«
»Soll ich die Porzellanschale nehmen oder die aus Holz, Mrs Edwards?«
Jo Edwards sah Dora mit entsetzter Miene an. »Oh, nenn mich Jo und sag Du, bitte! Wenn mich jemand noch Mrs Edwards nennt, denke ich immer, meine Schwiegermutter sei aus dem Grab auferstanden und stände hinter mir.«
Dora war verlegen. »Haben Sie – hast du denn deinen Mädchennamen wieder angenommen? Ich würde dir keinen Vorwurf machen …«
»O nein, das heißt, ich werde es vielleicht tun, es ist nur so, dass alle mich Jo nennen. Du musst es auch tun.«
»In Ordnung, Jo. Welche Schale?« Jetzt, da sie Jos Vornamen benutzte, hatte Dora ihre Scheu verloren. Es schuf eine vertraulichere Atmosphäre.
Jo zeigte auf die Holzschale, reichte Dora ein Glas, setzte sich auf die Bank und suchte sich zwischen Papierstapeln, Rezeptbüchern und einem Schminkbeutel Platz für ihr eigenes Glas. »Stell die Chips irgendwohin, während ich darüber nachdenke, was wir zu Abend essen werden. Morgen findet ein Galadinner statt. Ich habe dir auch eine Karte besorgt.«
»Du musst mir erlauben, dir das Geld dafür zurückzugeben«, erwiderte Dora und nahm ihrer neuen Vermieterin gegenüber Platz. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich dir auf der Tasche liegen werde. Ich bezahle, was ich brauche.«
»Ich werde eine kleine Miete annehmen«, meinte Jo, »weil man in diesen Dingen vernünftig sein muss, aber nicht, bevor du einen Job hast.«
»Ich habe Ersparnisse«, protestierte Dora. »Sie waren für die Flitterwochen gedacht.« Dann wurde ihr bewusst, dass sie ein Wort ausgesprochen hatte, das eine Explosion von Tränen auslösen konnte. Ihr Job hatte ihr gefallen, und es war ihr schrecklich gewesen zu kündigen, als sie aus dem Dorf hatte fliehen müssen.
Jo, die Doras potenziellen Tränenausbruch wahrscheinlich spürte, erklärte schnell: »Wir werden dergleichen Dinge später regeln. Jetzt trink einfach deinen Wein und entspann dich für einen Moment. Wir könnten nachher irgendwo hingehen und Fisch und Pommes frites essen«, fügte sie hinzu.
Dora schnüffelte tapfer. »Das wäre schön.«
»Wenn ich an all die ordentlichen Mahlzeiten denke, die ich für meinen Mann gekocht habe, obwohl ich die meiste Zeit genauso gern Rührei und Salat gegessen hätte, wird mir klar, was für eine absolute Zeitverschwendung die Ehe sein kann. Es war sehr vernünftig von dir, die Hochzeit nicht durchzuziehen.«
Dora nahm einen Schluck Wein, um die Tränen herunterzuspülen, die noch immer drohten. »Du hättest hören sollen, was meine Mutter zu dem Thema zu sagen hatte. So, wie sie sich aufgeführt hat, hätte ich eine Hure sein können, die ihre sechs hungernden Kinder im Stich lässt, um Puffmutter zu werden.«
Jo seufzte. »Es war bestimmt ausgesprochen harte Arbeit, die Hochzeit zu organisieren, und sie abzusagen, war bestimmt noch schlimmer.«
»Ich habe angeboten, mich selbst darum zu kümmern, aber sie hat einfach die Zügel in die Hand genommen.«
Doras Mutter traute ihr nicht zu, etwas so Erwachsenes zu übernehmen wie die Organisation einer Hochzeit, obwohl sie in ihren Augen mit zweiundzwanzig Jahren zum Heiraten erwachsen genug war.
»Sie ist eine sehr tüchtige Frau.«
»Hm«, murmelte Dora in ihr Glas.
»Aber es wäre vollkommen falsch gewesen zu heiraten, nur um nicht das Gesicht zu verlieren, wenn du das Gefühl hattest, dass es nicht das Richtige war.«
»Das denke ich auch, doch Mum war anderer Meinung. Sie sagte, sie könne nie wieder erhobenen Hauptes durchs Dorf gehen, und
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