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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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geheult. Rennt weg, kommt am nächsten Tag – also gestern – nicht zu den Pro ben, und als ich bei ihm zu Hause klingele, trägt er ein T-Shirt mit Schokoladenflecken und hat sich eine Glatze rasiert.«
    Sein berühmtes Haar. Sein ehemals und neuerdings wieder verrücktes Haar. Armer Wayne. Offensichtlich wollte er wirklich nicht mehr mitmachen.
    »Ich meine, das mit dem Haar, das würden wir hinkriegen«, sagte Jay. »Und der Bauchansatz. Er hat mir versprochen, er würde sich zusammennehmen, aber heute Morgen ist er wieder nicht gekommen. Und ist auch nicht ans Telefon gegangen, weder Festnetz noch mobil. Wir haben beschlossen, mit den Proben weiterzumachen. Soll er doch einen Tag aussetzen und seinen kleinen Protest ausleben, dachten wir …«
    »Wer ist wir?«
    »Ich. Und John Joseph, gewissermaßen. Nach der Probe habe ich bei Wayne angerufen, da war sein Mobiltelefon abgestellt, also bin ich wieder bei ihm zu Hause vorbeigefahren, als hätte ich so nicht schon genug zu tun. Und er ist weg. Er ist einfach … verschwunden. Und deswegen bin ich bei dir.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Es gibt Dutzende von Privatdetektiven in dieser Stadt. Alle suchen verzweifelt Aufträge. Geh zu einem von ihnen.«
    »Hör zu, Helen.« Plötzlich klang er leidenschaftlich. »Ich könnte jede alte Spürnase darauf ansetzen, die Buchungen der Fluggesellschaften der letzten vierundzwanzig Stunden anzuzapfen. Ich könnte mich sogar persönlich hinsetzen und jedes Hotel im Land anrufen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass da nichts bei rumkommt. Wayne ist ein schwieriger Typ. Jeder andere hätte sich in einem Hotel versteckt, mit Zimmerservice und Massagen. Golf.« Er unterdrückte einen Schauder. »Aber Wayne … ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
    »Und?«
    »Ich brauche dich, weil du in Waynes Kopf gucken sollst. Ich brauche jemanden, der ein bisschen abseits des Normalen denkt, und du, Helen Walsh, bist auf deine eigene, unangenehme Weise ein Genie.«
    Daran war etwas Wahres. Ich bin träge und unlogisch. Meine sozialen Fähigkeiten sind begrenzt. Ich langweile mich schnell und bin leicht gereizt. Aber ich habe brillante Augenblicke. Sie kommen und gehen, ich kann mich nicht auf sie verlassen, aber es gibt sie.
    »Wo immer sich Wayne versteckt hat«, sagte Jay Parker, »er ist direkt vor unserer Nase.«
    »Ach wirklich?« Ich machte die Augen groß auf und sah von rechts nach links, von oben nach unten und um mich herum. »Direkt vor unserer Nase, sagst du? Siehst du ihn? Nein? Ich auch nicht. Damit wäre diese These widerlegt.«
    »Ich will nur sagen, dass er sich nicht richtig versteckt, nicht wie ein normaler Mensch. Er versteckt sich, das schon, aber wenn wir ihn dann finden, schlagen wir uns an die Stirn und denken, das war doch die logischste Stelle überhaupt.«
    »Jay, es klingt, als wäre Wayne … unter Stress. Wenn er sich die Haare abrasiert und so. Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst abzukassieren. Mit den Laddz-Geschirrtüchern und den Laddz-Brotdosen, aber wenn Wayne Diffney irgendwo da draußen mit dem Gedanken spielt, sich etwas anzutun, dann ist es deine Verantwortung, es jemandem zu sagen.«
    »Sich etwas anzutun?« Jay starrte mich überrascht an. »Wer sagt das denn? Du hast das alles ganz falsch verstanden. Wayne schmollt einfach nur.«
    »Wer weiß …«
    »Er ist beleidigt, das ist alles.«
    Vielleicht. Vielleicht übertrug ich die Gedanken in meinem Kopf in den von Wayne.
    »Ich glaube, du solltest zur Polizei gehen.«
    »Die machen da nichts. Er ist freiwillig abgehauen, er ist seit höchstens vierundzwanzig Stunden weg … Und die Presse darf nichts erfahren. Ich habe eine Idee, Helen Walsh. Komm mit, wir gehen zu ihm nach Hause und gucken mal, ob du dich da hineinfühlen kannst. Gib mir eine Stunde, und ich bezahle dich für zehn. Zum doppelten Tarif.«
    Eine Stimme in meinem Kopf sagte immer wieder: Jay Parker ist ein schlechter Mensch.
    »Haufenweise Zaster«, sagte Jay verführerisch. »In diesen mageren Zeiten für Privatdetektive.«
    Da hatte er nicht unrecht. Die Zeiten waren nie magerer gewesen. Zwei schlimme Jahre lagen hinter mir, die Aufträge wurden immer weniger, ich hatte kaum etwas zu tun und verdiente schließlich gar kein Geld mehr. Aber um ehrlich zu sein, war es gar nicht die Verlockung des Geldes, die mein Herz höher schlagen ließ, es war der Gedanke, dass ich etwas zu tun bekäme, dass da ein Rätsel war, auf das ich mich konzentrieren konnte, und dass ich mich in meinem Kopf

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